Abschied von Steinacker
Mit einem Gedenkgottesdienst nahm die EKHN Abschied vom verstorbenen Kirchenpräsidenten Peter Steinacker ...
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat am Dienstag (28. April) Abschied von Peter Steinacker genommen. Sie würdigte den ehemaligen Kirchenpräsidenten der EKHN mit einem Gedenkgottesdienst in der Frankfurter Katharinenkirche.
Steinacker war am 14. April nach schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren in Frankfurt gestorben. Er stand von 1993 bis 2008 an der Spitze der hessen-nassauischen Kirche. Steinacker galt unter anderem als evangelischer Wegbereiter eines intensiven Gesprächs mit anderen Religionen. Für sein Engagement erhielt er gemeinsam mit dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann, dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, sowie dem Schriftsteller und Orientalisten Navid Kermani 2009 den Hessischen Kulturpreis.
Jung: Menschen mit Weite seines Denkens fasziniert
In dem Gedenkgottesdienst bezeichnete der amtierende Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, seinen Vorgänger als „leidenschaftlichen Theologen“, der „von Herzen gerne gelehrt und gepredigt“ habe. Er sei dabei immer seiner Überzeugung treu geblieben und habe sich „der Welt und den Menschen zugewandt“. Mit „wachem Geist“ habe er gesellschaftliche und politische Fragen aufgegriffen.
Als Beispiel nannte Jung das Gespräch mit anderen Religionen. Hier habe Steinacker einen „großen Nachholbedarf für Kirche und Theologie“ ausgemacht. Für ihn sei klar gewesen, dass „man heutzutage keine evangelische Theologie treiben kann, ohne in ein intensives Gespräch mit den Religionen einzutreten“, so Jung. Dabei habe Dialog für Steinacker auf der einen Seite „Begegnung mit großem Respekt und menschlicher Zugewandtheit“, aber auch das Aushalten von Differenzen und das Herausstellen des Wahrheitsanspruchs des eigenen Glaubens bedeutet.
Steinacker hat nach Jung zudem viele Menschen „mit der Weite seines theologischen Horizontes angesprochen und fasziniert“. So habe er sich neben der Musik Richard Wagners auch mit Fragen der Bio- und Medizin-Ethik, der Kultur und der Medien beschäftigt bis hin zu dem „von ihm so geliebten Fußball und dessen ethischen Herausforderungen“.
Jung wies schließlich auch auf die zuletzt starke Beschäftigung Steinackers mit dem „dunklen und rätselhaften Welthandeln Gottes“ hin. Es stehe in Spannung zu dessen „erbarmenden Heilshandeln“ und könne letztlich nur im Vertrauen auf die Gottesoffenbarung in Jesus Christus ausgehalten und hoffnungsvoll gelebt werden.
Oelschläger: Glauben am Puls der Zeit vermittelt
Der Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ulrich Oelschläger, würdigte Steinacker als Kirchenpräsident, dem es gelungen sei, „seine theologischen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Kompetenzen“ immer miteinander zu verbinden.
Nach Worten des höchsten ehrenamtlichen Vertreters der hessen-nassauischen Kirche war Steinacker ein Theologe, der „Glauben am Puls der Zeit“ immer wieder neu zu vermitteln versuchte. Dabei habe er ein klares Profil bewiesen. Als Beispiel nannte Oelschläger die Einführung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der EKHN oder Steinackers Eintreten für die „Bibel in gerechter Sprache“, einer zeitgemäßen Übersetzung der Heiligen Schrift.
Der frühere Kirchenpräsident habe zudem „das Charisma“ besessen, die Kirche mit gesellschaftlichen Bereichen ins Gespräch zu bringen, die oft nicht genug im kirchlichen Blickfeld gewesen seien. So habe er Kontakte zur Kultur, zur Politik, zu Unternehmern und Gewerkschaften und zum Sport verstärkt, aber auch angesichts zunehmender Auslandseinsätze das Gespräch mit der Bundeswehr vorangetrieben.
Daneben habe er die Beziehungen zu den Partnerkirchen der EKHN in aller Welt intensiviert. „Wir danken Gott für den Segen, den er in Peter Steinackers Leben gelegt hat“, so Oelschläger.
Gottesdienst auch im Internet zu sehen
Gestaltet wurde der Gedenkgottesdienst unter anderem von dem amtierenden Kirchenpräsidenten Volker Jung, seiner Stellvertreterin Ulrike Scherf und dem hessen-nassauischen Präses Ulrich Oelschläger. Gäste bei der Feier waren zahlreiche Vertreter aus Kirche und Politik wie der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, der hessische Landtagspräsident Norbert Kartmann und Hessens Kultusminister Alexander Lorz.
Darüber hinaus erwiesen Leitende Geistliche aus den Nachbarkirchen, darunter der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, der rheinische Präses Manfred Rekowski und der evangelische Kirchenpräsident Christian Schad aus der Pfalz sowie der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland, Sigurd Rink, und der frühere Bischof des Bistums Limburg, Franz Kamphaus, dem Verstorbenen die Ehre. Grußbotschaften waren nicht vorgesehen.
Der Gedenkgottesdienst wurde auch per Video in die benachbarte Frankfurter Heiliggeistkirche übertragen und war im Internet auf der offiziellen Seite der hessen-nassauischen Kirche www.ekhn.de zu sehen.
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