Pelikan ziert Decke
Hell und freundlich präsentiert sich die Kirche in Offenbach nach der Sanierung des Kirchenraums. Auch der Pelikan ist wieder zu sehen ...
Von Helga Peter
In einem Festgottesdienst am vierten Adventssonntag feierte die Evangelische Kirchengemeinde Offenbach die Wiedereröffnung ihres Gotteshauses, das nach einer Innenrenovierung jetzt in neuem Glanz erstrahlt und dessen Innendecke wiederum ein Pelikanrelief ziert.
Am vergangenen Sonntag fand der Festgottesdienst zur Wiedereröffnung der Evangelischen Kirche in Offenbach statt. Nach den Posaunenklängen zu dem Adventslied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ öffnete sich die Kirchentüre und zu Orgelklängen brachten Kirchenvorstand und Konfirmanden in einer Prozession mit Dekan Andreas Friedrich und Pfarrerin Gabriele Scheid an der Spitze Kreuz, Bibel, Kerzen, Taufgeschirr und Blumen zum Altar der Kirche. Musikalisch gestalteten diesen Gottesdienst die Bläserformation „Nur Blech“ und der Gesangverein „Eintracht“ Offenbach unter der Leitung von Lothar Sälzer sowie Sebastian Köhler an der Orgel.
Acht Monate hatten die umfassenden Renovierungsarbeiten im Innenraum der Kirche gedauert. Nach einem Neuanstrich ist dieser jetzt in mittelgrau mit dezenten Goldabsetzungen gehalten. Es erfolgte der Austausch der Elektroheizung gegen eine Gas-Warmwasserheizung. Auch neue Lampen zieren die Kirche. Die alten Elektroleitungen wurden ebenfalls erneuert. Die Gesamtkosten dieser Renovierungsarbeiten belaufen sich auf 251 000 Euro.
80 Prozent der Kosten werden von der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau übernommen und 20 Prozent entfallen auf die Evangelische Kirchengemeinde Offenbach. Eine Generalüberholung und Reinigung mit Kosten in Höhe von 22 000 Euro erfuhr die aus dem Jahre 1855 stammende Orgel. Die Finanzierung erfolgt teilweise durch Spenden. Etwas ganz Besonderes bildet sicherlich die Wiederanbringung eines Pelikanreliefs an der Kirchendecke, dessen Stukkateurarbeiten sich über 8 500 Euro belaufen.
Den sehr gut besuchten Festgottesdienst gestalteten Dekan Andreas Friedrich, Pfarrerin Gabriele Scheid und Prädikantin Anke Schmidt Kersten. Kirchenvorstandsmitglied Dietmar Bremer ging in seinen Grußworten auf die Geschichte der Offenbacher Kirche ein, deren Kirchenschiff 1729 erbaut und 1955 erweitert wurde. Pfarrerin Gabriele Scheid stellte heraus, dass die Kirche ein Ort für die Menschen sein solle, von dem Segen ausgehe.
In einem Dialog stellten sowohl Pfarrerin Gabriele Scheid als auch Prädikantin Anke Schmidt-Kersten die Bedeutung des Pelikanreliefbildes heraus. Im Zuge der Kirchenrenovierung sei beschlossen worden: „Der Pelikan muss wieder in unsere Kirche.“ Ab wann genau ein Pelikanrelief die Kirchendecke geziert habe, sei nicht exakt festzustellen. Helmut Groos vermutet, dass dieses Bild in den Jahren 1719 oder 1776 entstanden sei, denn damals seien ebenfalls Kirchenrenovierungen vorgenommen worden.
An die Umstände, wie das Bildnis aus der Kirche verschwand, erinnerte Lothar Lang. Das Relief verunglückte bei den Renovierungsarbeiten 1955/1956. Beim Auswechseln der Deckenbalken stürzte es in die Tiefe und wurde „Ohm aale Weg“ (auf dem Gelände der heutigen Firma Wolf) in einer Gedenkminute vergraben.
Die antike Legende mit dem Pelikan, der sich die Brust aufriss, um seine Küken mit dem eigenen Blut zu ernähren, sei besonders im Mittelalter literarisch und künstlerisch aufgenommen worden und handele von einer Hungersnot für Mensch und Tier, so Schmidt-Kersten. Pfarrerin Scheid verlas dazu ein Meditationswort eines Jesuiten: „Pelikan der Liebe, er verwundet sich selbst, um uns zu heilen. Er nimmt den Tod auf sich, um uns das Leben zu schenken.“ Dieses passe zur Jahreslosung 2016: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“
Auch der Kirchenraum strahle was von Geborgenheit und Trost aus. „Ich glaube, das brauchen wir in dieser Zeit und nicht so sehr die gewaltigen Worte, die donnernden Predigten sondern Trost, Schutz und Stärkung, so die Pfarrerin, die die „schön gelegene“ Offenbacher Kirche in ihrer exponierten Lage für die Menschen als einen Ort der Heimat herausstellte. Sie wünsche sich, alsbald hier eine Trauung vollziehen zu können.
Dekan Andreas Friedrich gratulierte der Kirchengemeinde zu der wunderschön renovieren Kirche. Er dankte allen, die daran mitgewirkt hätten. Sein besonderer Dank galt Kirchenvorstandsmitglied Jürgen Löffler, der mit einem immensen Zeitaufwand sich ehrenamtlich in die Koordination der handwerklichen Arbeiten vor Ort eingebracht habe. Pfarrerin Scheid überreichte an Jürgen Löffler als Geschenk einen Ballonflug, damit dieser sich seinen Heimatort und ganz besonders die Kirche einmal aus der Vogelperspektive ansehen könne.
Mit einem gemeinsamen Mittagessen ließen die Gottesdienstbesucher die Einweihungsfeier ausklingen. (hlp)
Unsere Bilder:
Im Zuge der Innenrenovierung der Evangelischen Kirche wurde wieder ein Pelikanrelief an der Innendecke der Kirche angebracht. Auch die aus dem Jahre 1855 stammende Orgel wurde generalüberholt und gereinigt.
Dekan Andreas Friedrich und Pfarrerin Gabriele Scheid dankten Jürgen Löffler für dessen unermüdliches ehrenamtliches Engagement bei der Kirchenrenovierung.
FOTOS: HELGA PETER
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