Auf „Großvaters“ Spuren
Austausch: Pfarrerin Julinda Sipayung aus Indonesien besucht in Haiger mit dem Dekan die Stadtkirche. Aus gutem Grund ...
Das Evangelische Dekanat Dillenburg hat Besuch aus Indonesien: Pfarrerin Julinda Sipayung (42) nutzte ihre Teilnahme an einer internationalen Tagung in der Lutherstadt Wittenberg, um im Anschluss kurz noch Wuppertal, Hagen und Dillenburg zu besuchen.
Die Orte sind für die Pfarrerin der Geraja Kristen Protestan Simalungun (GKPS), der Christlich-Protestantischen Simalungun-Batak-Kirche, von großer Bedeutung. Bei ihrem Zwischenstopp in Haiger besuchte sie gemeinsam mit dem Dillenburger Dekan Roland Jaeckle und Dr. Uwe Seibert, dem Referenten für Mission und Ökumene im Dekanat Dillenburg, auch die Stadtkirche Haiger. Pfarrer Ralf Arnd Blecker führte die Gäste durch das Gotteshaus.
Die GKPS ist – wie auch die EKHN und fünf weitere deutsche Landeskirchen – eine Mit-gliedskirche der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) mit Sitz in Wuppertal. Zudem pflegt der westfälische Kirchenkreis Hagen und der rheinische Kirchenkreis Solingen Kontakte zur GKPS. Seit über 20 Jahren besteht eine ökumenische Partnerschaft mit dem nordnassauischen Dekanat Bad Marienberg. Früher gab es auch mit dem Dekanat Dillenburg partnerschaftliche Beziehungen, die Ende der 1990er Jahre leider zum Stillstand gekommen sind, sagt Dekan Roland Jaeckle.
Besonders beeindruckt war Julinda Sipayung von dem Besuch in der Haigerer Stadtkirche, in der ihr „Großvater“ – wie er liebevoll genannt wird – August Theis getauft und konfirmiert wurde. Begleitet von Dr. Uwe Seibert und Pfarrer Ralf Arnd Blecker erfuhr sie, dass der Haigerer Missionar August Theis hier in Haiger aufwuchs, bevor er im Auftrag der Rheinischen Mission – aus der später die VEM entstand – zusammen mit einigen einheimischen Lehrern und Evangelisten am 2. September 1903 ins Simalungun-Gebiet im Norden von Sumatra ging und dort eine Missionsstation gründete.
Aus diesen Anfängen entstand die GKPS, die heute rund 230.000 Glieder zählt. Theis, der ursprünglich in der Minervahütte in Haiger den Beruf des Sandformers erlernt hatte, erfuhr als junger Mann durch Missionsschüler, die seine Gemeinde besuchten, von der Rheinischen Mission und fasste den Entschluss, selbst Missionar zu werden.
Nach einer fünfjährigen Ausbildung am Missionsseminar in Wuppertal-Barmen wurde Theis nach Nordsumatra geschickt, um dort im Gebiet der Simalungun-Batak östlich des Tobasees eine neue Missionsarbeit zu beginnen. August Theis und seine Mitarbeiter betrieben schon damals das, was man heute als „ganzheitliche Mission” bezeichnet: Verkündigung, Schulbildung und Gesundheitsvorsorge bildeten eine untrennbare Einheit. Wie zu Beginn der Missionsarbeit unter August Theis sind auch heute Gesundheitsfürsorge und Schulbildung wichtige Arbeitsbereiche der GKPS.
Im Simalungungebiet gibt es verschiedene Krankenhäuser, Schulen und Internate in kirchlicher Trägerschaft. Außerdem unterhält die GKPS in der Stadt Pematang Siantar ein Waisenhaus und ein Ausbildungszentrum für Jugendliche, die die Schule abgebrochen haben. Pfarrerin Julinda Sipayung ist in einer kirchlichen Beratungsstelle tätig und begleitet dort misshandelte Frauen und Mädchen.
Während ihres kurzen Aufenthaltes im Dekanat Dillenburg konnte sie von Dekan Roland Jaeckle näheres zur kirchlichen und diakonischen Arbeit im Dekanat Dillenburg erfahren.
» Bild oben:
Der Höhepunkt der Begegnung: Pfarrerin Julinda Sipayung besucht mit Dekan Roland Jaeckle (links), Dr. Uwe Seibert und Pfarrer Ralf Arnd Blecker (rechts) die Evangelische Stadtkirche Haiger, der Kirche des „Großvaters“ August Theis.
FOTO: BECKER-VON WOLFF
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