Feiertage schützen
Die Evangelische Kirche will einen besseren Sonntagsschutz in Europa. Ulrike Scherf fordert die EU-Politiker in Herborn zu mehr Engagement auf...
Die Stellvertreterin des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Ulrike Scherf, hat im Vorfeld der Europawahlen an die deutschen EU-Parlamentarier appelliert, sich stärker für arbeitsfreie Sonntage und für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der EU-Gesetzgebung einzusetzen.
Im mittelhessischen Herborn sagte sie am Donnerstagmorgen auf einer Mai-Kundgebung des DGB, dass es wichtig sei, „gemeinsam für den arbeitsfreien Sonntag zu kämpfen“. Der Feiertag dürfe zum Schutz der Menschen nicht weiter „durch Erwerbsarbeit ausgehöhlt werden“. Menschen bräuchten gemeinsame Zeiten der Ruhe und der Besinnung.
Bundeseinheitliche Regelungen zum Sonntagsschutz wichtig
Scherf plädierte auch für bundeseinheitliche Regelungen zum Schutz von Sonn- und Feiertagen. Es dürfe kein „wirtschaftlicher Standortvorteil sein, wenn das eine Bundesland einen Sonntag mehr Ladenöffnungen zulässt als ein anderes“. Sie forderte eine „einheitliche Bedarfsgewerbeverordnung, die Ausnahmen regelt und für ganz Deutschland gilt“. Der Sonntagsschutz sei im Grundgesetz der Bundesrepublik verankert und ein hohes gesellschaftliches Gut.
Den freien Sonntag als Teil des Sozialstaates verstehen lernen
Der gesetzlich geschützte arbeitsfreie Sonntag sei keine Regelung allein für die Kirchen, so Scherf weiter. Er sei vielmehr „Teil der Sozialgesetzgebung und damit Teil der sozialstaatlichen Entwicklung in Deutschland“. Der Sonntag darf nach Worten Scherfs auch nicht nur als Belohnung für die Arbeitswoche verstanden werden. Letztlich sei der Sonntag ein Geschenk an die Menschen. An diesem Tag dürfe jeder spüren, dass er eine eigene Würde besitze, die nicht erst durch Leistung bewiesen werden müsse, so die Theologin.
Auch das eigene Kauf-Verhalten kritisch überprüfen
Scherf erläuterte, dass bereits von 1993 bis 2008 in Deutschland die Sonntagsarbeit um rund die Hälfte zugenommen habe. Sie warnte: „Wir stehen vor der Sieben-Tage-die-Woche-rund-um-die-Uhr-Arbeitsgesellschaft“. Scherf appellierte dabei auch, das eigene Kauf-Verhalten kritisch zu beleuchten. Sie fragte, ob es beispielsweise notwendig sei, „dass ich auch sonntags shoppen gehe und damit der Sonntagsarbeit Vorschub leiste?“
Bericht: Volker Rahn | Foto: Uli Geis
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