Ist Kirche politisch?
Das Spannungsfeld zwischen Kirche und Politik beleuchtete Ulrike Scherf, die stellvertetende Kirchenpräsidentin, auf dem Propsteitag in Herborn vor rund 150 Pfarrern.
Von Sabine Hammann-Gonschorek
Das Thema des diesjährigen Prosteitages in Herborn lautete „Kirche soll sich zu politischen Fragen äußern“. Rund 150 Seelsorger aus den Evangelischen Dekanaten Biedenkopf, Gladenbach, Dillenburg, Herborn, Weilburg, Runkel, Bad Marienberg und Selters waren der Einladung von Nord Nassaus Pröpstin Annegret Puttkammer in die Konferenzhalle gefolgt.
Nach der Begrüßung der Anwesenden und einer Impulsandacht zum Aschermittwoch übergab Pröpstin Puttkammer das Wort an die stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Pfarrerin Ulrike Scherf. Scherf widmete sich in ihrem Vortrag der Beziehung zwischen Kirche und Politik.
Das diesjährige Themenjahr der Reformationsdekade, das mit „Reformation und Politik“ überschrieben ist, biete ein weites Feld der Diskussionsmöglichkeiten. Kritischen Stimmen zum Trotz plädiere sie für eine Positionierung zu politischen Fragen seitens der Ev. Kirche, sagte Scherf. Sie begründete diese Haltung mit den Empfehlungen im Hinblick auf das Verhalten gegenüber politischen Instanzen, die der Verfasser im Petrusbrief gibt und mit der 5. These der Theologischen Erklärung von Barmen, die da lautet: „Fürchtet Gott, ehrt den König.“ Kirche solle sich mit einem eigenen Profil erkennbar machen und ihre Perspektive in die Gesellschaft einbringen, sagte Scherf.
Dann nannte die stellvertretende Kirchenpräsidentin exemplarisch fünf Themen, zu denen sich die Ev. Kirche schon öffentlich geäußert hat oder äußern sollte: Der Sonntagsschutz, die Kontrolle der Rüstungsexporte, die Sozialinitiative der Evangelischen und der Katholischen Kirche, die vergangene Woche vorgestellt wurde, die Ev. Kindertagesstätten und die aktive Sterbehilfe. Hier werde die Debatte durch Entwicklungen in Nachbarländern wie beispielsweise Belgien, das mittlerweile auch für Kinder Sterbehilfe erlaubt, angeheizt, meinte Scherf. Es sei zentral, dass Christen das Leben als Geschenk Gottes verstehen, über das nicht verfügt werden dürfe und, dass jedem Menschen eine unverbrüchliche Würde zukomme.
Pfarrerin Scherf schloss ihren Vortrag mit dem Hinweis auf Matthäus 5, Vers 13-14 „Ihr seid das Licht der Welt…Ihr seid das Salz der Erde.“ Sich nur auf das Spirituelle zu konzentrieren und Glauben als Privatsache zu verstehen, möge bequem sein und unangreifbar machen, sei aber der Sendung der Christen in die Welt nicht angemessen.
Als weiteren Tagesordnungspunkt gab es Informationen zu der für Anfang Mai angekündigten Impulspost: „Zum Glück gibt´s den Segen“. Birgit Arndt vom Evangelischen Medienhaus in Frankfurt am Main und Sebastian von Gehren von der EKHN-Öffentlichkeitsarbeit stellte den Nord Nassauern das Material zur neuen Impulspost-Kampagne vor und evaluierten kurz die Erfolge der bisherigen Ausgaben.
Mit der Impulspost erreicht jedes Kirchenmitglied ein Brief der Landeskirche zu einem immer wieder neuen Themenkomplex. Unterstützt wird die Kampagne durch Banner an kirchlichen Gebäuden. Darüber hinaus ist vertiefendes Material zum aktuellen Thema auf einer externen Internetseite ab Anfang April abrufbar.
Als Termin für den nächsten Propsteitag in Nord Nassau ist Mittwoch, der 4. März 2015 vorgesehen.
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Ulrike Scherf spricht über das Spannungsfeld zwischen Kirche und Politik beim Propsteitag Nord Nassau am 5. März in der Konferenzhalle Herborn. Eingeladen dazu hat Pröpstin Annegret Puttkammer rund 150 Seelsorger.
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