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11.10.2010

"Kindesmissbrauch ist Seelenmord"

Haiger (hjb). Deutliche Worte fand Ingo Fock, Vorsitzender des bundesweit tätigen Vereins "Gegen Missbrauch", in der Stadthalle Haiger. Etwa 12 000 Verurteilungen wegen Kindesmissbrauchs gebe es pro Jahr, die Dunkelziffer liege weit höher.

Ingo Fock vom Verein "Gegen Missbrauch"

Kindesmissbrauch ist Seelenmord" - deutliche Worte fand Ingo Fock, Vorsitzender des bundesweit tätigen Vereins "Gegen Missbrauch", am Mittwochabend in der Stadthalle Haiger. Fock äußerte sich in einem Vortrag zu den geplanten Entschädigungszahlungen der Kirchen ebenso wie zur bestehenden Rechtslage, die die Opfer benachteilige. Minderjährige müssten die Tat beweisen. Das führe in vielen Fällen zu einer weiteren Traumatisierung. Etwa 12 000 Verurteilungen wegen Kindesmissbrauchs gebe es pro Jahr, die Dunkelziffer liege weit höher.

Fock zitierte eine aktuelle Studie der Charité Berlin, demnach sind nicht nur Männer potentielle Täter, sondern auch Frauen.

Die Evangelische Bildung im Dekanat Dillenburg hatte zu der Veranstaltung eingeladen. Etwa 40 Personen, darunter viele Pädagogen, diskutieren mit Fock und den Veranstaltern, Pfarrer Frank Leissler und Pfarrer Paul-Ulrich Rabe.

Sehr häufig finde der Kindesmissbrauch im familiären Umfeld statt. Außenstehenden falle es schwer, bei einem Verdacht mit der Situation umzugehen. An wen können sie sich wenden? Im akuten Missbrauchsfall solle jeder die Polizei und die Behörden alarmieren. Denn jedes Kind, das missbraucht werde, sei ein Opfer zu viel.

Allerdings - so wendete Ingo Fock ein - werde der innerfamiliäre Kindes-Missbrauch von der Politik nicht ausreichend wahrgenommen. Die bestehenden Gesetze schützten nicht die minderjährigen Opfer.


"Kinder geben Signale. Wenn sie Nein sagen, hat es Gründe"


Fock kritisierte: "Das Erbringen von Beweisen und deren Prüfung führen zu einem Stigma in der Öffentlichkeit und zu einer Traumatisierung des Opfers. Je näher der Täter als Bezugsperson zum Opfer steht, umso größer ist das Trauma." Aus Selbstschutz gegenüber der Familie und der Öffentlichkeit werde die Tat vom Opfer lieber über Jahre hinweg verschwiegen.

"Wer von einem Missbrauch weiß und die Tat nach außen verschweigt, schützt die Täter, aber nicht die Opfer", sagte Fock. Der Schritt, die Täter anzuzeigen, sei für die Betroffenen kein leichter Gang. Schließlich wendeten sie sich gegen die Familie. Aus der Beratung wisse er von einem 15-Jährigen, der die Tat seines Stiefvaters zur Anzeige bringen wollte und von der Mutter vorgeworfen bekam, er zerstöre ihr Leben. "Es gibt in Deutschland ein gutes Netzwerk von Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen", sagte Fock. Der 46-Jährige war selbst Opfer eines Kindesmissbrauchs. Wie viele hat auch er schlechte Erfahrungen mit Behörden wie dem Jugendamt gemacht. Er rät Betroffenen, eine Beratungsstelle aufzusuchen.

"Das seelische Trauma ist nicht wieder gut zu machen", sagte Ingo Fock, der einer geplanten Entschädigung der Opfer aus kirchlichen Einrichtungen kritisch gegenüber steht. Es diskriminiere Opfer, die nicht in kirchlichen Einrichtungen missbraucht wurden. Besser sei es, einen Fonds für alle Opfer ins Leben zu rufen.

In den 19 evangelischen Kindertageseinrichtungen im Dekanat Dillenburg gehöre Kindesmissbrauch und die mögliche Prävention zum Bildungsprogramm der dort tätigen Pädagogen. "Flächendeckende vorbeugende Maßnahmen beispielsweise in den Kindergärten sind wünschenswert", sagte Fock. "Prävention allein aber genügt nicht, wir müssen uns auch stärker mit den Tätern beschäftigen". So gebe es zu wenige Therapieangebote für Täter.

Noch vor den Lehrern und den Pädagogen seien die Eltern in einer besonderen Pflicht: Sie müssten sensibel reagieren, wenn das Kind Verhaltensauffälligkeiten zeige oder sich plötzlich gegenüber anderen Familienangehörigen oder Bekannten eigenartig verhalte. Fock: "Kinder geben Signale, die nicht übergangen werden dürfen. Wenn sie Nein sagen, hat es Gründe. Der Missbrauch ist eine Grenzüberschreitung des kindlichen Neins." 


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