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10.11.2011

Was Mitarbeiter vor dem Burnout bewahrt

Irmtraut Weissinger referierte vor 50 kirchlichen Mitarbeitenden und gab Tipps ein Burnout-Risiko zu erkennen. Immer mehr kirchliche Mitarbeiter leiden unter der wachsenden Mehrbelastung im Beruf...

Den Stresspegel ausbalancieren, dazu rät Irmtraut Weissinger, freie Organisationsberaterin beim IPOS in Friedberg. FOTO: BECKER-VON WOLFF

Burnout ist auch in der Kirche ein Thema. Immer mehr kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leiden unter den steigenden Anforderungen, den ständigen Umstrukturierungen oder der wachsenden Mehrbelastung im Beruf. „Und das unabhängig, ob sie in der Pflege, im Kindergarten oder in den Kirchengemeinden beschäftigt sind“, sagt Irmtraut Weissinger, freie Organisationsberaterin beim IPOS in Friedberg.

Zur Vollversammlung der Mitarbeitenden-Vertretung (MAV) im Dekanat Herborn am vergangenen Mittwoch gab sie vor 50 kirchlichen Mitarbeitenden im Martin-Niemöller-Haus in Herborn ein paar Hilfestellungen, erste Alarmzeichen eines Burnouts zu erkennen. Wichtig sei es, dem Arbeitgeber gegenüber konfliktfähig zu werden und nichts in sich hineinzufressen. Gespräche mit der Mitarbeitenden-Vertretung (MAV) könnten ebenfalls eine Hilfe sein.

„Jeder vierte Deutsche weist Symptome von Burnout auf“, sagt Weissinger mit Verweis auf eine Studie (BDP-Report) aus dem Jahre 2008. Besonders betroffen sind Menschen, die ständig „Dienst am anderen“ leisten, also im sozialen Bereich tätig sind. In der Kirche zählt die Referentin neben den Mitarbeitenden in der Pflege oder im sozialen Bereich auch die Pfarrerinnen und Pfarrer zu den Risikogruppen.

Während in den Diakoniestationen die Umstrukturierungen nahezu abgeschlossen sind, sei beispielsweise bei den Kindertagesstätten die Talsohle noch lange nicht erreicht. Mit den rückläufigen Kirchenmitgliederzahlen stünden umwälzende Veränderungen in den Kirchengemeinden noch an, mutmaßt Weissinger. Durch zunehmend zeitlich befristete Arbeitsverträge, hohe Erwartungen, kürzere Zeittakte und steigende Leistungserwartungen an immer weniger Mitarbeitende kann das innere Gleichgewicht bei den Mitarbeitenden aus dem Takt geraten.

Den Vorgesetzen und verantwortlichen Gremien komme eine Schlüsselrolle zu, wie sie anstehende Veränderungen gegenüber den Mitarbeitenden kommunizieren und wie sie diese in die Prozesse einbeziehen. „Vermittelt man den Mitarbeitenden in unsicheren Zeiten das Gefühl, nicht dazu zugehören, kann das den psychosozialen Stress erhöhen“, sagt die Beraterin des Instituts für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (IPOS).

Burnout ist ein Massenphänomen geworden

Ein Burnout sei schwierig zu erkennen. Es gebe keine medizinische Definition. Bekannt sind indes 130 Symptome, die zu einem Burnout führen. Irmtraut Weissinger definiert Burnout als eine chronische Form von emotionaler Erschöpfung und Depression, die zu einer verminderten beruflichen Leistungsfähigkeit und einer persönlichen Krise führe. Der deutschstämmige Psychoanalytiker Herbert Freudenberger habe 1974 den Ausdruck Burnout in einem Aufsatz geprägt. Mit der öffentlichen Debatte von Erschöpfung sei das Thema heute kein Tabu mehr.

Begünstigt durch gesellschaftliche Bedingungen (wachsende Leistungsanforderungen unter dem Motto „höher, schneller, weiter!“) sowie den sich verändernden Anforderungen in der Berufswelt (höhere Flexibilität, erhöhte Arbeitsplatzunsicherheit) sei Burnout zum Massenphänomen geworden, sagt Weissinger.

Ihr Referat „Brennen ohne Auszubrennen“ war in mehrere Teile untergliedert. Unter anderem bot sie den Mitarbeitenden einen Selbsttest an, welchen Stressfaktoren („innere Antreiber“) jeder selbst unterlegen ist. Nicht immer käme der Druck nur von außen. „Sei perfekt“, „Mach schnell“, „Streng dich an“ oder „Mache es allen recht“ sind vier biografische Grundmuster, die eine Anfälligkeit erhöhen.

Mit einer Atemübung konnten die interessierten Zuhörer die eigene innere Anspannung testen. Weissinger riet, sich im Alltag mit einem „inneren Bild“ Entspannung zu verschaffen. Das sei wichtig, da im Normalfall („Akuter Stress“) auf eine Anspannung eine Erholungsphase folge. Der Stress lässt wieder nach, der Körper erholt sich. Anders sei es beim krankmachenden Stress. Die Anspannung wird zum Normalfall, der Stresspegel steigt und steigt.

Es herrsche Hochspannung im Gehirn, im Nervensystem und in den Muskeln. Dieser Zustand könne zur Sucht führen, warnt Weissinger, der Körper brauche den erhöhten Adrenalin-Spiegel. Sie riet, jeder müsse den Umgang mit Stress erlernen und persönlich Strategien zur Bewältigung finden. „Um den Stresspegel auszubalancieren, kann Humor oder das eigene soziale Umfeld ebenso helfen wie das offensive Gespräch mit dem Arbeitgeber“. Es dürfe nicht sein, das man in einer Phase der Verunsicherung stecken bleibe und nur noch über die veränderten Bedingungen am Arbeitsplatz jammere. „Das Gefühl der Machtlosigkeit führt weiter in die Depression hinein. Die Psychosomatischen Symptome nehmen dann zu“, sagt Weissinger.

 

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