Segnung ist keine Trauung
Die Dekanatssynode befasste sich mit aktuellen Entwicklungen in der Behindertenseelsorge und mit der Lebensordnung der EKHN. Hier gab es ein klares Signal: Die EKHN möge Segnung und Trauung nicht vermischen...
Von Jenny Berns
Zur neunten Sitzung der elften Dekanatssynode hatte Präses Klaus Best am Freitag in die Evangelische Kirche in Haigerseelbach eingeladen. Die Veränderungen in der Behindertenseelsorge und die Wahl eines neuen Diakoniebeauftragten standen unter anderem auf dem Programm. Auch Landrat Wolfgang Schuster (SPD) und Haigers Bürgermeister Gerhard Zoubek (SPD) nahmen als Gäste an der Synode teil.
Zu Beginn der Sitzung wurden sechs Prädikanten für ihren Dienst im Dekant Dillenburg geehrt, den sie bereits seit zehn Jahren versehen: Eva Hees, Cornelia Kasteleiner, Andreas Rompf und Heiko Holighaus nahmen die Urkunden auch im Namen ihrer nicht anwesenden Kollegen Rita Weil und Bernd Gail entgegen. Dekan Roland Jaeckle dankte den „Laienpredigern“ für ihren ehrenamtlichen Dienst und betonte den Stellenwert, den die Prädikanten innerhalb der kirchlichen Gemeindearbeit haben: „Es ist nicht nur ein Vertretungsdienst, den Sie hier leisten.“ Zuvor hatte Jaeckle erläutert, dass die Qualität von Gottesdiensten auch in Zukunft einen hohen Stellenwert einnehmen werde. Beteiligung, Beheimatung und die Begegnung mit Gott seien entscheidende Kriterien, so der Dekan. Dies gelte gerade vor dem Hintergrund, dass auch aufgrund des demographischen Wandels die Zahl der Gottesdienstbesucher rückläufig sei.
"Zukunft" war auf der Dekanatssynode am Freitag das zentrale Thema. Landrat Wolfgang Schuster, der als Gast teilnahm, fragte in seinem Grußwort: „Wie können wir gemeinsam noch mehr tun?“ Schuster führte den Anwesenden vor Augen, dass bis zum Jahr 2030 die Zahlen der erwerbstätigen Bevölkerung um ein Viertel sinken werde. „Das hat dann auch Auswirkungen auf die Kirchensteuer.“ Gerade im ländlichen Raum müsse man hinsichtlich der infrastrukturellen Dinge zusammenarbeiten. „Kann eine schöne Begegnungsstätte der Kirchengemeinde nicht von der Kommune mitgenutzt werden“, solche Überlegungen seien unumgänglich. Ähnlich sah das auch Haigers Bürgermeister Gerhard Zoubek . Er erwähnte lobend die schon seit Jahren erfolgreiche Zusammenarbeit mit der heimischen Kirche, beispielsweise im Bereich der Diakonie.
Wie sich die Zukunft der beiden Dekanate Herborn und Dillenburg hinsichtlich ihrer kürzlich beschlossenen Fusion im Jahr 2015 gestaltet, darüber berät derzeit der Trägerkreis „Zukunftswerkstatt“. Die dem Kreis angehörenden Mitglieder aus den Synoden Herborn und Dillenburg wurden am Abend vorgestellt. Zudem wurden noch weitere Synodale gesucht, die bereit sind, im Rahmen der „Zukunftswerkstatt“ an einem neuen Leitbild für das gemeinsame Dekanat zu arbeiten.
Veränderungen wird es ab 2015 auch in der Behindertenseelsorge der beiden Dekanate geben. Die halbe Stelle, die Pfarrerin Bettina Marloth-Claaß derzeit versieht, wird im Rahmen einer Neukonzeption in eine Fachberaterstelle für Inklusion bei der Propstei Nord-Nassau umgewandelt. Marloth-Claaß berichtete in diesem Zusammenhang über ihre bisherige Arbeit, die von Seelsorge, der Organisation eines Angehörigen-Cafés, bis hin zur Arbeit an Schulen reicht. „Wir bemühen uns, das Konzept der Inklusion in die Gemeinden zu tragen, denn Inklusion muss in den Köpfen der Menschen beginnen“, sagte die Pfarrerin, die zukünftig verstärkt als Fachberaterin für die Gemeinden tätig sein wird. Das bedeutet zwar, dass sie nicht mehr so intensiv vor Ort arbeiten kann wie bisher, dafür ist die neukonzipierte Stelle mindestens bis zum Jahr 2025 gesichert.
Kontrovers wurde am Schluss der Synode ein Antrag der Gemeinde Allendorf diskutiert. In diesem fordert die Gemeinde, Änderungen in der von der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN) herausgegebenen „Lebensordnung“ vorzunehmen. Zentrale Kritikpunkte sind die aufgenommenen Formulierungen hinsichtlich des Schriftverständnisses und der gleichgeschlechtlichen Ehe. Diese, so wünschen es sich die Antragsteller, sollen noch einmal überdacht werden. Der Antrag wurde am Abend schließlich mehrheitlich angenommen. Damit möchte die Dekanatssynode Dillenburg die Freiwilligkeit der Gemeinden stärken, auch eine Segnung eines gleichgeschlechtlichen Paares abzulehnen.
Die Synodalen hatten einen umfassenden Antrag der Evangelischen Kirchengemeinde Allendorf zu beraten, mit dem bei der EKHN-Synode eine erneute Änderung der Lebensordnung erreicht werden soll. Im Kern ging es dabei um die Frage der Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Die Synode der EKHN hatte im Juni im Rahmen der Lebensordnung eine weitgehende Gleichstellung von Kirchlicher Trauung und Segnung von homosexuellen Partnerschaften beschlossen.
Dagegen wendet sich der sehr umfangreich begründete Antrag der Kirchengemeinde Allendorf. In der Dillenburger Dekanatssynode wurde dieser Antrag kontrovers diskutiert und schließlich mit deutlicher Mehrheit angenommen.
Ein zweiter Antrag der in die Synodendiskussion zusätzlich eingebracht wurde versuchte das Hauptanliegen der Region zu fokussieren, indem er die EKHN-Synode auffordert dafür Sorge zu tragen, dass auch künftig die Kirchenvorstände sowie die Pfarrerinnen und Pfarrer die Freiheit haben die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften abzulehnen.
Dieser Antrag wurde bei nur einer Enthaltung von der Dekanatssynode beschlossen.
Im Wortlaut heißt es darin: „Die Dekanatssynode Dillenburg setzt die Kirchensynode der EKHN in Kenntnis, dass im Evangelischen Dekanat Dillenburg in vielen Kirchengemeinden aus theologischen Gründen große Vorbehalte gegenüber der Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften bestehen. Auch die jetzt in der Lebensordnung beschlossene weitgehende Gleichstellung von kirchlicher Trauung und Segnung homosexueller Paare wird von vielen Gemeindegliedern kritisch beurteilt, weil sie dadurch das biblische Leitbild der Ehe zwischen Mann und Frau gefährdet sehen. Aus diesem Grund stellt die Dekanatssynode den Antrag an die Kirchensynode, dass auch weiterhin jeder Kirchenvorstand und auch jeder Pfarrer und jede Pfarrerin die Segnung einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft ablehnen kann.“
Ferner wurde Pfarrer Friedhelm Ackva zum neuen Diakoniebeauftragen gewählt. Das Amt hatte bisher Pfarrerin Angelika Angerer inne. René Fünders von der Regionalverwaltung Nassau-Nord berichtete zudem über aktuelle Entwicklungen im Finanzwesen der EKHN.
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