„Haus der Stille“ sagt Ade
Das „Haus der Stille“ schließt zum 30. September 2014. Wann der Trägerkreis an einem neuen Ort wieder zu Angeboten einlädt, ist noch völlig offen ...
Derzeit laufen Überlegungen in Kooperation mit dem Frankfurter Diakonissenhaus im Nordend einige Angebote aufrecht zu erhalten, aber: „Es wird zu einen massiven Einschnitt kommen“, sagt Pfarrer Johannes Sell, „denn das Herz – das vierköpfige Team – wird nicht weiter beschäftigt“.
Mit einer Festwoche endete die Ära am Waldhof Elgershausen. Ein letztes Mal war das „Haus der Stille“ auf dem Gelände der Lungen-Klinik geöffnet. Das Team bot ein letztes Mal Workshops und Kurs-Einheiten in den Räumen der Einrichtung an.
„Die Festwoche war ursprünglich zur Feier unseres 21jährigen Jubiläums gedacht“, sagt Pfarrer Johannes Sell, „nun ist es zugleich auch die Abschlusswoche unserer Zeit im Waldhof Elgershausen.
Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hatte beschlossen, zum Ende des Jahres die Zuschüsse für unser Haus einzustellen, damit mussten wir den Schlusspunkt leider schon ein Vierteljahr früher setzen“, sagt Sell. Ursprünglich war der 31. Dezember 2014 anvisiert.
„Wie und wo es mit der Arbeit im nächsten Jahr weitergehen kann, dazu sind wir zur Zeit in intensiven Beratungen“, teilt Johannes Sell mit. Die Festwoche war für viele Freunde und Förderer also die letzte Gelegenheit, das Haus der Stille im Waldhof Elgershausen zu genießen.
Hintergrund
Diskussionen um den Standort hat es seit 2005 immer wieder gegeben, nachdem die Evangelische Kirche und die Klinikgesellschaft „Agaplesion“ den Umzug der benachbarten Klinik für Lungenheilkunde nach Gießen ankündigten. „Es war klar, dass wir mit dem Umzug der Klinik dann auch den Standort Elgershausen aufgeben würden“, sagt Johannes Sell. Dem Pfarrer ist auch bewusst, dass das überschaubare „Haus der Stille“ mit seinen 25 Betten eben nicht wie ein Tagungshaus rentabel zu führen ist: „Mehr als zwei Gruppen können wir nicht gleichzeitig beherbergen, dazu fehlt uns hier einfach der Platz. Und die Miete, die das ‚Haus der Stille‘ an die benachbarte Klinik Waldhof zahlen muss, ist hoch“.
Auch das Gebäude ist in die Jahre gekommen und müsste grundlegend auf einen moderneren Stand gebracht werden. Das kann der Trägerkreis allein aber nicht stemmen. Seit 1993 bietet der Trägerkreis, die "Initiative zur Förderung geistlichen Lebens in der EKHN", hier über das Jahr verschiedene Kurse und Seminare an.
Ein Grund für das vorläufige Ende ist die Streichung der Zuschüsse seitens der Evangelischen Kirche. Die EKHN hatte zuletzt Zuschüsse in Höhe von 120.000 Euro gezahlt. Auch die Pfarrstelle von Johannes Sell wird nach 19 Jahren nicht mehr verlängert. Zum 30. September 2014 endet in Greifenstein eine über 21jährige Ära.
Damals ist auf Betreiben von Propst Hans Wilhelm Stein auf dem Gelände der ehemaligen Evangelischen Klinik Waldhof das „Haus der Stille“ entstanden. Der damalige Propst für Nord-Nassau hat es zu einem spirituellen Zentrum für Kirchenvorstandsmitglieder und andere ehrenamtlich Aktive innerhalb der Evangelischen Kirche ausbauen wollen.
Seine Vision war es, den Menschen einen angeleiteten Rückzug aus dem Alltag zu ermöglichen. Zu einer organisatorischen Verzahnung, beispielsweise mit dem „Zentrum Verkündigung der EKHN“, ist es aber nie gekommen, sagt Johannes Sell. In den Anfangsjahren bildeten die Mitarbeitenden eine Wohngemeinschaft, die Gäste aufnahm.
Im Laufe der Jahre hat sich das verändert. Aus Mitarbeitenden in Vollzeit wurden Teilzeitkräfte. Aus eineinhalb Pfarrstellen wurde eine. Die Struktur mit den Stundengebeten und das Angebot einer seelsorgerlichen Begleitung der Gäste ist aber stets geblieben.
Bis heute gibt es enge Verbindungen zu Menschen aus der gesamten Evangelischen Kirche. Der Trägerkreis des Hauses ist nach wie vor ein ehrenamtlicher Verein mit 150 Mitgliedern, der größte Teil sind Einzelpersonen aus der EKHN. Etwa 20 Kirchengemeinden unterstützen den Verein. Der Vorstand besteht aus fünf Mitgliedern, das Kuratorium aus elf Personen. „Es war seit der Gründung so, dass die Mehrheit der Mitglieder keine Theologen sein sollten“, erklärt Pfarrer Johannes Sell, „das Haus der Stille sollte -wie Anselm Grün es bezeichnet- mit Leib und Seele Spiritualität von unten leben“.
Mit den Jahren hat das „Haus der Stille“ drei Schwerpunkte entwickelt: „Wir bieten Hilfen an, zur Ruhe zu kommen, geistliche Wege der Meditation einzuüben und über thematische Angebote eine eigene Lebensorientierung zu finden“, sagt Pfarrer Sell. Ein ähnliches Angebot wie es das „Haus der Stille“ bereithält, sieht er in der EKHN nicht.
Bilder: Spirituelle Angebote bietet die Festwoche ein letztes Mal im „Haus der Stille“ auf dem Gelände der Klinik Waldhof in Greifenstein. In Elgershausen wird das „Haus der Stille“ noch vor Jahresende geschlossen. 21 Jahre gab es die Einrichtung auf dem Gelände der Klinik Waldhof.
FOTOS: BECKER-VON WOLFF
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