"Wild West" auf der Burg
Wie lässt sich ein Kaktus stricken? Die „JuleiCa“-Schulung auf der Jugendburg Hohensolms sorgte für reges Treiben und viel Spaß. Dabei war es eine einwöchige Schulung ...
Wie lässt sich ein Kaktus stricken? Schnell bildet sich eine Gruppe, die es ausprobiert. Mit grünem Garn und ganz viel Geduld häkeln oder stricken die Jugendlichen an Objekten, die als Tischschmuck für die Abschlussabend zur „JuleiCa“-Schulung auf der Jugendburg Hohensolms bestimmt sind.
Überhaupt herrscht reges Treiben auf den Fluren und in den Seminarräumen der Jugendburg. In anderen Räumen wird getanzt, die Musik für einen selbst gestalteten Gottesdienst geprobt oder Spiele für Gruppen ausprobiert. Kaum zu glauben, dass sich die jungen Menschen aus den Dekanaten Büdingen, Diez, Dillenburg, Dreieich, St. Goarshausen, Hochtaunus, Runkel, Selters und Weilburg hier erst vor wenigen Stunden kennengelernt haben…
Über sechzig Jugendliche aus den verschiedenen Regionen der EKHN haben sich für die Weiterbildung zur „JuLeiCa“ auf Burg Hohensolms angemeldet. In dem siebentägigen Seminar lernen sie alle relevanten Aspekte für die Ausstellung einer „Jugendleiter-Card“ kennen: Von der „Gruppenpädagogik“ über Rechtsfragen und Kinderschutz bis zu „Kindern, die mich herausfordern“. Und bei fast allen Einheiten ist eine praktische Beteiligung der Teilnehmenden Voraussetzung.
So werden kurz nach der Ankunft werden im Saal ein paar erste Spiele vorgestellt und selbst ausprobiert: So lernen sich die Jugendliche etwas näher kennen. Christoph Deis (18) aus Eiershausen ist einer von den vielen Teilnehmern: „Ich will als Mitarbeiter auf den Freizeiten mitfahren. Die Jugendleiter-Card („JuLeiCa“) ist in unserem Dekanat die Voraussetzung dafür“.
Ronja Müller und Jessica Podlich (beide 15) sind das erste Mal mit dabei: Sie haben in der einen Woche viel Neues zur kirchlichen Jugendarbeit erfahren. „Hier kannst Du mit Spaß und Kreativität neue Erfahrungen sammeln“, sagt Ronja, „außerdem lernt man hier echt viele neue Leute aus anderen Regionen unserer Kirche kennen.“ Ihre Freundin Jessica ergänzt: „Mit den Diskussionen und neu aufgeworfenen Fragen vergeht die Zeit wie im Flug, so dass man am letzten Tag noch denkt, es wäre es der erste.“
Beim großen „Burgspiel“ sollen die Teilnehmer zu Beginn einen Schuh ausziehen und in die Mitte des Raums legen. Mitarbeiter wählen aus dem Schuhhaufen aus und stellen die Schuhe zu neuen Gruppen zusammen. So werden die Schuhe als Lose genutzt. Das sorgt für Heiterkeit und eine Durchmischung der großen Gruppe. Aus welchem Ort und aus welchem Dekanat wer kommt, ist plötzlich ganz nebensächlich.
Die Aufgaben und das Miteinander sorgen für ein „Wir-Gefühl“. Michael Reschke, der Dillenburger Dekanatsjugendreferent, ist zum dritten Mal auf der Hohensolms bei der „JuLeiCa-Schulung“ dabei. Vorher hat er etliche „Juleica“-Schulungen im kleineren Rahmen gemacht. Was ihn begeistert? „Es ist einfach toll, zu sehen wie viele Jugendliche wir haben, die sich für die kirchliche Jugendarbeit in der EKHN engagieren – trotz mancher Mehrfachbelastung durch Schule und Ausbildung“.
Die eigentliche Arbeit beginnt meist erst nach einer solchen aktivierenden Schulung: „Cool ist die Begeisterung, die die Jugendlichen in die Gemeinden tragen, sagt Michael Reschke, „man merkt, dass sie viel für die Arbeit vor Ort mitnehmen und auch gerne etwas neues wagen“. Seit 30 Jahren findet der Kurs zur „Jugendleiter-Ausbildung“ als Kooperation verschiedener Dekanate der EKHN statt. Der Austausch über die unterschiedlichen Regionen hinweg ist wichtig, findet Dekanatsjugendreferent Michael Reschke, damit die Jugendlichen die Kirche in der ganzen Vielfalt kennenlernen.
Und: Die Dekanatsjugendreferentinnen und -Referenten bringen sich mit unterschiedlichen Ideen und Kompetenzen ein. „Wir ergänzen uns und vermitteln verschiedene methodische Ansätze aus der Erlebnispädagogik, der Musikpädagogik und der Medienpädagogik“, sagt Michael Reschke, der gemeinsam mit Christoph Franke und Sascha Weinkauf aus dem Dekanat Selters, Peter Wagner aus dem Dekanat Runkel, Anna Fürnstall aus Weilburg, Carsten Preuß aus Dreieich, Tabea Knabe aus der Kirchengemeinde Wehrheim im Hochtaunus, Andreas Kleemann aus St. Goarshausen und Torsten Knüppel aus Diez die JuleiCa-Schulung vorbereitet hat.
Diesmal ist der „Wilde Westen“ das Thema für das Abschlussfest. Klar, dass da die Mitarbeitenden und die Teilnehmer sich als Cowboys oder Indianer verkleiden und sich in Kleingruppen an verschiedene Aufgaben wagen, um so für weitere Überraschungen am Abend zu sorgen. Mit großem Engagement und viel Kreativität entstehen beispielsweise die Kulisse wie die Kakteen, Fahndungsplakate oder weitere Programm-Beiträge, die den Abend bereichern. Für dieses Fest werden Choreografien eingeübt und ein mexikanisch-texanisches Büfett aufgefahren.
Auch das Abschlussfest mit seinen Überraschungen dient als exemplarisches Beispiel für die gemeindliche Praxis: Gemeinsam an einem Thema arbeiten, bei dem sich die Teilnehmer kennenlernen können, ist ein Aspekt. Das so ein Höhepunkt einen guten Abschluss schafft, ist ein anderer.
Dieses Jahr sind „nur“ 66 Teilnehmende auf der Burg, früher waren es schon mal 80 bis 100 Mitarbeitende. Den Verantwortlichen bereitet das aber keine Sorge, denn „wir haben wieder einen hohen Prozentsatz an Erstteilnehmern“, sagt Michael Reschke. Er ist dankbar für diesen Reichtum, „den wir in der Kirche haben: Wer sagt, Jugendliche wollen sich heute nicht mehr engagieren, liegt einfach falsch“.
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