Mit Blaulicht zum Segen
Propst Helmut Wöllenstein kam verspätet zum Abschluss-Gottesdienst, in dem Kirchenpräsident Dr. Volker Jung der Region für die Mitarbeit am Hessentag dankte.
Mit einem musikalischen Gottesdienst beendete die Evangelische Kirche den 56. Hessentag in Herborn am Sonntag (29. Mai). Kirchenpräsident Dr. Volker Jung hat im Gottesdienst die Christen ermuntert, in der Welt die Sehnsucht nach Frieden aufrecht zu erhalten. Dazu gehöre es auch, rassistische Aussagen von Politikern kritisch zu hinterfragen, wie die jüngsten Äußerungen des AFD-Vize Alexander Gauland in einem Interview.
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung rief dazu auf, den Hessentag „als Hessen zu feiern und als Europäer zu leben“. Dazu gehöre es, dass Menschen mitten in einer konfliktreichen Welt die Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung Aufrecht erhielten. Christinnen und Christen seinen auch herausgefordert zu fragen, ob es richtig ist, wenn Politiker in den Raum stellen, „dass es nicht so gut ist, einen Farbigen als Nachbarn zu haben“, sagte er mit Blick auf die kontroversen Aussagen des AfD-Vize Alexander Gauland zu dem in Deutschland aufgewachsenen Fußball-Nationalspieler Jerome Boateng. Gauland hatte in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Boateng als guten Fußballer bezeichnet, neben dem aber wegen seiner Hautfarbe niemand wohnen wolle.
Erinnerung an Friedensbotschaft
Nach Jung hat der Auftritt der evangelischen Kirche auf dem Hessentag vor allem rund um den PurPurDom Menschen an die biblische Friedenssehnsucht erinnert. Jung: „Was ist das für eine Welt, in denen Menschen aus Hass auf Fremde Flüchtlinge bedrohen? Was ist das für eine Welt, in der Hass und Gewalt – auch und sogar im Namen Gottes – Menschen in Angst und Schrecken versetzen? Was ist das für eine Welt, in der man Kinder zu Soldaten macht? Es kann doch nicht sein, dass die Menschheit so wenig gelernt hat aus den vielen grausamen Kriegen. Es muss doch mehr geben!“
Sehnsucht nach Frieden
Der Kirchenpräsident hatte in dem Gottesdienst einen biblischen Text aus der Apostelgeschichte über die Purpurhändlerin Lydia in der antiken griechischen Stadt Philippi zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen gemacht. Der Überlieferung nach sei sie vermutlich als entlassene Sklavin in die frühere Handelsmetropole gekommen. „Heute würde man sie als Wirtschaftsflüchtling bezeichnen. Ihr gelang es aber offenbar, sich nach oben zu arbeiten“, erklärte Jung. Vermutlich habe sie ein eigenes Haus und einen eigenen Betrieb gehabt. In der überlieferten Geschichte habe Lydia ihre Sehnsucht nach einem guten Leben immer im Herzen getragen. Jung: „Die Sehnsucht führte sie dazu, auf das zu hören, was der Apostel Paulus über Gott sagte“. Dies sei die Botschaft von Jesus Christus gewesen, der „auch die Heiden, also diejenigen, die nicht zum Volk Israel gehören, zum Glauben rief“. Dies sei ein Glaube an einen Gott, „der im Leben, im Sterben und durch die Auferstehung seines Sohnes gezeigt hat, dass er ein Gott des Lebens ist. Ein Gott, der Menschen dazu ruft, füreinander da zu sein und gemeinsam das gerechte, gute und friedliche Leben zu suchen“, so Jung.
Propst Helmut Wöllenstein aus Marburg kam verspätet, aber noch rechtzeitig zum Segen in das Gotteshaus: Eine Sperre für den Hessentags-Umzug hatte ihn aufgehalten. Ein Polizist hatte ein Einsehen und brachte den Pfarrer dann mit Blaulicht zur Stadtkirche.
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Mit einem musikalischen Gottesdienst in der Evangelischen Stadtkirche Herborn haben die Evangelischen Kirchen den 56. Hessentag ausklingen lassen: Hessentags-Pfarrerin Jutta Becher (v.l.), Pfarrer Andree Best, Diakonie-Vorstand und Pfarrer Horst Rühl, Propst Helmut Wöllenstein aus Marburg und Kirchenpräsident Dr. Volker Jung in der Stadtkirche Herborn.
Viel Applaus haben zum Abschluss des Gottesdienstes die Band „Purephonic“ unter der Leitung von Dekanats-Popmusiker Benjamin Gail (rechts) und Propsteikantorin Petra Denker an der Walker-Orgel erhalten.
FOTOS: BECKER-VON WOLFF
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