Die Patin ausgesucht
"Wir sind ein besonderes Gespann", sagt Haide Heuser (70), die für Lena Hain (11) Patin geworden ist. Das Mädchen suchte sich die alte Dame als Patin selber aus ...
Von Jörgen Linker (www.mittelhessen.de)
Lena Hain (11) suchte sich Haide Heuser (70) als Patin aus Eschenburg-Wissenbach. Sie ist Rentnerin, in ihrer Freizeit gibt sie Flötenunterricht. Und nun hat sie eine neue Aufgabe: Sie soll Vorbild sein, Gesprächspartnerin, sie soll kleine Geschenke machen und am Leben einer Elfjährigen teilhaben.
Haide Heuser aus Wissenbach wurde plötzlich noch mal Patin. Ein Mädchen aus ihrem Flötenkurs hatte die 70-Jährige ganz bewusst ausgesucht. Das elfjährige Mädchen heißt Lena Hain, sie wohnt ebenfalls in Wissenbach, "zwei Straßen weiter", und sie geht in Dillenburg auf die Wilhelm-von-Oranien-Schule. Nach ihrer Geburt hatten ihre Eltern sie in der Kirche segnen lassen, über eine Taufe sollte Lena später selbst entscheiden. Sie traf die Entscheidung in diesem Jahr, die Taufe war am 1. Juni.
Einen Bezug zur evangelischen Kirche hat sie durch den Kindergottesdienst. Und: "Ich war vorher auf zwei Taufen mit und habe überlegt, dass ich das auch will. Ich habe dann mit meinem Papa gesprochen und wir sind dann zur Pfarrerin gegangen."
Wer sich taufen lässt, braucht einen oder mehrere Paten. "Patenschaft im christlichen Sinne bedeutet, dass man bei der Taufe verspricht, für die christliche Erziehung des Kindes zu sorgen", schreibt die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) auf ihrer Internetseite. Die Kirche gibt Tipps: Paten sollten am Leben des Kindes Anteil nehmen, Zeit mit ihm verbringen, Ansprechpartner sein, Ausflüge mit ihm machen, vom eigenen Glauben erzählen, kleine Patengeschenke machen und Vorbild sein.
Und die EKHN klärt auf: "Übrigens: Es gehört nicht zur Aufgabe eines Paten, die Erziehung des Kindes zu übernehmen, falls seinen Eltern etwas zustößt. Paten haben in diesem Fall keine Vormundschaftsaufgabe oder Betreuungsrechte." Die kirchliche Patenschaft endet offiziell mit der Konfirmation des Kindes, also in der Regel wenn es 14 Jahre alt ist.
In der Praxis sieht es meist so aus: Die Eltern schauen sich zur Taufe ihres Neugeborenen einen Paten aus der nahen Verwandtschaft aus. Und der "Pätter" oder die "Godi", so heißen Patenonkel beziehungsweise Patentante umgangssprachlich, bescheren das Kind zum Geburtstag und zu Weihnachten etwas reichlicher.
Lena, elf Jahre alt, bestimmte ihre Taufpaten selbst. Sie entscheidet sich für eine Cousine, für ihre Oma und für eine Freundin ihrer Mutter. Und für Haide Heuser. Die 70-Jährige war früher Grundschullehrerin, sie leitet jetzt einen Flötenkreis in Wissenbach, und eine der jungen Musikerinnen ist Lena Hain. Beide kennen sich seit sieben Jahren.
Haide Heuser erzählt: "Sie kam eines Tages zur Flötenstunde, guckte mich an und fragte: ,Willst Du meine Patin werden?' Meine erste Reaktion war: Ups! Dann habe ich erstmal gar nichts gesagt." Ihr verschlug es die Sprache. Warum hat sich Lena für Haide Heuser entschieden? "Ich habe überlegt, mit wem ich mich gut verstehe. Da gehört Haide dazu." Die 70-Jährige hat sich im Nachhinein auch überlegt, warum die Entscheidung auf sie fiel: "Wahrscheinlich ist es auch die Art, wie wir hier im Flötenunterricht miteinander umgehen. Wir sitzen auf dem Teppich, wir basteln und wir feiern auch zusammen."
Haide Heuser dachte nach, ob sie für Lena auch da sein und Verantwortung übernehmen könnte, wenn sich die Eltern nicht kümmern können; ob sie dafür nicht schon zu alt ist. Sie fragte nochmal nach: "Willst Du wirklich so eine alte Patin haben?" Dann stimmte sie der Patenschaft zu, "weil sich Lena bewusst für mich entschieden hat". Das sei ein großes Vertrauen, das das Kind in sie gesetzt habe. Und wenn sie den Altersunterschied sieht, sagt sie lachend: "Wir sind schon ein besonderes Gespann."
Was erwartet Lena von ihrer Patin? "Dass sie ein offenes Ohr für mich hat, wenn ich Sorgen habe. Und dass ich mal zu ihr gehen kann, wenn ich keine Lust habe, mit Mama oder Papa über etwas zu sprechen; wenn ich mal einen Zufluchtsort suche." Und was kann Haide Heuser ihrem Patenkind bieten? "Ich bin nicht die Patin, die große Geschenke macht. Aber ich kann zum Beispiel mit ihr basteln."
Außerdem wolle sie versuchen an Lenas Veranstaltungen teilzunehmen, zum Beispiel wenn sie mit dem Schulchor singt. "Ich möchte schon wissen, was passiert." Aber vieles müsse sie gar nicht erfragen. Wenn Lena Klassenarbeiten geschrieben und Noten bekommen hat, "kriege ich es gleich erzählt". "Vielleicht kann sie irgendwann die Patenschaft für mich übernehmen"
Erwartet die 70-Jährige auch etwas von ihrem Patenkind? "Bisher war sie bloß das Kind, das zu mir in den Flötenunterricht kommt", so Heuser. Sie grübelt über die Frage. Dann sagt sie: "Es ist nur ein Gedanke, keine Erwartung: Vielleicht kann sie irgendwann die Patenschaft für mich übernehmen und nach mir schauen, wenn ich nicht mehr so fit bin." Und Haide Heuser ergänzt: "Ich wünsche mir, dass unsere Patenschaft nicht mit der Konfirmation endet."
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