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16.12.2011

Jochen Klepper: "Gott will im Dunkeln wohnen"

"Die Nacht ist vorgedrungen" von Jochen Klepper ist ein wohl bekanntes Lied aus dem Gesangbuch. Pfarrer Wolfhard Düver erinnert an den Lieddichter und Komponisten, der vor 69 Jahren verstarb...

Jochen Kleppers letzte Tagebucheintragung am 10. Dezember 1942

„Ich schrieb an diesem Nachmittag ein zweites Weihnachtslied…“ notiert der Schriftsteller Jochen Klepper am 18. Dezember 1937 in sein Tagebuch. Gemeint ist ein Gedicht, das mit folgender Zeile beginnt: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.“ Johannes Petzold, ein damals bekannter Kirchenmusiker aus dem Voigtland, schreibt 1939 zu den fünf Strophen eine Melodie.

Erstaunlich rasch findet das Lied seine Verbreitung und wird schon Anfang der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts in das neue Evangelische Kirchengesangbuch aufgenommen. Im Leben evangelischer Gemeinden hat dieser Choral seitdem einen festen Platz erhalten.

Jochen Klepper erlebt dies nicht mehr. Am 22. März 1903 als drittes Kind des Evangelischen Pfarrers Georg Klepper und seiner Frau Hedwig in Beuthen an der Oder geboren, heiratet er am 28. März 1931 die jüdische Witwe Hanni Stein.

Als im Januar 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kommen, muß er wegen seiner Zugehörigkeit zur SPD, vor allem aber wegen seiner Ehe mit einer Jüdin, seine Tätigkeit beim Rundfunk aufgeben. Zwar gelingt es ihm, sich als Schriftsteller zu etablieren, doch trotz seiner Erfolge schließt ihn im März 1937 die Reichsschrifttumkammer aus ihren Reihen aus. Damit ist die Existenzgrundlage des Schriftstellers in Frage gestellt.

Die im September 1935 erlassenen Rassegesetze engen das Leben Kleppers, seiner jüdischen Frau sowie deren Töchter Brigitte und Renate immer mehr ein. Am 9. November 1938 macht die von den Nazis organisierte Reichskristallnacht unmißverständlich klar, daß jüdisches Leben in Deutschland keine Zukunft haben wird. Zwar gelingt es, die Tochter Brigitte noch rechtzeitig außer Landes zu bringen. Und gleiches erhoffen sich die Eheleute Klepper für Renate. Doch die Chancen schwinden mit jedem Tag.

Für den 10. Dezember 1942 ist in Berlin ein Treffen Jochen Kleppers mit Adolf Eichmann anberaumt. Hier will er die Ausreise Renates erreichen. Mit Blick auf dieses Gespräch schreibt Klepper zwei Tage zuvor in sein Tagebuch: „Gott weiß, daß ich es nicht ertragen kann, Hanni und das Kind in diese grausamste und grausigste aller Deportationen gehen zu lassen. Er weiß, daß ich ihm dies nicht geloben kann, wie Luther es vermochte: Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, laß fahren dahin. - Leib, Gut, Ehr- ja! Gott weiß aber auch, daß ich alles von ihm annehmen will an Prüfung und Gericht, wenn ich nur Hanni und das Kind notdürftig geborgen weiß. Stürben sie, Gott weiß, daß sich nichts in mir gegen seinen Willen auflehnte. Aber nicht dies.“ Nach dem Gespräch mit Eichmann, einem der Hauptorganisatoren der Judenvernichtung, gibt es für die Familie Klepper keine Hoffnung mehr.

Angesichts der bevorstehenden Deportation von Hanni und ihrer Tochter Renate in ein KZ hält Jochen Klepper in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember 1942 als letzten Eintrag in seinem Tagebuch fest: „Nachmittags die Verhandlungen auf dem Sicherheitsdienst. Wir sterben nun - ach, auch das steht bei Gott - Wir gehen heute nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild vom Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.“

In diesem Jahr fällt der dritte Advent also zusammen mit dem 69. Todestag von Jochen Klepper. In der Predigt über sein Weihnachtslied nachzudenken, das in den Gesangbüchern allerdings seine Aufnahme unter den Adventsliedern gefunden hat, drängt sich geradezu auf. Zugleich ist das Kirchenjahr 2012 nach dem Willen der EKD ein Jahr der Kirchenmusik. So legt es sich nahe, über die nächsten 12 Monate verteilt sich mit den 12 Klepper-Liedern unseres Gesangbuches etwas ausführlicher zu beschäftigen.

Bild oben:

Jochen Kleppers letzte Tagebucheintragung am <q>10. Dezember 1942: "Nachmittags die Verhandlung auf dem Sicherheitsdienst. Wir sterben nun, ach, auch das steht bei Gott. Wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht <s>der</s> in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben."</q>

Pfarrer Wolfhard Düver, Evangelische Kirchengemeinde Bicken.

 

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