Dillenburg jubelt mit
Wenn in Amsterdam die Menschen ihrem neuen Königspaar zujubeln, freuen sich evangelische Christen in Dillenburg mit ...
Oranje und Oranien: In Dillenburg nehmen die Bürger Anteil, was in Amsterdam passiert. Vom Wilhelmsturm auf dem Schlossberg jubeln die Dillenburger dem neuen Königspaar zu. Das Kirchenvorstandsmitglied Ursula Krug-Richter und der ehemalige Stadtarchivar Thomas Schmidt freuen sich besonders mit.
Die beiden evangelischen Christen fühlen sich in besonderer Weise mit dem niederländischen Königshaus verbunden. Ursula Krug-Richter war vor elf Jahren bei der Hochzeit von Prinz Willem-Alexander und Prinzessin Maxima in Amsterdam mit dabei. Heute führt sie in den Sommermonaten viele niederländische Touristen durch die evangelische Stadtkirche Dillenburg.
Auch als die damalige Königin Beatrix im Jahr 2000 Dillenburg besuchte, haben das der ehemalige Stadtarchivar Thomas Schmidt und Ursula Krug-Richter mit erlebt. Vor dem von der Königin Beatrix enthüllten Denkmal auf dem Dillenburger Schlossberg treffen sie sich zum Fototermin. „Ja, natürlich ist die Anteilnahme groß“, sagt Krug-Richter, die sich eine niederländische Fahne als Halstuch umgelegt hat, „das niederländische Königshaus ist wie eine Familie für uns“. Keine Frage, die besondere Verbindung zur Niederlande ist durch Wilhelm, den Großen und den Städte-Bund der Oranier gegeben.
„Was Wilhelm von Oranien auszeichnet, ist seine Toleranz und seine Beharrlichkeit“, sagt Thomas Schmidt. Der ehemalige Archivar erinnert an den gebürtigen Dillenburger Wilhelm von Nassau-Dillenburg, der als Elfjähriger seine Geburtsstadt verlassen musste, um in den Niederlanden im katholischen Glauben erzogen zu werden. Das war eine Bedingung von Kaiser Karl V.
Erst später zog Wilhelm sich hierhin ins Exil zurück. Hier in Dillenburg ereilte ihn dann die Anfrage, ob er den Niederlanden im Befreiungskampf gegen die spanischen Besetzer zur Hilfe eilt. „Das hat er dann nach reiflicher Überlegung und in aller Aufopferung getan“, sagt Schmidt, „Wilhelm war aber deswegen kein Kriegsherr“. Der Archivar ist mit der Geschichte Nassaus sehr vertraut. „Wilhelm von Oranien war ein Diplomat am Hof Heinrichs, seine zurückhaltende und bedächtige Art hat ihm auch den Namen ‚Wilhelm, der Schweiger‘ eingebracht“, sagt Schmidt und findet, dass sei nicht ganz zutreffend.
„Der christliche Glaube spielt eine bedeutende Rolle im Leben Wilhelms. Der einst katholische Christ begegnet 1571 erstmals den neuen Lehren der Reformation und wendet sich 1573 dem Calvinismus zu. „Es ging ihm um sein Seelenheil und er konnte nicht verstehen, warum Glaubensüberzeugungen unterdrückt wurden“, sagt Schmidt. Gemeinsam mit zwei Brüdern zog er deswegen in den Kampf gegen die Spanier. Am 10. Juli 1584 ist er in Delft erschossen und begraben worden.
Der Befreier aus deutschen Landen wird noch heute in den Niederlanden sehr verehrt. Die Nationalhymne mit ihren Strophen erinnert an Wilhelm von Oranien. Die Oranierstadt Dillenburg ist nach wie vor Anziehungspunkt für viele Niederländer.
» Das Stichwort: Wilhelm von Nassau-Dillenburg
Wilhelm von Nassau-Dillenburg der Schweiger (niederländisch Willem van Oranje, Willem de Zwijger, latein. Taciturnus [der Schweigsame], geboren am 14. April oder 24. April 1533 in Dillenburg; gestorben am 10. Juli 1584 in Delft, Fürst von Oranien, war ein Führer im niederländischen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien, auch bekannt als Achtzigjähriger Krieg (1568–1648).
Wilhelm wurde 1533 in Dillenburg, Residenzstadt der Grafschaft Nassau-Dillenburg, als Sohn von Wilhelm von Nassau und Juliana zu Stolberg geboren. Sein Vetter, René von Nassau, Fürst von Oranien, starb am 18. Juli 1544 in einem Feldzug in der Champagne. Noch vor der Schlacht hatte René, da er ohne männlichen Nachkommen war, seinen Cousin Wilhelm von Nassau-Dillenburg als Erben eingesetzt. Mit dem Erbe des Fürstentums von Oranien, fast einem Viertel von Brabant, der Franche-Comté, der Dauphiné und der Grafschaft von Charolais wurde Wilhelm zu einem der bestbegüterten niederländischen Hochadeligen. Um seine Erbschaft antreten zu können, musste Wilhelm von Oranien in den Niederlanden im katholischen Glauben erzogen werden. Das waren die Bedingungen, die Kaiser Karl V. an Wilhelms Vater stellte, den Grafen Wilhelm von Nassau-Dillenburg.
Um mögliche anti-katholische Gefühle im Keim zu ersticken, wurde Wilhelm an den kaiserlichen Hof in Brüssel gebracht. Er wurde hier zu einem der engsten Vertrauten Karls V. Empfing der Kaiser ausländische Gesandte, so hatte allein Wilhelm das Privileg, anwesend zu bleiben. Als Karl V. des Regierens müde wurde und vorzeitig abdankte, erhielt Wilhelm die Aufgabe, die kaiserlichen Reichsinsignien nach Frankfurt zu bringen. Wilhelm besaß in Breda eine der schönsten Burgen nördlich der Alpen, und der Nassauer Hof in Brüssel war weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt.
Im Jahr 1551 heiratete Wilhelm Anna, Tochter von Maximilian von Egmond, († 1558), die ihm drei Kinder gebar.
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