Sie sind hier: Home > Neues & Termine > Nachrichtenarchiv
20.07.2012

„Unter deinem Schirmen…“

Ein schlechter Werbetext? Mit falscher Grammatik? Der weiße Regenschirm mit der merkwürdigen Aufschrift lässt Ulrike Schmidt nicht los. Mehr in ihrem Impuls zur Zeit...

Es regnet, wie so oft in diesen Sommerwochen. Die Frau, die vor mir hergeht, spannt einen großen weißen Schirm auf. Als sie ihren Weg fortsetzt, sehe ich, dass der Schirm einen dunkelblauen Aufdruck hat. Ich versuche zu entziffern: „Unter Deinem…Schirmen.“ Merkwürdiger Werbetext. Macht doch gar keinen Sinn. Irgendetwas stimmt da auch nicht mit der Grammatik. Außerdem fehlt die Marke. Für wessen Schirm wird denn hier geworben?

 

Zuhause fällt es mir dann ein: Bach, die Motette „Jesu, meine Freude“. Das ist es: „Unter deinem Schirmen…“ ist ein unvollständiges Zitat aus der zweiten Strophe des Liedes „Jesu, meine Freude“. – Dazu eine Erzählung: Eine Mutter betet mir ihrem Kind. Einem zitternden Kind, das nicht schlafen kann, weil es Angst vor Luftangriffen hat. Sie wohnen in der Stahlstadt Essen im Jahr 1942. Niemand kann dem Kind versprechen, dass es heute Nacht keine Angriffe geben wird. Aber die Mutter versucht der kleinen Seele auf andere Weise Ruhe zu geben. „Unter Deinem Schirmen“ betet sie mit dem Kind, „bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei“. „Wirklich?“ fragt das Kind. Und dann auch noch: „Kennt der liebe Gott denn die Engländer?“ Das Wort „Feind“ verbindet sich mit dem Kind sogleich mit dem Begriff „Engländer“.

Die Mutter hält kurz inne: „Natürlich kennt Gott auch die Engländer. Er liebt sie, wie uns. Und die englischen Kinder haben genauso Angst vor unseren Bomben wie wir vor ihren.“ Dann betet sie weiter: „Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern. Mir steht Jesus bei. Ob`s mit Macht gleich blitzt und kracht…“ Das Kind ist beeindruckt, wie realistisch da vom Krieg gesprochen wird. Denn das kennt es, das Blitzen und Krachen, dieses Welt-Erzittern, das einem die Kehle zuschnürt vor Angst. Es ist froh, dass das Gebet davon redet. Als die Mutter dann bei der dritten Strophe angekommen ist und mit den Worten schließt: „Gottes Macht hält dich in Acht, Erd und Abgrund muss verstummen, ob sie doch so brummen“, da wickelt sich das Kind in diese Worte ein wie in eine Sicherheitsdecke und kann schlafen.

 

Das Lied „Jesu, meine Freude“ schrieb einst Johann Franck 1653. Er kannte die Schrecken des 30-jährigen Krieges und die Bedrohung für Leib und Leben.  Menschen sind zu allen Zeiten und in allen Zusammenhängen auf der Suche nach Schutz und Schirm. Das fängt beim Regenschirm an und hört bei militärischen Radarschirmen noch lange nicht auf. Schirme allerlei Art haben Hochkonjunktur.

 

Im Tiefsten wissen wir freilich, dass all unsere großen und kleinen „Abschirmmaßnahmen“ vergeblich sind. Den Tod werden wir nicht los. - Ein Johann Franck oder auch ein Johann Sebastian Bach kommen daher und setzen sich vor unseren Augen unter den Schirm des Höchsten! Nur dieser Schirm hat Angst lösende Macht.

 

Ein Regenschirm musste erst daherkommen, um mich neu daran zu erinnern.

 

Ulrike Schmidt ist evangelische Pfarrerin in Dillenburg.

 

 


Holger J. Becker-von Wolff 05.05.2011

Eine Frage hilft, fest auf dem Boden zu stehen

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die uns erfreuen. Das Lächeln der vorübereilenden Passantin oder der Gruß des Nachbarn übern Zaun. Und eine einfache Frage kann die Welt eines Menschen verändern. Mehr dazu im Impuls zur...[mehr]

Herborn 04.05.2011
Prangert die Armut in der Gesellschaft an: Pfarrer Dr. Wolfgang Gern in Herborn

"Der Sozialstaat ist kein Anhängsel der Marktwirtschaft"

Wolfgang Gern, der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes in Hessen-Nassau, hat am Sonntag, 1. Mai, auf dem Herborner Marktplatz eine vielbeachtete Predigt gehalten. Seine Ausführungen bieten wir hier als Download an...[mehr]

26.04.2011

Früher war ein Mann ein Exot

Seit 20 Jahren gibt es die "Grünen Damen und Herren" an den Dill-Kliniken in Dillenburg. Der Kreis der Ehrenamtlichen Helfer feiert am Mittwoch, 4. Mai, ab 18.30 Uhr das runde Jubiläum... [mehr]

EKHN 26.04.2011

Gesucht: Die besten Gemeindebriefe der Region

Sie sind mittlerweile bunt und oft mit viel Engagement für die Gemeindeglieder aufbereitet. Damit haben die Gemeindebriefe unserer Region eine gute Chance zu gewinnen. Die Bewerbungsfrist beginnt im Mai...[mehr]

Dillenburg-Frohnhausen 26.04.2011

Spatenstich für Familienzentrum "Unterm Goldbachshain"

Gut ein Jahr nach dem entsprechenden Beschluss der städtischen Gremien beginnt die Umsetzung eines der größten städtischen Bauprojekte in Dillenburg. Bürgermeister Michael Lotz und Ralf Schaffner vom Kirchenvorstand der...[mehr]

Ostern 2011 23.04.2011

„Mehr als ein Frühlingsgefühl!“

Ostern ist das älteste begangene Fest der christlichen Kirchen. Erleben Sie das Osterfest auf eine ganz besondere Weise... [mehr]

Ulrike Schmidt 19.04.2011

Bunte Botschaften vermitteln Trost

Bunte Ostereier gehören zu Ostern. Das ist klar, aber kennen Sie Trosteier? - Nein, dann muss ich es Ihnen erzählen. Schülerinnen und Schüler haben welche gebastelt...[mehr]

Region 19.04.2011

Der Karwoche entgegen

Am Sonntag (Palmsonntag) beginnt die Karwoche. Die Passions- und Fastenzeit geht bald zu Ende. Gründonnerstag und Karfreitag stehen an. Was die Feiertage bedeuten, erfahren Sie hier... [mehr]

Dillenburg 13.04.2011

Bach-Kantate zu Palmsonntag

Am Palmsonntag (17. April) erklingt um 10 Uhr in der evangelischen Stadtkirche Dillenburg die Kantate „Himmelkönig, sei willkommen“...[mehr]

Rainer Czekansky 05.04.2011

Iustitias verbundene Augen

Iustitia, die Göttin der Gerechtigkeit und des römischen Rechtswesens, lächelt am Frankfurter Römer huldvoll vom Brunnen herab. Den Ölzweig in ihrer Rechten hat sie gegen ein Schwert austauschen müssen. Gedanken zum Sonntag...[mehr]

» Noch Fragen...?

Sie suchen Informationen, haben Anregungen?
» per E-Mail hier
Telefon: 0 27 72 / 58 34-200

» Fotogalerien


» Kirchen an der Dill

 ----------------------------

» Alle Fotogalerien

 

Herausgeber: Evangelisches Dekanat an der Dill | Web-Redaktion und technische Realisation von www.ev-dill.de: Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit für das Evangelische Dekanat an der Dill | Diakon Holger J. Becker-von Wolff | Am Hintersand 15 | 35745 Herborn | Telefon 02772 58 34 220 | Mail: info(at)ev-dill.de | Fax: 02772 58 34 720 | » Mehr Informationen unter Impressum

Den Newsletter können Sie hier abbestellen.