Überraschung im Himmel
Der Teufel ist im Himmel. Pfarrer Detlef Schmidt erzählt diese kleine Geschichte in seinem Impuls zur Zeit. So wie der kleine Teufel mit seinem Spieß zwicken ihn manche Unterscheidungen, die Menschen hier auf der Erde treffen...
Ein junger Mann darf in den Himmel. „Gott sei Dank!“, sagt er und lässt sich erleichtert in einen schönen, bequemen Sessel fallen. Da steht plötzlich ein Teufel neben ihm und piekt ihn von allen Seiten mit einem kleinen Spieß. „Augenblick!“, ruft der Mann empört: „Das muss ein Irrtum sein! Wir sind hier schließlich im Himmel.“ - „Ach“, lacht der Teufel überlegen: „Diese Zeiten sind längst vorbei. Inzwischen haben wir hier ein integriertes Gesamtjenseits geschaffen.“
In diesem Gesamtjenseits gibt es den Unterschied von Hölle und Himmel nicht mehr. Hier ist die sogenannte „Inklusion“ zumindest räumlich schon umgesetzt. Inklusion bedeutet Einbeziehung, Einschluss und die Dazugehörigkeit aller Menschen. Die Idee der Inklusion besteht darin, dass kein Mensch mehr als „andersartig“ angesehen werden soll und jeder an allem teilnehmen kann.
Was die Vereinten Nationen (UN) allen Ländern vorschreiben und deshalb auch in Deutschland noch umgesetzt werden muss, ist für uns Christen ein alter Hut. „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“, schreibt der Apostel Paulus im Galaterbrief.
Es gibt also keine Unterschiede zwischen Menschen, die von Bedeutung sind. Wer mit Gehörlosen zu tun hat, lernt schnell, dass die Einschränkung dieser Menschen kaum wahrgenommen und ihre Bedeutung völlig falsch eingeschätzt wird. Dies zeigt sich auch in der Sprache. Noch immer reden viele von „Taubstummen“, ohne sich klar zu sein, dass dies eine diskriminierende Bezeichnung ist. Würde man entsprechend Körperbehinderte so beschreiben, dann müsste man das Wort „Krüppel“ verwenden.
Veränderungen in den Köpfen und Herzen dauern manchmal lange. Der kleine Teufel mit seinem Spieß erlebt, dass die Trennung von Himmel und Hölle aufgehoben ist - also im übertragenen Sinn da eine Rampe für Rollstuhlfahrer gebaut wurde. Aber dass er sein Verhalten verändern muss, hat der Teufel noch nicht begriffen. Er sollte mal einen Gehörlosengottesdienst besuchen. Er würde positiv überrascht sein.
Pfarrer Detlef Schmidt ist evangelischer Gehörlosenseelsorger für die Region Herborn-Biedenkopf und lebt in Dillenburg.
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