In 53 Tagen komponiert
Tipp: Die Johanniskantorei der Kirchengemeinde Dillenburg führt am Sonntag, 16. Juni, 17 Uhr in der evangelischen Stadtkirche Dillenburg die „Nelson-Messe“ von Joseph Haydn auf...
Die Johanniskantorei der evangelischen Kirchengemeinde führt am Sonntag, den 16. Juni um 17 Uhr in der evangelischen Kirche Dillenburg die „Nelson-Messe“ von Joseph Haydn auf. Die nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Bezeichnung in Haydns "Entwurf-Katalog" mit "Missa in Angustiis" sagt mehr aus über den Charakter des Werkes als die populäre Bezeichnung "Nelson-Messe". Sie wurde in Zeiten von Angst und Bedrängnis geschrieben. Was es auch immer heißt, der Anfang der Messe mit den drohenden Trompeten in den tiefsten Registern ist eine von Haydns verblüffenden Neuerungen.
Die sechs 1796 bis 1802 entstandenen Messen von Haydn sind ganz von seinen Erfahrungen mit dem symphonischen Spätwerk geprägt: der instrumentale Anteil ist weit mehr als bloße klangliche Unterstützung und Begleitung des Gesangs. Orchester- wie Chor- oder Solostimmen übernehmen wechselweise die thematische oder harmonische Führung. Äußerer Anlass zur Entstehung der dritten der sechs späten Messen Haydns war der Namenstag seiner Gönnerin, der Fürstin Maria Josepha Hermenegild Esterhazy, Gattin des Fürsten Nikolaus II, dem Dienstherrn des Komponisten. Sie ist noch immer die populärste Messe Haydns, wurde in 53 Tagen komponiert und überrascht durch eine Fülle von neuen Einfällen und dies nach seinem eben erst beendeten Meisterwerk "die Schöpfung“.
Das "Et incarnatus" der Messe ist einer der schönsten langsamen Sätze, die Haydn je schrieb. Der Anfang des „Sanctus“, der an das Chaos zu Beginn der "Schöpfung" erinnert, bringt einen weiteren Einfall Haydns. Während Haydn das "Benedictus" schrieb, erhielt er von seinem Fürsten Esterhazy die Nachricht, ein Kurier sei mit der Nachricht angekommen, Nelson habe vom 1. bis 3. August bei Abukir die Franzosen geschlagen und die französische Flotte vernichtet. Haydn hätte die Idee des blasenden Kuriers nicht mehr aus seiner Phantasie verdrängen können, und da die Idee seines Benedictus mit jener so verwandt gewesen, habe er die obligate Trompete - drei Trompeten im Einklang - "dazu gesetzt".
Durch die Blechbläserklänge erhält das in d-moll geschriebene Benedictus einen besonders eindringlichen Charakter. Der durch Pausen unterbrochene Marschrhythmus ruft ein Gefühl von Unbehagen hervor. Dank der Wiederholung des leicht fugierten "Osanna" aus dem Sanctus endet das Benedictus freudig und jubilierend in D-Dur. Das Agnus Dei beginnt mit einem durch die Streicher begleiteten Alt-Solo, dem sich die andern Solostimmen anschließen. Eine mächtige, reich instrumentierte Fuge bildet den Schlussteil dieser Messe, das Dona nobis pacem.
Eröffnet wird das Konzert mit Johann Sebastian Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen d-Moll. Dieses Doppelkonzert ist möglicherweise das bekannteste Werk der Gruppe. Die Solisten sind Sohei Takahata und Annette Prankratz. An die Bach-Komposition schließt sich Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento F-Dur, KV 138 an. Außer der Johanniskantorei wirken mit die Gesangssolisten Andrea Artmann, Sopran; Michaela Wehrum, Alt; Michael Siemon, Tenor; Christoph Kögel, Bass. Den Orchesterpart übernimmt das schon mehrfach in der evangelischen Kirche aufgetretene Camerata Instrumentale Siegen mit der Konzertmeisterin Annette Pankratz.
Die Leitung des Konzertes liegt in Händen von Propsteikantor Karl-Peter Chilla.
» Eintrittskarten für das Konzert gibt es im Vorverkauf im evangelischen Gemeindebüro Dillenburg am Zwingel und in der Buchhandlung Rübezahl zum Preis von 15 Euro. Schüler haben ab 16.50 Uhr freien Eintritt zum Konzert. Kartenreservierung und Info unter Telefon 0 27 71 / 53 06.
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