Konfis auf Spurensuche
Jugendliche pflegen Kriegsgrab: Die Idee ist im Rahmen eines Gemeinde-Projektes entstanden, bei dem die Konfis die Bewohner nach ihren Kriegs-Erinnerungen befragt haben...
Vor 100 Jahren begann der „Erste Weltkrieg“, vor 75 Jahren der „Zweite Weltkrieg“. Im ersten Weltkrieg starben allein in den ersten beiden Kriegsmonaten über 300.000 Franzosen. Im September 1914 wurden 120.000 deutsche Soldaten verwundet oder vermisst. Insgesamt ließen von 1914 bis 1918 2 Millionen deutsche Soldaten ihr Leben. Insgesamt starben ca. 17 Millionen Soldaten. Der Zweite Weltkrieg überstieg diese Zahlen bei weitem. Die Verluste unter deutschen Soldaten und Zivilsten betrugen fast 7 Millionen. Russland hatte sogar 27 Millionen Tote an Soldaten und Zivilpersonen.
Jugendliche in Siegbach haben sich am Ort auf Spurensuche begeben. Im Rahmen eines Gemeinde-Projektes der Evangelischen Kirchengemeinde Siegbach haben die Konfirmandinnen und Konfirmanden in mehreren Gruppen Familienangehörige und weitere Bewohner in den fünf Dörfern nach ihren persönlichen Kriegs-Erinnerungen befragt. Auch die Namen der Kriegsgefallenen aus den jeweiligen Dörfern, die in den Weltkriegen ihr Leben ließen, haben sie selbst recherchiert.
Die Namen der über 130 Kriegstoten aus den fünf Orten Siegbachs wurden im Gottesdienst zum Volkstrauertag verlesen. Beindruckend waren für die Jugendlichen die Begegnungen mit Zeitzeugen: In Gesprächen unter anderem mit Willi Klingelhöfer, Edith Schmid und Diethelm Nickel sind die Jugendlichen auf sehr persönliche Zeugnisse aus Briefen von der Front gestoßen.
Diethelm Nickel aus Tringenstein berichtete den Jugendlichen wie er als Kind das Kriegsende 1945 erlebt hat. Sie erfuhren von den nächtlichen Bombenangriffen der Alliierten und einem Kriegsgefangenlager, das einst in der Nähe stand.
Bewegend waren für die Jugendlichen die Geschichten von Menschen, die den Häftlingen zur Flucht verholfen haben oder anderen Menschen im Krieg beigestanden sind. Und schließlich hörten sie von jugendlichen Soldaten aus Ungarn, die mit dem Zug nach Siegbach gebracht wurden. Ein vermutlich sechszehnjähriger Soldat aus Ungarn ist im Frühjahr 1945 gestorben.
Sein Leichnam wurde in Siegbach auf dem Friedhof begraben. Die Dorfbewohner haben ihm damals einen Grabstein gesetzt. Es sollte ein Mahnmal für den Frieden sein. Mit den Jahren ist das Grab zugewuchert. Im Rahmen des Projektes wurde das Kriegsgrab von den Konfirmandinnen und Konfirmanden würdig hergerichtet: Die Jugendlichen haben das Erdreich gemeinsam mit Christof Martin vom Wurzelwerk befreit, den Grabstein gereinigt und das Grab neu bepflanzt.
Im Frühjahr wollen sie das Grab weiter pflegen – aus Respekt für den Jungen und für alle Soldaten, die in den beiden Weltkriegen ums Leben kamen. Und als Symbol dafür, dass nie wieder Krieg geschehen soll.
Bild oben: Die Konfirmanden aus Siegbach bei der Arbeit gemeinsam mit Christof Martin: Sie haben den Grabstein gereinigt und das Grab neu bepflanzt. FOTO: Markus Stambke
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