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21.11.2014

Üben vor der Kamera

Die ersten 12 Sekunden vor der Kamera sind entscheidend: Für das "Wort zum Sonntag" schulen Geistliche ihre Medienpräsenz ...

 

 

Es wirkt ein wenig wie bei einem Casting: Im Schloss Herborn, dem Theologischen Seminar der EKHN, sitzen in einem Tagungsraum ein Dutzend Menschen an einem Konferenztisch. Davor steht ein großer Bildschirm und eine Kamera. Ein Scheinwerfer leuchtet den Raum aus.

 

Die Akteure vor und hinter der Kamera sind sehr routiniert. Mal haben sie den Blick auf den Monitor gerichtet, mal schauen sie auf die Person, die vor der Kamera agiert. Die Gesichter der acht Männer und Frauen wirken einem irgendwie vertraut: Kein Wunder, gestalten diese Menschen doch am Samstagabend im ARD-Fernsehen das „Wort zum Sonntag“.

 

Im Herborner Schloss sind die Sprecherinnen und Sprecher zu einem dreitägigen Arbeitstreffen zusammen gekommen. Sie sind das erste Mal zu Gast in Herborn. Zweimal im Jahr treffen sich die insgesamt acht Sprecherinnen und Sprecher der evangelischen und der katholischen Kirche gemeinsam mit den kirchlichen Rundfunkbeauftragten und einem Media-Trainer zu einem mehrtägigen Austausch.

 

Für sie ist das Arbeitstreffen mehr als nur Manöverkritik und Kamera-Training. „Es ist mittlerweile ein guter Austausch unter Kolleginnen und Kollegen“, sagt Pfarrer i.R. Alfred Buß, „wir treffen uns mit den katholischen Kollegen hier in dieser kleinen Runde, um uns gegenseitig im Dienst vor der Kamera zu schulen. Wir gehen wertschätzend miteinander um und können uns so gegenseitig bestärken“.

 

Im Tagungsraum in Herborn läuft gerade ein bereits gesendeter Beitrag eines katholischen Kollegen auf dem großen Bildschirm. Aufmerksam verfolgen die Teilnehmer das „Wort zum Sonntag“. Ab und zu notieren sie sich Dinge, die ihnen auffallen. In der Runde wird dann über die Botschaft und über die Präsenz der Person gesprochen. Aber auch die Körperhaltung, der Blickkontakt zum Zuschauer und das Outfit spielen eine Rolle.

 

Seit über sechzig Jahren gibt es die kirchliche Verkündigungssendung im „Ersten“. Über 300 Sprecherinnen und Sprecher haben „Das Wort zum Sonntag“ in über 2.400 ausgestrahlten Beiträgen gestaltet - immer im Wechsel für die evangelische oder die katholische Kirche. Zu den Prominentesten gehörten die evangelischen Pfarrer Jörg Zink, Heinrich Albertz, Bischöfe Otto Dibelius (Berlin Brandenburg) und Hanns Lilje (Hannover) sowie auf katholischer Seite die Ordensschwester Isa Vermehren, Pfarrer Lothar Zenetti, Pater Klemens Jockwig oder Pater Johannes Leppich.

 

Das „Wort zum Sonntag“ erreicht knapp zwei Millionen Zuschauer pro Sendung und gehört damit zu den quotenstärksten kirchlichen Sendungen in Deutschland, so steht es auf der Internetseite der ARD. Seit der ersten Ausstrahlung im Jahr 1954 hat sich einiges geändert: Markierte die Sendung früher das Ende des Fernsehprogramms, so steht es heute mittendrin – zwischen Tagesthemen und dem Spätfilm.

 

Als 1970 das „Wort zum Sonntag“ von Samstagabend auf den späten Sonntagabend verschoben werden sollte, hagelte es Proteste von den Zuschauern – der Sendeplatz blieb bis heute erhalten. Allerdings wurden aus den zehn Minuten Sendezeit zunächst fünf, heute sind es vier Minuten.

 

„Einen direkten Einfluss auf das Format der Sendung haben wir nicht“, sagt Pfarrer Stefan Claaß, „die Rahmenbedingungen werden zwischen der EKD und der ARD ausgehandelt“. Der heutige Theologieprofessor für Predigtlehre und Gottesdienstgestaltung am Theologischen Seminar der EKHN ist schon seit April 2007 dabei: „Aber für das Thema und die Gestaltung der vier Minuten sind wir die Hauptverantwortlichen“, sagt er.

 

Zum aktuellen evangelischen Team zählen Präses i.R. Alfred Buß aus Unna, Pastorin Annette Behnken aus Wennigsen, Pfarrer Stefan Claaß aus Herborn und Pastorin Nora Steen aus Hildesheim. Nervös sei sie beim ersten Mal vor der Kamera nicht gewesen, sagt Annette Behnken. „Da die Beiträge in der Regel vorher aufgezeichnet werden, kann da nichts schief gehen“ , sagt die Pastorin, die auch im NDR-Hörfunk die Radioandachten spricht. „Wenn etwas mal nicht klappt, wird es neu aufgenommen“. Im Studio stehe sie meist allein vor einer ferngesteuerten Kamera. „Viel aufregender ist für mich, wie der Beitrag bei den Menschen ankommt", gibt die Pastorin aus Niedersachsen zu. 

 

„Die Herausforderung besteht darin in wenigen Minuten den Menschen etwas Wesentliches vom Glauben zu sagen, dabei stets auf die eigene Körpersprache zu achten und an einem Stück zu sprechen", sagt Alfred Buß. Der ehemalige Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist wie Pastorin Annette Behnken seit 2013 dabei. Er weiß, „die ersten 12 Sekunden sind entscheidend, ob die Menschen dran bleiben oder wegzappen“. Für ihn ist es eine besondere Gemeinde am späten Samstagabend: „Ich kann damit leben, das manche mich ausschalten. Spannend finde ich, wie die Zuschauer das Gehörte mit ihrem Leben verbinden“, sagt der Pfarrer, der mit Annette Behnken an einem Casting 20012 teilgenommen hat.

 

Stefan Claaß möchte gerne auch Kirchenferne ansprechen und für sie verständlich sein. Für den Theologieprofessor spielt „das Evangelium mitten in der Welt“, daher freuen ihn besonders Drehorte außerhalb des Studios: „Ich erinnere ich mich gerne an den Song Contest in Oslo, wo ich eine Stunde vor Beginn das ‚Wort zum Sonntag‘ aufzeichnen durfte“. Oder auch an die Evangelischen Kirchentage in Bremen und Dresden, die ich dafür wählte“. 

 

Einzelne formale Experimente gab es beim „Wort zum Sonntag“ immer wieder: Es wurden auch schon mal Live-Sendungen aus einem Bahnhof, einem Kreißsaal oder von einer Autobahnbrücke ausgestrahlt. Pfarrer Heiko Rohrbach brachte seinen Hund Jenny mit und setzte ihn neben sich auf die Couch. In Erinnerung bleiben den Zuschauern vor allem Sendungen, die aktuell auf Ereignisse eingehen. So ließ der evangelische Pfarrer Jörg Zink nach der Flugzeugentführung in Mogadischu am 15. Oktober 1977 seinen geplanten Text kurzerhand fallen und formulierte ein neues "Wort" im Studio, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Bischof Martin Kruse, sprach am 11. November 1989 zum Fall der Mauer.

 

Auch Alfred Buß und Stefan Claaß haben es schon erlebt, dass zuvor aufgenommene Beiträge neu aufgenommen werden mussten, weil es die Nachrichtenlage erforderte. So erinnert sich Alfred Buß, dass er im August 2014 sein Wort zu Krieg und Frieden neu sprechen durfte, nachdem Obama die ISIS aus der Luft angriff und die Nuklear-Katastrophe in Fukushima war für Stefan Claaß ein Grund, einen neuen Beitrag aufzunehmen.

 

 

» Bild oben: 

Das ökumenische Team für das „Wort zum Sonntag“ beim Training in Herborn: Annette Behnken (von links), Alfred Buß, Dr. Wolfgang Beck sowie rechts neben dem Monitor stehen Gereon Alter, Stefan Claaß und Verena Maria Kitz. Es fehlen Nora Steen und Michael Broch.

 

Mit dem Glauben Menschen vorm Bildschirm ansprechen, das möchten die evangelischen Verkündiger Pastorin Annette Behnken, Präses i.R. Alfred Buß und Pfarrer Stefan Claaß.

 

FOTOS: BECKER-VON WOLFF

 

 


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