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09.04.2014

Offene Räume für Trauer

Den Tod nicht verdrängen: Brauchen wir öffentliche Gedenktage wie den Karfreitag? Was die Pröpstin, ein Bestatter und eine Trauerbegleiterin sagen …

 

Karfreitag – der stille Feiertag erinnert an das Leiden und Sterben Jesu Christi. Wie wichtig das öffentliche Gedenken und der Abschied sind, haben uns die Pröpstin, ein Bestatter und eine Trauerbegleiterin verraten.

 

„Wir brauchen Tage, an denen wir gemeinsam still sind und die dunklen Seiten des Lebens aushalten. So bleibt unsere Gesellschaft wach für die Schwachen und Leidenden“, sagt Pfarrerin Annegret Puttkammer. Die Pröpstin für Nord-Nassau setzt sich wie die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sehr für den Sinnerhalt des hohen christlichen Feiertages ein. Eine Aktion der Evangelischen Kirche vor einigen Jahren widmete sich der Bedeutung des Karfreitages. Die durchbohrte Hand als Siegeszeichen und das Fragewort „Opfer?“ darüber sorgte für viel Diskussion. Öffentlich über den Tod reden? Ja, sagt Annegret Puttkammer, denn „Christen müssen den Tod nicht fürchten, deshalb brauchen sie ihn nicht zu verdrängen. Wer dem Tod bewusst entgegenschaut, lebt auch intensiver.“

 

Wie er Karfreitag verleben wird, weiß Volker Schmitt nur ungefähr. „Ich werde gegen meine Gewohnheit an Karfreitag kein Fleisch und keine Wurst essen“, sagt der Bestatter in Frohnhausen, „und das aus Ehrfurcht vor dem Tod Jesu Christi am Kreuz“. Volker Schmitt ist gläubiger Christ, der Besuch des Gottesdienstes an Karfreitag und Ostern ist ihm und seiner Frau sehr wichtig. Dennoch lebt er in ständiger Rufbereitschaft, denn der Tod kommt selten vorangemeldet. Seine Mission: Er möchte da sein, wenn Menschen ihn rufen. Den letzten Urlaub hatte er vor vierzehn Jahren. Nur einmal noch war er mit seiner Frau für zwei Tage zu einem Musical nach Berlin gefahren. „Und schon unterwegs klingelte das Handy“, erzählt Volker Schmitt. Sein Sohn Manuel hat für ihn den Trauerbesuch übernommen. Seitdem gibt es öfters mal eine Rufumleitung.

 

Auch in diesem Jahr ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen an Karfreitag oder Ostern sterben, sehr hoch. „Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, dass kein Trauerfall an diesen Tagen eingetreten ist“, sagt Schmitt, der am Ostermontag zu seiner Mutter ins Pflegeheim fahren will, wo er auch seinen Vater antreffen wird. Seit 2009 ist Volker Schmitt hauptberuflicher Bestatter. Er sieht sich als Handwerker, Dienstleister, Pathologe, Kosmetiker, Kaufmann, Redner und Seelsorger: Bei allem steht der "liebevolle und würdige Abschied" im Vordergrund.

 

Der Beruf hat das Leben des gelernten Schreiners und Tischlers völlig verändert. „Wir leben bewusster, der Tod umgibt uns tagtäglich“, sagt Schmitt, der anders als sein vierundzwanzigjähriger Sohn noch keine endgültige Bestattungsvorsorge zu den Unterlagen gelegt hat. „Ich arbeite noch daran“, sagt er. Was er will, ist eine Sargbestattung mit Platz auf einem Friedhof mit Bäumen. Und: „Ich möchte nach meinem Tod ebenso würdevoll begleitet werden, wie wir es hier mit den Verstorbenen tun“, sagt Schmitt. Angst vor dem Tod habe er nicht: „Ich habe großen Respekt vor dem Sterben, aber keine Angst. Denn: Das beste kommt zum Schluss, so wie ein leckerer Nachtisch“, sagt er und ergänzt: „Wir können nicht alle hier auf Erden bleiben. Aber auch dafür hat Gott neben der wunderbaren Schöpfung gesorgt.“ Dass der Mensch auch eine Seele besitzt, davon ist Volker Schmitt überzeugt: „Es gibt ein Leben nach dem Tod“, sagt er.

 

Was ihn beeindruckte, war eine gläubige Frau, die zu Lebzeiten ihre Bestattung mit ihm geplant hatte. „Es dauerte leider nur wenige Monate, da riefen die Angehörigen mich an, die Frau hatte Krebs im Endstadium“, sagt Volker Schmitt. Die Vorsorge der Frau hat vieles weitere einfacher gemacht für die Familie. Mit 14 Jahren durfte er das erste Mal mit seinem Vater einen Verstorbenen aus dem Krankenhaus abholen. „Da habe ich nicht viel darüber nachgedacht, aber ich hatte auch keine Berührungsängste vor dem Tod“.

 

Allerdings fiel die Berufswahl als Schreiner Bestatter zu werden, erst nach zwei einschneidenden Erlebnissen. „Das erste Erlebnis war vor über 28 Jahren, als ich meine Frau kennenlernte“. Mit ihr habe er Gottesdienste besucht und gläubige Menschen kennengelernt. „Das Miteinander hat mich überzeugt, seitdem lebe ich bewusst meinen Glauben“. Die zweite Erfahrung war eine Erkrankung. „Ich stand vor einer Operation, da kamen Freunde zu mir, um mit mir am Krankenbett zu beten. Da habe ich Begleitung erfahren, das möchte ich auch den Trauernden weitergeben“.

 

Mit der eigentlichen Entscheidung für den Beruf des Bestatters hat er den väterlichen Betrieb völlig umgekrempelt. Aus der Schreinerei mit Sarglager wurde im Herbst 2012 ein Trauerhaus mit eigener Kapelle und einem Begegnungsraum für bis zu 80 Menschen. „Wir möchten den Angehörigen ermöglichen, sich in Ruhe von ihrem Angehörigen zu verabschieden“, sagt Schmitt. Das sei wichtig, um im Trauerprozess den Verlust verarbeiten zu können. Beerdigungen nur im engsten Familienkreis zu begehen, sieht er persönlich eher kritisch. Er bahre Verstorbene gerne für mehrere Tage auf. Denn: Oft könnten Familien gar nicht überschauen, ob es nicht doch Freunde oder Bekannte gibt, die ebenfalls Abschied nehmen möchten.

 

Pfarrerin Bettina Marloth-Claaß begleitet seit über 20 Jahren trauernde Menschen: Die Trauerbegleiterin weiß, jeder Mensch trauert anders. Aber immer wieder hört sie, dass Menschen sagen, es wäre schlimm, dass „wir es nicht geschafft haben, zu Lebzeiten über den Tod zu sprechen.“ Für die Trauernden beginnt eine schwere Zeit und der Trauerweg ist viel länger, als es nicht-betroffene Mitmenschen zugestehen wollen. Eine Trauergruppe kann dann hilfreich sein. Zwar brauche nicht jeder Trauernde eine Gruppe, aber diejenigen, die teilnehmen, fühle sich hier verstanden. „Andere Trauernde verstehen, wie sich das anfühlt, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird“, sagt Marloth-Claaß. Sie höre oft, „hier wirkt keiner auf mich ein, dass ich mich zusammenreißen soll“. Und: Keiner dränge dort, dass man Aktivitäten anfangen solle, für die die Trauernden überhaupt noch keine Kraft haben.

 

» Die nächste offene Trauergruppe LICHTBLICK findet am Freitag, 25. April, um 18 Uhr im Ev. Familienzentrum Frohnhausen statt. Der nächste „Treff für Trauernde“ findet am Donnerstag, 8. Mai, um 19.30 Uhr im Bibliotheksraum unter der Evangelischen Kirche in Herborn-Seelbach statt.

 

» Bild oben:

Abschied und Trauer sollen öffentlich bleiben: Oft könnten Familien gar nicht überschauen, ob es nicht doch Freunde oder Bekannte gibt, die ebenfalls Abschied nehmen möchten, sagt Bestatter Volker Schmitt.
FOTO: BECKER-VON WOLFF

 

 


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