Miteinander beten
Einen Gottesdienst mit Bürgermeisterin Marion Sander haben Christen aus Greifensteins Ortsteilen gefeiert ...
Von Klaus Schmidt
Es ist schon etwas Besonderes, wenn neun Kirchengemeinden aus zwei Landeskirchen und verschiedenen Konfessionen zu einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst einladen.
Am Sonntag fand ein gemeinsamer ökumeinscher Gottesdienst in der Beilsteiner Schlosskirche statt. Eingeladen hatten die evangelischen Kirchengemeinden Beilstein-Rodenroth, Arborn-Nenderoth-Odersberg und Rodenberg (ev. Gemeinde Driedorf), die Katholischen Pfarreien Braunfels für die Ulmtalgemeinden und Herborn für die Westerwaldgemeinden sowie die ev. Lutherische Kirche Allendorf (SELK) und die Freie Gemeinde Ulmtal.
Anlass der gemeinsamen Feier war der Beginn der Amtszeit von Bürgermeisterin Marion Sander, die zum 1. Oktober 2018 die Nachfolge von Martin Kröckel antritt. Dies war für die verschiedenen Kirchengemeinden ein guter Grund, zu einem gemeinsamen Gottesdienst einzuladen und so ein Zeichen für einen gemeinsamen Neubeginn zu setzen. So stand der Gottesdienst unter dem Wort des Propheten Jeremia: Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum HERRN; denn wenn 's ihr wohlgeht, so geht 's auch euch wohl.
Für die musikalische Gestaltung sorgten der Beilsteiner Posaunenchor, der Kirchenchor Ulmtal und Jan Henrich am Klavier, der den Gemeindegesang begleitete. Die Predigt war in drei Teile geteilt, die durch Musikbeiträge und gemeinsame Lieder gegliedert waren.
Pfarrer Ralf-Peter Jäkel ging in seinem Teil auf die Schriftlesung aus Matthäus 18 ein, in der Jesus von Petrus gefragt wird: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.
Vergebung, das sei in einer Gemeinde wichtig, die auch über vierzig Jahre nach der Gebietsreform noch nicht richtig zusammengewachsen sei. Gegen den Willen vieler zusammengelegt aus Orten aus zwei verschiedenen Landkreisen und auch Landeskirchen mit unterschiedlicher Tradition und Interessen sei es immer wieder zu gegenseitigen Angriffen und Verletzungen gekommen, die bis heute nicht verheilt seien und immer wieder, zuletzt beim Streit um die Märkte, neu aufbrachen. Vergebung und Versöhnung kann zu einem Neuanfang führen, sagte Pfarrer Ralf Peter Jäkel. In einer kurzen Zeit der Stille sollte sich jeder und jede überlegen, wo sie vergeben müssten und auch um Vergebung bitten müssten.
Dr. Armin Kistenbrügge aus Greifenstein sprach in seinem Teil der Predigt zu einem Abschnitt aus Nehemia, der von außen zu den aus dem Exil Zurückgekehrten in Jerusalem kam und sah, dass jeder für sich in den mehr oder weniger zusammengeflickten Trümmern lebte und darum die Gemeinde dazu aufrief, gemeinsam die Stadtbefestigung und den Tempel wieder aufzubauen, in dem jede Familie und Sippe an einem Abschnitt arbeitete und alle für das ganze Gemeinschaftswerk Verantwortung übernehmen. So sei es auch in der Großgemeinde, wo jedes Dorf zwar in seinem Bereich sich bemühen sollte, aber nicht jeder Ort nur für sich, sondern dass die Anstrengung immer auf das Wohlergehen der ganzen Gemeinde zielen sollte. Dann geschah, was bei einer Predigt bei uns eher ungewöhnlich ist: Die Zuschauer klatschten laut.
Pfarrer Reiner Lepper aus Nenderoth sprach über eine Aufforderung aus dem 1. Timotheusbrief: So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Herrscher und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Fürbitte für die Obrigkeit, das sei heute eher ungewöhnlich. Aber es sei gerade heute wichtig, für die zu beten, die Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen müssen. Es gehe nicht darum, zu bitten, dass die Entscheidungen nur für jeden persönlich oder für sein Dorf vorteilhaft seien, sondern dass sie zum Nutzen der ganzen Gemeinden getroffen würden.
Wer für die Menschen bete, die im Dienste der Allgemeinheit arbeiten, ob in der Verwaltung oder in den ehrenamtlichen politischen Gremien, der achte und schätze auch deren Arbeit.
Auch das gemeinsame Fürbittengebet bei dem Vertreter aller Kirchengemeinden mitwirkten, ging besonders auf die Situation vor allem der Menschen, die haupt- oder ehrenamtlich Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen, egal ob in Politik, Vereinen oder anderen Funktionen.
Die eue Bürgermeisterin Marion Sander sprach in ihrem Grußwort davon, wie wichtig es sei, miteinander zu reden und dann auch gemeinsam zu handeln.
Nach dem Segen gab es bei Kirchenbistro Gelegenheit zu Gesprächen. Die Kollekte war für die zehnjährige schwer erkrankte Luna bestimmt, für die es auch schon vorher in Gemeinde verschiedene Spendenaktionen gab.
Pfarrer Jäkel betonte, dass Luna unbewusst und ungewollt durch die vielen Aktionen in allen Ortsteilen schon eine Menge zum Zusammenwachsen der Gemeinde beigetragen habe.
» Unser FOTO:
Alle Mitwirkenden am gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst in Beilstein: v.l. Johannes Arns, Simon Droß, Dr. Armin Kistenbrügge, Andjelka Ferincevic, Sebastian Anwand, Marion Sander, Hannelore Bartsch, Reiner Lepper, Ralf Peter Jäkel, Brigitte Bovermann. FOTO: Klaus Schmidt
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