Eine Odyssee hinter sich
„Eine Willkommenskultur für Flüchtlinge“, wünscht sich Stephan Aurand. Er war Gast bei der Synode Dillenburg, die am Samstag in Eibelshausen tagte...
Sie kommen aus Afghanistan, Somalia, Eritrea, Serbien, Mazedonien, Syrien, Tschetschenien, Iran oder Irak und Pakistan. Überall in diesen Ländern herrschen Bürgerkriege, Verfolgungen oder Vertreibungen sowie Diskriminierungen. Von den Flüchtlingen, die nun vermehrt auch in den Lahn-Dill-Kreis kommen, berichtete Stephan Aurand vor der Synode im Dekanat Dillenburg.
Erst seit fünf Monaten ist der ehemalige Bürgermeister von Dietzhölztal in seinem neuen Job als hauptamtlicher Kreisbeigeordnete für den Fachbereich III zuständig. Er bat die Kirchengemeinden um Mithilfe bei allen Versuchen, die Fluchtlinge hier in den Dörfern zu integrieren. „Viele von ihnen haben eine furchtbare Odyssee hinter sich, ehe sie in Deutschland strandeten“, sagt Stephan Aurand und: „Asyl ist ein Grundrecht in Deutschland“.
Er berichtete vor der Synode des Evangelischen Dekanates Dillenburg, die am Samstagvormittag im Evangelischen Gemeindehaus Eibelshausen tagte, dass die Zahlen in den letzten Monaten dramatisch gestiegen seien. Im Herbst vergangenen Jahres waren es erst 665 Flüchtlinge, zum Jahreswechsel stieg die Zahl auf 894 Menschen. Prognosen zufolge werden in diesem Jahr 300 Menschen mehr als im Vorjahr Asyl in Hessen beantragen.
Hinter jeder Zahl stecken Einzelschicksale. Vor den 45 Synodalen sagte Aurand, die Menschen sind nicht selten mehrere Jahre auf der Flucht. In Deutschland gebe es klare Bestimmungen, wie Flüchtlinge vom Bund auf die Landkreise und kreisfreien Städte zugeteilt werden. Die Kreise und kreisfreien Städte müssten sich dann recht kurzfristig um menschenwürdige Unterkünfte bemühen. „Es kann sein, dass Sie am Donnerstag von der Aufnahmestelle in Gießen informiert werden und die Flüchtlinge dann am Montag vor Ihrer Türe stehen“, berichtet Aurand.
Im ersten Schritt habe der Lahn-Dill-Kreis sofort Gemeinschaftsunterkünfte an verschiedenen Standorten errichtet. Besonders erfreut ist Stephan Aurand über die Kooperation mit den Kommunen. In Dietzhölztal, Driedorf, Mittenaar, Haiger, Herborn und Sinn sind gute Unterkünfte gefunden worden.
Weitere würden demnächst benötigt, doch die Unterkünfte müssen auch bestimmten baulichen Standards entsprechen. Viel Vorarbeit sei dafür nötig, bevor eine Gemeinschaftsunterkunft neu eingerichtet werden kann. Er bat die Kirchengemeinden um Mithilfe: „Wir brauchen eine Willkommenskultur, die Menschen nicht nur unterbringt, sondern sie in die Gesellschaft integriert. Meine Bitte: Gehen Sie auf die Menschen zu! Nehmen Sie den Menschen am Ort die Angst vor den neuen Mitbewohnern. Helfen Sie mit, dass die mehrjährige Wartezeit, die ein Asylantrag mit sich bringt, eine gute Zeit für die Menschen wird.“
Besonders betroffen zeigte sich Stephan Aurand über die wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen, die völlig ohne Begleitung von ihren Eltern in Deutschland ankommen. „Im Lahn-Dill-Kreis haben wir in den zurückliegenden Monaten insgesamt 504 Personen neu aufgenommen, darunter waren 67 Jugendliche, die nun speziell betreut werden“ , so der Kreisbeigeordnete. Er lobte die Zusammenarbeit mit dem St. Elisabeth-Verein und dem Diakonischen Werk Dillenburg und Herborn.
Dr. Uwe Seibert sagte, zur Zeit seien nur etwa 150 Menschen im Dekanat Dillenburg untergebracht. Aber es würden bald sicher mehr werden. Für das Dekanat Dillenburg bot Karl Müßener, Leiter des Diakonischen Werkes Dillenburg-Herborn, den Synodalen Unterstützung an. „Das Diakonische Werk Dillenburg-Herborn unterstützt Sie, wenn Sie gerne Flüchtlingen helfen möchten.“ Müßener sagte, das Diakonische Werk biete auch eine Beratung zur Duldung oder zur Abschiebung an.
Der Dillenburger Dekan Roland Jaeckle warb für eine Vernetzung unter den evangelischen Kirchengemeinden im Dekanat Dillenburg. Die Hilfe könne unterschiedlich aussehen und sich entwickeln. So gebe es auf Dekanatsebene Anfang Mai eine Infoveranstaltung in Dillenburg und am 13. Mai eine Veranstaltung beim Diakonischen Werk zur Flüchtlingsarbeit.
» Bild oben:
Der Dillenburger Dekan Roland Jaeckle (links) ruft zu Solidarität mit Flüchtlingen auf. Er dankte dem Kreisbeigeordneten Stephan Aurand (rechts) für den eindrücklichen Bericht zur Lage im nördlichen Lahn-Dill-Kreis.
FOTOS: BECKER-VON WOLFF
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