Das Erbe Olevians
Der Heidelberger Katechismus feiert 450- jähriges Jubiläum und Herborn feiert mit. Den Festgottesdienst gestaltete Professor Dr. Eberhard Busch (Göttingen) in der Evangelischen Stadtkirche...
Von Volker Lommel
Professor Dr. Eberhard Busch (Göttingen) erinnerte an die Bedeutung, die das Lehrbuch des christlichen Glaubens in reformierten Kreisen hat. „Mit Leib und Seele gehören wir unserem Heiland Jesus Christus“, untermauerte der Festredner Busch seine Predigt. „Wir sind Gottes Eigentumsrecht, denn er kam in sein Eigentum und gab sich uns radikal zu eigen“, so Professor Busch, der der Sohn des bekannten Pfarrers und Evangelisten Johannes Busch ist.
Gott, der Anspruch auf den Menschen habe, sage nein zu unseren Missständen und überhole unsere Lebenssituationen mit Christus als dem Herrn über Leben und Tod. „Unser Herr Jesus will uns haben, um uns zu geben“, konstatierte der Gastredner, denn Jesus habe mit seinem Blut bezahlt, weshalb Christen auch befreit leben könnten. Er sei der Herr der Herren und wir gehörten Ihm der uns in seinen Händen halte, machte der Geistliche unmissverständlich klar. Das bedeute aber auch mitunter gegen den Strom der Zeit zu schwimmen und dies im „freien Gehorsam“, wie ein Johannes Calvin (einer der beiden führenden Schweizer Reformatoren) zur Entstehungszeit des Heidelberger Katechismus es einmal ausformuliert habe.
Richtungsweisend und hoffnungsgebend erinnerte der Göttinger Theologe Eberhard Busch an das felsenfeste Zeugnis auf einem Jüdischen Grabstein (in Celle): „Er wird den Tod verschlingen auf ewig“.
Pröpstin Anngret Puttkammer und Pfarrer Ronald Lommel leiteten durch den Festgottesdienst. Dabei dankte die Pröpstin, im Rahmen der „Klingenden Kirche“, Kantorin Regina Zimmermann-Emde und ihrem großen Vocalensemble für die musikalische Ausgestaltung des Gottesdienstes. Die Herborner Kantorei intonierte Facetten alter Meister aus drei Jahrhunderten. Auffällig dabei erschien, dass weithin mit gewollten Orgel-Disharmonien unterlegte Chorwerk (Chichester Psalms) des amerikanischen Komponisten Leonard Bernstein (1918- 1990). Die sogenannten Südenglischen „Chichester Psalms“, welche der Komponist in den USA komponierte beinhalten textlich Einzelverse aus verschiedenen Psalmen.
Zum Fest-Gottesdienstausklang ließ die Kantorin Johann Sebastian Bachs Präludium C - Moll flott fließend erklingen. Eine weitere Besonderheit wurde direkt nach dem Jubiläumsgottesdienst im neuen Gemeindehaus gleich neben an ausgeführt: Der große Gemeindesaal bekam offiziell und feierlich durch die Pröpstin Puttkammer und Pfarrer Lommel den Türschildnamen „Olevian-Saal“. Caspar Olevian war Mitverfasser des Heidelberger Katechismus und Begründer der Hohen Schule in Herborn und liegt in der Stadtkirche begraben.
Eine der Herborner Kirchenglocken im Turm der Evangelischen Stadtkirche, sei mit dessen Namen auch versehen, sagte Pfarrer Ronald Lommel. Er erinnerte dabei, das Caspar Olevian an den Folgen eines schweren Unfalls verstorben sei und noch im Angesicht des Todes auf eine Kollegenfrage, ob er auch seines Heils gewiss sei, geantwortet habe: „certissimus“ –„Ganz gewiss!“
Der 129 Fragen und Antworten beinhaltende Heidelberger Katechismus von 1563 ist der Bedeutensde neben Martin Luthers „Kleinem Katechismus“. Annegret Puttkammer freute sich, dass dieser über 200 Jahre lang in Herborn gedruckt worden sei.
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Den Festgottesdienst gestaltete der Göttinger Festprediger Prof. Dr. Eberhard Busch (links), Pröpstin Annegret Puttkammer, Pfarrer Ronald Lommel und der Hauptorganisator der Glaubensgespräche über das kirchliche Lehrbuch (Heidelberger Katechismus) im ehemaligen Dillkreis, Pfarrer i.R. Karl Müller aus Sechshelden. Foto: Volker Lommel
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