Der Funke springt über

Fünfzig Tage sind seit Ostern vergangen, ehe es die Freunde Jesu packt. Plötzlich sind sie ergriffen von einer Kraft, die ansteckend ist...

Wort zu Pfingsten
von Wieland Schäfer

Sie kennen vielleicht auch die Redewendung: „Ja, bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“ - Meist drücken Menschen ihr Erstaunen aus, wenn ein anderer etwas gemacht hat, was so gar nicht in den Erwartungshorizont passt.

So etwas sagt der verdutzte Vater zum Sohn, wenn der gerade seine Werkstatt in einen Ort der Verwüstung verwandelt hat. Aber auch wenn jemand die Hoffnung aufzugeben bereit ist, höre ich diese Redewendung „… von allen guten Geistern verlassen.“

An diesem  Wochenende feiern wir das Pfingstfest. Es ist der Geburtstag der Kirche. Gottes Geist kam zu den Jüngern Jesu, die nach seinem Weggehen wohl etwas der Mut verlassen hatte. War das, was sie mit Jesus erlebt hatten, nur ein schöner Traum? Wo war der gute Geist, den sie gespürt hatten, als sie mit Jesus zusammen waren?

An Pfingsten passiert es. Gottes guter Geist kommt zu den Jüngern. Der Raum, in dem sie sich aufhalten, wird von einem heftigen Wind durchweht, als Zeichen des Geistes. Kleine Flammen wie Zungen setzen sich auf ihre Köpfe. Das sind nur äußere Zeichen für eine Wirkung im Innern.

Die Jünger gewinnen neuen Mut. Ein Petrus, der damals Jesus verleugnet hatte, traut sich vor einer riesigen Menschenmenge zu sprechen und sich zu Jesus zu bekennen. Menschen aus unterschiedlichsten Ländern verstehen seine Worte, obwohl sie eigentlich eine andere Sprache sprechen.

Gottes Geist ist ein Geist der Verständigung, ein Geist der Kommunikation. Er bringt Menschen dazu, miteinander in Kontakt zu treten und lässt sie die bereichernde Erfahrung des Miteinanders machen. - „Ja, bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“ Keineswegs. Gott schenkt uns seinen Geist, der uns Mut macht, der uns miteinander in Kontakt bringt. Diesen Geist brauche ich. Diesen Geist wünsche ich Ihnen. Gesegnete Pfingsten.

Wieland Schäfer ist evangelischer Pfarrer in Eibelshausen.

Foto: pixelio.de/Kai-Niemeyer