Zwischen drinnen und draußen
Magisch zieht sie die Blicke an. Alles erscheint in wärmendem Licht. Jede Figur hat ihren festen Platz. So muss eine Krippe sein, sagt Kirchenpräsident Dr. Volker Jung in seiner Weihnachtsbotschaft...
Magisch zieht sie die Blicke an. Alles erscheint in wärmendem Licht. Die Hirten, Maria, Josef und Jesus als Kind – sie alle haben im Stall ihren festen Platz. Dazu die Tiere, eine Handvoll echtes Stroh vielleicht, womöglich ein wärmendes Lagerfeuer. So muss eine Krippe sein.
Im Lichtschein der Krippe kommen aber nicht nur die Geborgenheit des Stalls und die heilige Familie ins Haus. Im Wohnzimmer stehen mit ihr auch der Mief von ungewaschenen Kleidern und die blanke Angst vor dem, was am nächsten Tag kommt. Auch sie sind Gäste in der scheinbar heimeligen Notunterkunft. Mit einer jungen Familie in einer schwierigen Zeit. Mit Menschen am Rand der Gesellschaft.
Der Stall von Bethlehem ist keine heile Welt. Er steht vor den Toren der Stadt; weit draußen, wo es unwirtlich ist. Doch genau hier ist Gott zu finden. An Weihnachten kommt er als Kind hinein in eine heillose Welt. Im Stall ist er bei denen, die keinen Platz in der Herberge fanden, denen, die draußen sind. Gern wird das an Weihnachten auf andere bezogen: Die Obdachlosen unter den Brücken der Städte, die Hungernden in den Dürrezonen am Äquator. Das ist gut. Doch Draußen-Sein hat viel mehr Facetten. Manchmal genügt es schon, falsch angezogen zu sein.
Unvermittelt treffen einen abschätzige Blicke, ganz schnell ist man draußen. Draußen-Sein, das ist eine Erfahrung, die auch Männer und Frauen machen müssen, denen unvermittelt ein Partner stirbt. Viele werden mit dem Tod des lieben Menschen selbst aus dem Leben gerissen. Sie haben plötzlich das Gefühl, außen vor zu sein. Das Leben ist durchzogen von der unsichtbaren Grenze zwischen dem Drinnen und dem Draußen. Doch an Weihnachten durchbricht Gott diese menschliche Grenze.
Draußen wird Gottes Sohn geboren. Und es wird sein Leben prägen, immer wieder die hineinholen zu wollen, die draußen sind – hinein in die Gemeinschaft mit Gott und den Menschen. Schuldige erfahren bei ihm Gottes Barmherzigkeit. Außenseiter stellt er in die Mitte. Kleinen Kindern schenkt er großen Raum. Schon an der weihnachtlichen Krippe zeigt sich: Jesus wird zur Tür zwischen drinnen und draußen, zwischen Gott und der Welt. Möge Gott Ihnen entdecken helfen, wo er Ihnen die Tür öffnet zwischen drinnen und draußen.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Ihr Dr. Volker Jung
Kirchenpräsident
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