Turm wird beige
Das Bruchsteinmauerwerk der Dillenburger Stadtkirche wird am Kirchturm komplett verputzt und soll so besser Wind und Wetter trotzen ...
Der Kirchturm der Evangelischen Stadtkirche Dillenburg erhält derzeit einen flächigen Fassadenputz. In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden wird die stark schadhafte Bruchsteinmauer des Kirchturmes vom Turmhelm an bis zum Boden komplett verputzt.
Damit soll das Bruchsteinmauerwerk besser vor Wind und Wetter geschützt sein. „Mit der Putzoberfläche lehnen wir uns an eine frühere Fassadengestaltung vor 1910 an“, teilen die Architekten Wolfgang Schäfer und Daniel Hermann vom Architekturbüro Werner sowie die Architektin der kirchlichen Regionalen Baubetreuung, Bianca Mille, in Dillenburg mit. Wie das Planungsbüro weiter mitteilt, werden etwa 485 Quadratmeter Fläche von einer Fachfirma verputzt.
Die Entscheidung, das Mauerwerk so zu schützen, sei sehr rasch gefallen, nachdem das gesamte Bruchsteinmauerwerk freigelegt und auf Schädigungen untersucht wurde. Zudem gibt es alte Vorlagen, die belegen, dass das Mauerwerk bereits früher verputzt war. „Am Kirchturm konnten wir in witterungsgeschützten Bereichen beispielsweise bei den oberen Fensterbögen intakte Putzreste aus dem letzten Jahrhundert finden, die uns Hinweise über das letzte Erscheinungsbild erlauben“, sagt Daniel Hermann. Es ist anzunehmen, dass der ursprüngliche Putz witterungsbedingt mit den Jahren sich vom Bruchstein gelöst hat und nach und nach abgeplatzt ist, ergänzt sein Kollege Wolfgang Schäfer.
Der vorhandene Fugenmörtel sei zudem nicht geeignet gewesen, um den vermutlich innerhalb des letzten Jahrhunderts aufgetragenen Zementputz zu tragen. Auch das überwiegend kleinteilige und unregelmäßige Mauerwerk lässt den Schluss zu, dass es sich ursprünglich um ein komplett verputztes Bruchsteinmauerwerk gehandelt haben muss.
„Insgesamt gehen die Sanierungsarbeiten zügig voran, so dass wir eventuell schon früher mit dem Abbau des Gerüstes beginnen können“, sagt Daniel Hermann und ergänzt: „Aber natürlich nur, wenn das Wetter mitspielt, denn Schneefall kann den Abbau verzögern“. Spätestens wenn im Frühjahr 2015 das vierzig Meter hohe Gerüst am Kirchturm abgebaut wird, lässt sich erstmals die hellbeige Oberfläche wahrnehmen. Sie wird das steinsichtige Erscheinungsbild der Stadtkirche in Dillenburg ersetzen.
Die Kirche wird ein wenig so aussehen wie es bei den Anbauten ist, die der Herborner Architekt Ludwig Hofmann um 1910 geplant hatte. Ludwig Hofmann war der Kirchenbaumeister im Konsistorialbezirk Nord‐ und Süd‐Nassau der evangelischen Kirche. Seine Kirchbauten, beispielsweise die evangelische Kirche in Sinn oder in Fleisbach, sind nahezu ausschließlich, wie auch bei der Evangelischen Stadtkirche Dillenburg, von Steinsichtigkeit geprägt.
Allerdings wurde sein ursprünglicher Entwurf für die Stadtkirche Dillenburg nur zu kleinen Teilen umgesetzt: Der Anbau eines kleinen Turmes und der Vorbau des Eingangsbereichs sind noch heute als nachträglich hinzu gefügte Elemente deutlich zu erkennen. Die gewählte Oberflächenstruktur des Putzes sollte seinerzeit vermutlich die neuen Elemente mit den alten in den Anschlussbereichen „verschwimmen“ lassen, damit das Gotteshaus optisch als Einheit wahrgenommen wird. Ein Bauplan aus der damaligen Zeit zeigt den Vorentwurf, der so nicht gänzlich umgesetzt wurde.
Auch nach dem Abbau des Baugerüstes gehen die Sanierungsarbeiten am Dach und am Kirchturm der Evangelischen Stadtkirche Dillenburg weiter. „Ein Großteil der geleisteten Arbeiten wird für den Betrachter aber nicht sichtbar sein, denn die Sanierungsarbeiten verbergen sich unter dem Turmhelm“, sagt Planer Daniel Hermann. Sichtbar indes wird die neue Dachhaut und die aufgearbeitete Wetterfahne auf der Turmspitze sein.
In einem weiteren Bauabschnitt wird dann die Dachsanierung des Kirchenschiffs begonnen. Wenn über dem Kirchenschiff gearbeitet wird, ist vorgesehen, sicherheitshalber die Oberlinger-Orgel auszubauen und überholen zu lassen. Dies geschieht unmittelbar nach der Einführung der neuen Propstei-Kantorin Petra Denker am Sonntag, 1. Advent. Ab dieser Zeit wird die Stadtkirche geschlossen und die Gottesdienste finden dann im Gemeindehaus Am Zwingel oder im Mittelfeld statt, teilt Pfarrer Friedhelm Ackva mit.
Bis Ende 2016 soll alles fertig sein, wenn es gut läuft. Erneuert werden muss das komplette Dach der Stadtkirche. Glockenturm, Kirchenschiff und Chorraum bekommen eine neue Eindeckung. Naturschiefer soll es sein, der das 1491 geweihte Gotteshaus künftig vor Wind und Wetter schützen soll. Das Material hat einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen, vielleicht günstigeren Eindeckungen. Mit neuen Naturschieferplatten ist es aber nicht getan.
Im Inneren haben die Jahrhunderte ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Die sogenannten Mauerbalken, teilweise viele hundert Jahre alt, müssen über dem Kirchenschiff im Innern ausgetauscht werden. Die Balken, die auf den dicken Kirchenmauern aufliegen und die Holzkonstruktion halten, sind an einigen Stellen nicht mehr vorhanden.
1,9 Millionen Euro wird die Sanierung des Daches der Stadtkirche kosten. Die Arbeiten umfassen den Glockenturm, das Mittelschiff und den Altar- und Chorraum. "Den Betrag kann die Kirchengemeinde alleine gar nicht stemmen", erläuterte Pfarrer Friedhelm Ackva und bittet um weitere Spenden.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gibt allein 1,3 Millionen Euro für die geplante Dachsanierung. Auch vom Amt für Denkmalpflege gibt es Zuschüsse, erläutern Ackva und Ursula Krug-Richter, die Vorsitzende des Kirchenvorstands.
» Für die Dach-Sanierung hat die Evangelische Kirchengemeinde Dillenburg ein Spendenkonto eingerichtet:
„Dachsanierung Stadtkirche“
bei der Volksbank Dill eG
IBAN DE91516900000031461707
BIC GENODE51DIL
» Bilder oben:
Eine Fläche von etwa 485 Quadratmetern müssen derzeit die Arbeiter einer Fachfirma am Kirchturm der Evangelischen Stadtkirche verputzen. Das Bruchsteinmauer soll somit vor Wind und Wetter besser geschützt werden.
„Mit der Putzoberfläche lehnen wir uns an eine frühere Fassadengestaltung von 1910 an“, teilen die Architekten Wolfgang Schäfer (links) und Daniel Hermann vom Architekturbüro Werner sowie die Architektin der kirchlichen Regionalen Baubetreuung, Bianca Mille, in Dillenburg.
Kleine Bild: Der Entwurf vom Herborner Architekten Ludwig Hofmann um 1910 wurde bei der Evangelischen Stadtkirche Dillenburg nur zu kleinen Teilen umgesetzt: Der Anbau eines kleinen Turmes und der Vorbau des Eingangsbereichs sind noch heute als nachträglich hinzu gefügte Elemente deutlich zu erkennen.
FOTOS: BECKER-VON WOLFF
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