Gott setzt auf Schwäche
Der Dekanatsfrauentag in Siegbach mit Dekan Andreas Friedrich (Bild) widmete sich der Schwäche. Die Dekanatsfrauen sammelten 1042,34 Euro für ein Krankenhaus im Hochland von Peru...
Was haben Weizenähren, Ameisen und der Apostel Paulus gemeinsam? Die Antwort gab der Dekanatsfrauentag im Dekanat Herborn, der erstmals im Bürgerhaus Siegbach stattfand und rund 250 Frauen aus den 15 Kirchengemeinden im Dekanat Herborn anlockte. Das Augenscheinlich Geringe ist in Wahrheit stark: Denn näher betrachtet, gleicht die Weizenähre einem Kraftwerk der Natur und die Ameise kann ein Vielfaches des eigenen Körpergewichtes tragen.
Zum Thema „Erfolgreiche Schwächlinge – Mut zur Schwäche“ konnten Christine Donsbach, Dorothee Nicodemus, Ingrid Schmehl, Margot Schell und Ute Arnold vom Dekanatsfrauenteam den Herborner Dekan Andreas Friedrich noch einen Tag vor seiner Abreise zum Ruhija-Partnerschaftsaustausch nach Tansania als Redner gewinnen. Er sprach über den Apostel Paulus, der als Gemeindegründer bekannt wurde - aber offensichtlich viele Schwächen hatte – und diese nicht verschwieg.
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Nach heutigen Gesichtspunkten wäre er wohl nicht der geeignetste Kandidat für eine Pfarrstelle. Wahrscheinlich wäre er wohl kaum von einem Kirchenvorstand als neuer Gemeindehirte eingestellt worden. Dennoch war sein Tun sehr segensreich.
Schwäche zu zeigen benötige Mut, sagte die Siegbacher Ortspfarrerin Ingelore Hofmann in ihrer Andacht zu Beginn. In unserer Leistungsgesellschaft zählen nur die Menschen, die zupacken können. Sie stünden im Vordergrund. Die, die nicht so leistungsfähig sind, stünden im Abseits. Die Gleichung „Leistung ist Stärke und Schwachheit ist schlecht“ sei Maßstab der Menschen – Gottes Maßstab sei ein anderer. Sie stellte das Gleichnis vom Wasserträger vor, der selbst mit einem rissigen Eimer noch etwas anfangen könne: Das auslaufende Wasser versorge die Blumen am Wegesrand.
Mit „Allein Deine Gnade genügt, die in meiner Schwachheit Stärke mir gibt“ und „Herr, ich bin schwach, doch du bist in mir mächtig“ sangen die 250 anwesenden Frauen Lieder, die Christine Donsbach zum Thema ausgesucht hatte und die sie am Keyboard begleitete.
Es folgte eine ausgiebige Kaffee-Pause, die viele der anwesenden Frauen dafür nutzte sich am Stand der Mittenaarer Bücherstube mit Kalendern für 2013 oder fair gehandelten Produkten am Eine-Welt-Stand aus Siegbach zu versorgen. Im zweiten Teil des Dekanatsfrauentages bekannte Pfarrer Andreas Friedrich, frei heraus er habe eine Schwäche für Gummibären: „Die Packungen überleben nicht das angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum“.
Nicht jeder Fehler sei eine Schwäche. Der Dekan sagte: „Es geht nicht darum, offensichtliche Fehler schön zu reden“, sagte er, „Dinge, die wir ändern können, sollten wir auch tun“. Darüber hinaus habe jeder Mensch aber Schwächen, die er annehmen darf: „Niemand ist perfekt und Gott hat eine Schwäche für das Schwache“, sagte der Dekan. Das mache Mut und Friedrich ergänzte, die Bibel sei voll von Schwächlingen: Ob Noah, Elia, David, Salomo oder der Prophet Jona, Gott braucht offenbar keine Helden des Alltags. Aber: „Schwäche kann Stärke werden, wenn es in Gottes Hände gelegt wird“, sagte Friedrich.
Wie die Dekanatsfrauen zuvor erinnerte auch er an Margarethe Steiff, die trotz ihrer Behinderung, eine Ausbildung zur Schneiderin machte und mit ihren Stofftieren bis heute vielen Kindern Mut mache. Gott habe ihr die körperliche Schwachheit nicht genommen, aber sie dennoch im Innersten verändert.
Dass Gott aus unserer Schwachheit auch heute etwas Großes entstehen lassen kann, das zeigte Dekan Friedrich an einem Krankenhaus-Projekt in Peru auf, das Martina und Klaus John, ein deutsches Ärzte-Ehepaar, in den 1990-er Jahren errichtet haben.
Ein Videofilm zeigte, wie das als Hilfsprojekt für die Indianer im peruanischen Hochland entstand. Die im Anschluss eingesammelte Kollekte ergab 1042,34 Euro. Ein stolzes Ergebnis, für das das Dekanatsfrauenteam den Spenderinnen dankt.
» Bild oben:
Ein volles Bürgerhaus bot sich in Siegbach beim Dekanatsfrauentag: Unser Bild zeigt die 250 Frauen beim gemeinsamen Singen von „Herr, füll du uns die Hände“.
Bei Gummibärchen wird der Dekan schwach: Als Dankeschön und als Reiseproviant für die bevorstehende Tansania-Reise nach Ruhija überreichte Ute Arnold vom Dekanatsfrauenteam dem Herborner Dekan Andras Friedrich eine Riesenportion Gummibärchen. FOTOS: BECKER-VON WOLFF
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