Ideenbörse für die Jugend
Rund 120 Teilnehmer haben beim „Tag für Mitarbeitende“ in Herborn viele neue Anregungen für die Kinder- und Jugendarbeit sammeln können: Zudem gab es auch sportliche Angebote...
Von Klaus Kordesch
Wo kann man am gleichen Tag die Fun-Sportart „intercrosse“ ausprobieren, etwas über das neue Bundeskinderschutzgesetz erfahren und kreative Bastelideen für den Schreibtisch kennenlernen? Klar – beim „Tag für Mitarbeitende“ in der Kinder und Jugendarbeit, den die Jugendreferenten der Evangelischen Dekanate Gladenbach, Biedenkopf, Herborn, Dillenburg, Bad Marienberg und Selters jährlich für ehrenamtlich Tätige veranstalten.
Und mit den obigen drei Möglichkeiten war das Angebot in der Herborner Konferenzhalle am Samstag vergangener Woche natürlich bei weitem nicht erschöpft: In einer ganze Reihe Workshops konnten sich die rund 120 Teilnehmer, die beispielsweise in Jungschargruppen oder Jugendkreisen mitarbeiten, Anregungen holen, Wissen aneignen und vieles für ihr Tun Nützliches lernen.
Einhellig lobten die Teilnehmer die „tolle Atmosphäre“ des Treffens: „Wir haben viele neue Anregungen, Infomaterial und Baupläne bekommen“, berichten Svenja und Marjolijn Pankalla aus Oberdieten, die gemeinsam mit ihrer Schwester Janiana Marie den Workshop „Pimp up your Schreibtisch“ in der von der Herborner Dekanatsjugend betriebenen „Alten Schmiede in Uckersdorf besucht haben.
Dekanats-Jugendreferent Hartmut Heuser hat ihnen gezeigt, wie man aus Holz beispielsweise einen Stifte-Becher, einen Stundenplan-Halter oder eine „Handy-Rikscha“ bauen kann: „Gar nicht so einfach“, findet Janina. Wer pfiffige, aber einfach umzusetzende Spiele für seine Gruppe ausprobieren wollte, war beim Landesjugendreferent der EKHN richtig.
Robert Mehr lud im „Haus der Kirche und Diakonie“ unter dem Motto „Wir wollen doch nur Spielen“ zum Mitmachen ein. „Damit tue ich mir in der Jungschar-Arbeit etwas schwer“, gestand der Herbornseelbacher Marko Niklos ein, der zum ersten mal beim Jugendmitarbeitertag dabei war. Eine andere Gruppe fuhr zum „Ostergarten“ nach Frohnhausen, wieder eine andere probierte in der Turnhalle der Diesterwegschule das schnelle Teamspiel „Intercrosse“ aus und die nächste lernte bei „Der Ton macht die Musik“ Tipps und Tricks zur Tontechnik kennen. „Das war zwar eher für Anfänger konzipiert“, meinte Andreas Krug, der in seiner Heimatgemeinde Breidenbach die Jugendgottesdienste beschallt. Dennoch habe er von dem Kontakt zu dem professionellen Tontechniker profitiert und viele Fragen beantwortet bekommen.
Weitere Workshops zeigten Interventionsmöglichkeiten und Lösungen bei Störern in der Gruppe auf, gaben Anregungen, wie man mit Kindern über Gott sprechen kann und wie sich Soziale Netzwerke für die Jugendarbeit nutzen lassen – und welche Gefahren sie bergen.
Andere lernten den Kreuzweg als Möglichkeit kennen, die Passionsgeschichte für Kinder erfahrbar zu machen. „Mir hat´s Spaß gemacht, das kann man für die Jugendarbeit gut brauchen“, erzählte Marco Heins aus Gladenbach, der „Help, I need somebody“ besucht hat und nun einiges mehr zur Begleitung von hilfesuchenden Jugendlichen weiß. Eleni Reh aus Simmersbach bedauerte, dass angesichts mancher vielschichtiger Themen die Zeit zu kurz war: „Wir konnten leider vieles nur anreißen“, sagte sie. Jeweils zweieinhalb Stunden standen für die beiden auszuwählenden Workshops am Vormittag und Nachmittag zur Verfügung.
Der Tag hatte nach der Begrüßung des Biedenkopfer Dekanatsjugendreferenten Christian Reifert mit einem Interview des Dekans Gerhard Failing (ebenfalls Biedenkopf) begonnen. Failing machte sich in seiner anschließenden Andacht Gedanken zum Thema „Ist alles vorherbestimmt oder vom freien Willen bestimmt?“ Ist der Mensch nur ein fortgeschrittenes Tier oder eine komplizierte Maschine, wie manche Hirnforscher meinen, fragte der Pfarrer. Ist sein Wollen nur auf biochemische Reaktionen im Gehirn zurückzuführen? Hat er einen eigenen Willen? „Wenn der Mensch nur Materie ist, woher dann unser Verlangen, unser unruhiges Herz?“, zitierte Failing den Kirchenvater Augustinus. „Und wenn der Mensch nur Geist ist, woher dann unsere Bedürftigkeit, unsere Schwäche, unsere Sterblichkeit?“ Mit Hilfe des Psalms 8 löste er das Dilemma auf: Der Mensch sei beides: Mit dem, was er erreicht habe, tatsächlich „wenig niedriger als Gott“ und zugleich doch ein Nichts, ein Staubkorn im Weltall, erklärte der Dekan. Und dennoch nehme sich Gott des Menschen an – egal wie groß oder klein der sei – dessen Staunen in das Lob der Herrlichkeit Gottes münde. „Auch ein Hirnforscher kann staunen über das, was er sieht und erkennt“, meinte Failing: „Das daraus folgende Lob des Schöpfers könnte für seine Arbeit ein wichtiger Rahmen sein!“
» Kleines Bild oben:
Rund 120 Mitarbeiter aus der Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Dekanate Gladenbach, Biedenkopf, Herborn, Dillenburg, Bad Marienberg und Selters haben sich in Herborn Anregungen geholt und vieles für ihr Tun Nützliches erfahren.(Foto: Kordesch) 2+3 „Wir wollen doch nur spielen!“ Wie das auch mit einfachen Mitteln jederzeit und fast überall möglich ist, war Inhalt eines Workshops beim „Tag für Mitarbeitende“ in der Kinder und Jugendarbeit in Herborn. (Foto: Kordesch) 4 Schiedsrichter, „Seelentante“ oder Sittenwächter? Welche Rolle Mitarbeitende in der Jugendarbeit einnehmen können und was die eigene ist, erfuhren die Teilnehmer beim Gladenbacher Dekanatsjugendpfarrer Stefan Föste. (Foto: Kordesch) 5 „Gar nicht so einfach“: Wie man seinen Schreibtisch mit selbstgebastelten Utensilien aufmöbeln kann, hat Janina Pankalla aus Oberdieten ausprobiert. (Foto: Kordesch)
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