Großer Bahnhof für Elisabeth Benner
Nach 55 Jahren geht in Ballersbach mit Elisabeth Benner eine Ära zu Ende. Die 88-Jährige war 55 Jahre lang Organistin und 30 Jahre lang die Küsterin der Gemeinde...
Jetzt entschloss sich die engagierte Mitarbeiterin allerdings, etwas kürzer zu treten. Ein Gottesdienst ohne „unser‘ Elisabeth“, wie die Gemeindemitglieder ihre Organistin liebevoll nennen, war und ist für die meisten Ballersbacher kaum vorstellbar. Mit viel Engagement und Herzblut hat Elisabeth Benner ihrer Gemeinde über ein halbes Jahrhundert gedient.
von Jenny Berns
Mit einem großen Festgottesdienst wurde sie Anfang Januar in den Ruhestand verabschiedet. Wie sehr die Lebensgeschichte der 88-jährige auch mit der Geschichte des Dorfes und seinen Bewohnern verbunden ist und war, zeigte sich bei diesem Anlass: Zahlreiche Gemeindemitglieder, aber auch Besucher aus den umliegenden Gemeinden, waren gekommen, um der gebürtigen Ballersbacherin für ihre langjährigen Dienste zu danken.
Viele von ihnen hat die heute 88-jährige aufwachsen sehen und auf ihrem kirchlichen Lebensweg begleitet. Die kirchenmusikalische Laufbahn Elisabeth Benners begann bereits im Jahr 1938: Die Frau des Ballersbacher Pfarrers Artur Holler leitete zu dieser Zeit einen Singkreis, dem sich die damals 14-jährige Elisabeth anschloss. Im Hause des Pfarrers begann sie ebenfalls mit dem Zither- und Klavierspielen. Im Laufe der Zeit lernte die musikbegeisterte junge Frau auch das Orgel-, Gitarre, Flöten- und Lautespielen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog die Organistin zunächst mit der Familie Holler nach Nassau. Später begann sie ein vierjähriges Studium an der Kirchenmusikschule in Frankfurt, welches sie 1957 auch erfolgreich abschloss. Im gleichen Jahr kehrte sie dann in ihre Heimatgemeinde zurück und übernahm dort das Amt der Organistin. Dies sollte aber nicht ihr einziges Wirkungsfeld bleiben. 30 Jahre lang versah sie zusätzlich den Dienst als Küsterin in der Gemeinde und leitete über 34 Jahre hinweg den Kirchenchor.
Viele kennen „das Elisabeth von der Kirch‘“ aber auch als Lehrerin, denn die engagierte Dame hatte lange Zeit auch einen Lehrauftrag für Religion und Musik-Pädagogik und brachte so vielen Ballersbachern das Musizieren bei. Wie vielfältig ihr Dienst für die Gemeinde war und ist, betonten daher bei ihrer Verabschiedung auch die zahlreichen Gäste, die nicht nur aus der Ballersbacher, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden gekommen waren.
„Ich hatte noch Kindergottesdienst bei ihr“, berichtet beispielsweise ein Besucherin. Andere haben das Flötespielen bei ihr gelernt oder musizierten gemeinsam mit Elisabeth Benner in einer der von ihr geleiteten Musikgruppen, wie der „Ballerschbacher Stuwwemussik“. Auch den ökumenischen Gedanken vertrat die Organistin, indem sie regelmäßig bei der katholischen Gemeinde mit ihrem Orgelspiel aushalf, wenn Not am Mann war.
Da aber alles seine Zeit hat, entschloss sich Elisabeth Benner nun, kürzer zu treten. Ihre Ämter als Organistin und Küsterin legte sie, wenn auch „schweren Herzens“, zum Jahresende nieder. Nur den Dienst auf dem Friedhof und das Glockenläuten für Verstorbene sowie bei Geburten wird sie auch weiterhin regelmäßig übernehmen.
Mit ihrer über 55 Jahre dauernden Tätigkeit, dürfte Elisabeth Benner wohl eine der ältesten aktiven Organistinnen in Deutschland sein. Der Festgottesdienst zu ihren Ehren, war deshalb auch eine „Ehrung für ihr Lebenswerk“, wie der stellvertretende Dekan Ronald Lommel in seiner Ansprache hervorhob. Auch Pröpstin Annegret Puttkammer, die Grüße vom Kirchenpräsident überbrachte, und ihr Mann, der Ballersbacher Pfarrer Detlev Puttkammer, betonten, wie gerne sie mit Elisabeth Benner zusammengearbeitet haben.
Dem schloss sich auch der langjährige Ballersbacher Pfarrer und heutige Dekan des Dekanates Hochtaunus Michael Tönges-Braungart an. Die musikalische Fachkenntnis, vor allem aber ihre herzliche Art und ihre enge Verbindung zur Kirche, das sind Eigenschaften, die Elisabeth Benner auszeichnen. Daher hatte sie auch zu allen sieben Pfarrern, die sie während ihrer Zeit als Organistin in Ballersbach erlebt hat, ein sehr gutes Verhältnis.
Dr. Christoph Holler, der älteste Sohn Artur Hollers, in dessen Pfarrhaus Elisabeth Benners kirchenmusikalische Laufbahn begann, gab der 88-jährigen deshalb auch mit auf den Weg: „Du bist aus deinem Kirchenamt entlassen, aber nicht aus deiner Kirchengemeinde.“
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