Nicht gleich urteilen
„Der Schlüssel ist die Beziehung“ – Wie sich Vorurteile überwinden lassen, dazu referierte Bettina Marloth-Claaß in Bicken beim Dekanatsfrauen-Nachmittag ...
„Wo bleibt denn der Kaffee? - Den Vortrag können wir uns sparen“, sagen die Frauen beim Kaffeeklatsch, „wir haben doch keine Vorurteile!“ Zuvor hatten die Damen auf der Bühne, gespielt von den Frauen des Dekanats-Frauenteams, mächtig über das Leder gezogen. Sie ließen kein gutes Blatt an fremden Menschen.
Der Sketch war der gelungene Auftakt zum diesjährigen Dekanatsfrauen-Nachmittag, den knapp 300 Frauen am Mittwoch im Dorfgemeinschaftshaus in Bicken erlebten.
Dekan Roland Jaeckle, der seit einem Jahr Dekan im Evangelischen Dekanat an der Dill ist, dankte für die Einladung und berichtete über das bevorstehende Reformationsjubiläum sowie den zurückliegenden Hessentag in Herborn, bei dem sich das fusionierte neue Dekanat an der Dill erstmals der Öffentlichkeit präsentiert habe. „Wir sind auf einem guten Weg des Miteinanders“, sagte Dekan Roland Jaeckle und fügte an: „Die Vielfalt bereichere das Miteinander in den Gemeinden und im Dekanat“.
„Wenn doch alle so wären wie ich…“ – Um Vorurteile ging es dann im Vortrag, den Pfarrerin Bettina Marloth-Claaß vom Evangelischen Dekanat an der Dill hielt. Musikalisch wurde der bunte Nachmittag von Christiane Donsbach am Keyboard gestaltet. In verständlichen Worten erklärte Bettina Marloth-Claaß, warum jeder Mensch Vorurteile hat („Das schnelle Einschätzen von Gefahren stammt aus der Steinzeit“) und wie sie unreflektiert den Umgang mit anderen Menschen erschweren. Es sei wichtig, nicht vom Äußeren ersten Eindruck auf das Innere des Anderen zu schließen.
Sie wolle mit dem Referat für das Schubladendenken im Alltag sensibilisieren. Denn: Vorurteile können Menschen abwerten und verletzen, ehe man sie richtig kennengelernt hat. Als Leitlinie für ein gutes Miteinander nannte sie die Bergpredigt („Alles, was ihr wollt, das Euch die Leute tun sollen, das tut ihnen") und sie erinnerte an Nathanael, der über Jesus urteilte: „Was kann denn schon aus Nazareth Gutes kommen?“
Erst die Begegnung und das Gespräch hätten Nathanael verändert. „Der Schlüssel sind die Beziehungen zu den anderen Menschen“, sagte Marloth-Claaß. Das setze eine gewisse Grundhaltung voraus: Offenheit und Respekt dem Anderen gegenüber. „Gegen Sie sich und dem Gegenüber eine Chance, sich zu entfalten“, sagte die Pfarrerin und ergänzte, „hinterfragen Sie Ihre vorschnellen Annahmen selbstkritisch“.
Wichtig wäre es, nicht vorschnell von sich auf andere zu schließen. „Allein die Begegnung hilft Vorurteile zu überwinden. Kirchengemeinden haben da gute Möglichkeiten, Räume für Begegnungen zu schaffen“, sagte Marloth-Claaß mit Blick auf Menschen mit Behinderung, Flüchtlinge oder die in den Ort Neuzugezogenen.
Der Vortrag von Pfarrerin Bettina Marloth-Claaß kam sichtlich gut bei den Zuhörinnen an, es gab mehrere positive Rückmeldungen aus dem Publikum an die Referentin, die sich gerne in die Gruppen und Kreis der Kirchengemeinden einladen lässt.
» Bild oben:
Gut besucht war der Dekanatsfrauen-Nachmittag in Bicken: Irene Schäfer (Mitte) vom Dekanatsfrauenteam dankte der Referentin Bettina Marloth-Claaß (rechts) für den Vortrag und Christiane Donsbach für die musikalische Gestaltung des Nachmittages.
FOTO: BECKER-VON WOLFF
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