Sprache und andere Barrieren
Ein Auto, das nicht anspringt, und die Folgen für einen Koreaner im Dorf - erzählt von Annegret Puttkammer im "Impuls zu Pfingsten" ...
Ein Koreaner hatte in der Gaststätte in unserem kleinen Ort Ballersbach übernachtet. Am nächsten Morgen wollte sein Auto nicht anspringen. Meine Nachbarin hörte, wie er wieder und wieder versuchte zu starten. Sie hatte eine Vermutung, woran es liegt, und erklärte ihm: „Das ist die Wegfahrsperre!“ Der Koreaner verstand sie nicht.
Das Wort „Wegfahrsperre“ wäre für ihn schon in lupenreinem Hochdeutsch eine Herausforderung gewesen. Doch eingefärbt in den hiesigen Dialekt, war es für ihn völlig unverständlich.
Was also tun? Die Frau bat um den Autoschlüssel, betätigte mehrmals den elektronischen Türöffner – und beim nächsten Startversuch sprang der Wagen sofort an. Der Gast aus Asien atmete erleichtert auf und fuhr winkend davon. Später erzählte mir die Nachbarin lachend von der morgendlichen Rettungsaktion, und ich dachte: Das ist eine kleine Pfingstgeschichte!
Zuerst verhindert eine babylonische Sprachverwirrung aus Koreanisch, Deutsch und Dialekt, dass ein Problem gelöst werden kann. Doch dann kommt der Geistesblitz, und über alle Sprachgrenzen hinweg kann dem Mann geholfen werden.
Beim ersten Pfingstfest erlebten die Jünger in Jerusalem ganz ähnliches. Sie waren nach Ostern zunächst sehr verängstigt. Doch dann bekamen sie plötzlich neuen Mut. Sie trauten sich auf die Straßen und berichteten laut, was sie mit Jesus erlebten und wie Gott ihn vom Tod auferweckte. Damals waren Menschen aus aller Herren Länder in Jerusalem, und alle verstanden ganz klar, was Petrus und seine Freunde auf Aramäisch sagten. Sie konnten sich das nur so erklären: „Gottes Geist fegte die Sprachbarrieren weg.“
Das feiern wir an Pfingsten: Menschen verstehen einander und vertrauen sich gemeinsam Gott an. Und wir hoffen natürlich auf viele „kleine Pfingstwunder“ wie vor kurzem in Ballersbach.
Pfarrerin Annegret Puttkammer ist Pröpstin für Nord-Nassau.
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