Die Sprache wiederfinden
Im Vorfeld eines Konzertes in Haiger hatte die Journalistin Ute Jung die Möglichkeit, mit Margot Kässmann über Glaube, Frömmigkeit und ihren Alltag zu sprechen...
Margot Käßmann im Interview. Von Ute Jung
Frage: Wie empfinden Sie es, dass Sie als die Bischöfin wahrgenommen werden, die wegen einer Alkoholfahrt zurückgetreten ist?
Margot Käßmann: Das reduziert mein Leben auf eine Situation, auf einen einzigen Abend. Die Situation war ein Alptraum für mich. Meine Entscheidung zurückzutreten, habe ich meinem Motto aus dem Sirach zu verdanken: "Und bleibe bei dem, was dir dein Herz rät; denn du wirst keinen treueren Ratgeber finden."
Was war oder ist die schönste Zeit in Ihrem Leben?
Käßmann: Meine schönste Zeit ist vielleicht genau jetzt. Die Kinder sind erwachsen. Da habe ich weniger Druck als Mutter. Auch beruflich ist der Druck geringer geworden.
Was war die schwierigste Zeit Ihres Lebens?
Käßmann: Die schwierigste Zeit meines Lebens war, als ich als Bischöfin persönlich mit dem Thema Scheidung konfrontiert wurde.
Was bedeutet Glaube für Sie und wie hat er sich im Laufe Ihres Lebens verändert? Was ist gewissermaßen die "Quintessenz"?
Käßmann: "Das Gottvertrauen ist die Basis meines Glaubens. Das gestaltet sich angesichts eines Verlustes manchmal schwierig. Aber Gott ist da, wo Menschen leiden. Durch Jesus kennt Gott selbst das Leid. Glaube kann aber auch fröhlich sein. Christen können freudestrahlend und nicht miesepetrig auftreten.
Was ist das wichtigste Thema für die Kirche heute?
Käßmann: Die Kirche muss die Sprachkraft von Martin Luther wiederfinden. Luther hat so vom Glauben gesprochen, dass die Menschen sich fragten, was hat die Bibel mir zu sagen. Die Menschen haben heute Sehnsucht nach geistlichen Themen. Die Antworten hat die Kirche parat. Dabei soll die Kirche nicht der moralische Zeigefinger sein, sondern zum Leben ermutigen. Denn die Menschen haben ohnehin den Eindruck, erst einem heilen Bild entsprechen zu müssen, bevor sie in die Kirche gehen. Aber Gott ist ein Gott der Sünder.
Ihnen ist etwas Ungewöhnliches gelungen. Obwohl Ihre Position zu verschiedenen Themen oft kritisch gesehen werden, haben Sie selbst dort eine hohe Akzeptanz als "wirklich Fromme". Wie haben Sie das geschafft?
Käßmann: Ich spreche einfach von meinem Glauben an Jesus Christus. Mein großes Vorbild ist Martin Luther King. Der war ganz fromm aber auch ganz politisch. Warum haben Sie im Jahr 2011 den "Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage" abgelehnt? Käßmann: Alleine durch die Ankündigung, dass ich den Preis erhalten sollten, wurde wieder eine Debatte ausgelöst. "Wird die jetzt auch noch für eine Straftat belohnt?", hieß es. Ich habe beschlossen, den Preis abzulehnen, weil ich mich nicht verbiegen lasse.
Was sind Ihre Ziele?
Käßmann: Mein Plan ist es, das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 als Botschafterin des Rates der EKD mitzugestalten. Mit 60 Jahren möchte ich in Rente gehen und meine Enkelkinder hüten. Ich habe bereits ein Enkelkind, das ein Jahr alt ist.
Wie ist das so präsent und manchmal auch bloßgestellt in der Öffentlichkeit zu stehen?
Käßmann: Mein Leben beinhaltet mehr, als die meisten wissen. Ich bin zurückhaltender geworden. Mein Leben ist jetzt in einer Balance und ich fühle mich nicht mehr gehetzt.
» Mehr zum Konzert in Haiger im Internet unter www.mittelhessen.de/dillenburg
Anfassen nur mit Samthandschuh
Zum "Tag für die Literatur" werden am Sonntag, 29. Mai, Führungen von 14 bis 18 Uhr durch die alte und neue Bibliothek im Herborner Schlosses angeboten... [mehr]
Propstei bietet Büro-Utensilien an
Schreibtisch oder Sideboards? Für einen guten Zweck bietet das Sekretariat der Propstei Nord-Nassau diverse Büro-Utensilien an... [mehr]
Diakonie: „Die Ergebnisse lassen sich sehen!“
Die Diakonie-Pflegestationen in der Region haben ihr Erscheinungsbild verändert. Das Pilotprojekt der Diakonie in Hessen und Nassau wurde in Nord-Nassau erfolgreich beendet... [mehr]
Steinbacher Frauen besuchten koptisches Kloster
Um orientalische Kultur zu erleben, muss man nicht weit reisen, da waren sich die 14 Frauen des Steinbacher Frauenkreises der evangelischen Kirchengemeinde Haiger einig. Nur etwa eine Stunde dauerte die Fahrt zum...[mehr]
Musik geht tiefer als Worte es vermögen
Am Sonntag (22. Mai) ist ein besonderer Tag: "Kantate" - das bedeutet "Singet". Der scheidende Propst Michael Karg widmet seinen "Impuls zur Zeit" der Musik... [mehr]
Außergewöhnliches Konzert: Pianist trifft Musical-Star
Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf zu "A Night At The Movies" am 20. Mai in der Nanzenbacher Kirche...[mehr]
EKHN-Synode tagte in Weilburg
Von Donnerstag an bis Samstag tagte die Frühjahrssynode der EKHN in Weilburg: Die Beschlüsse und Berichte finden Sie hier... [mehr]
Kammerchor präsentiert "Friedensmusik"
Zum Sonntag "Kantate" führt der Kammerchor der Herborner Kantorei „Amao Omi“ (Sinnloser Krieg) - ein Werk des georgischen Komponisten Giya Kancheli in der Stadtkirche Herborn auf...[mehr]
Dekanatsfrauen: Jede Lebensphase hat ihren Reiz
Beim Dekanatsfrauenabend im evangelischen Dekanat Dillenburg ermunterte Margitta Rosenbaum die anwesenden Frauen Vorbilder für ihre Kinder und Enkel zu sein... [mehr]
Am Rasthof Ruhe tanken für die Seele
Das Evangelische Dekanat Dillenburg unterstützt den Förderverein Autobahnkirche Siegerland: In Wilnsdorf entsteht derzeit die 39. Autobahnkirche bundesweit. Mit einer Spende in Höhe von 5.000 Euro und der Mitgliedschaft im...[mehr]
» Noch Fragen...?
Sie suchen Informationen, haben Anregungen?
» per E-Mail hier
Telefon: 0 27 72 / 58 34-200