Serenade im Schlosshof
Tipp für Sonntag, 19. Juli, 18 Uhr: Am letzten Sonntag vor den Sommerferien dürfen sich die Besucher der Serenade auf einen besonderen Musikgenuss freuen ...
Dann öffnet sich für die Freunde Bachscher Musik das große Tor zum Herborner Schlosshof: Ab 18 Uhr werden dort zwei heitere und unterhaltsame weltliche Kantaten des großen Johann Sebastian Bach zu hören sein. „Schweigt stille, plaudert nicht“ - so beginnt die „Kaffee-Kantate“, die vermutlich 1734 für eine Aufführung im Zimmermannschen Kaffeehaus in Leipzig entstanden ist.
Dort konzertierte ab 1723 das Leipziger studentische Collegium Musicum, das Georg Philipp Telemann als Student gegründet hatte und das Johann Sebastian Bach von 1729 bis 1739 leitete. Hier führte Bach viele seiner weltlichen Kantaten und Instrumentalkompositionen auf. Tochter Liesgen, dem Kaffeegenuss verfallen, verteidigt in Rezitativen und Arien ihre Leidenschaft für das Getränk gegenüber dem strengen Vater Herrn Schlendrian. Mit dem Terzett „Die Katze lässt das Mausen nicht, die Jungfern bleiben Coffeeschwestern“ findet das launige Werk seinen Schlusspunkt: Es ist deutlich, wer gewonnen hat.
Mit den Worten „Mer hahn en neue Oberkeet“ - Wir haben eine neue Obrigkeit“ beginnt die Bauern-Kantate, die Bach als „Cantate burlesque“ bezeichnete. Anlass zur Komposition dieses unterhaltsamen Werkes war ein Geburtstag des kurfürstlich-sächsischen Kammerherrn von Dieskau, der mit Huldigungen seiner Bauern und einem großen Feuerwerk begangen wurde.
Der Text Christian Friedrich Henricis trägt volkstümlich-heitere, manchmal ironische Züge und spielt auf eine Reihe lokaler Personen und Ereignisse der damaligen Zeit an. Bäuerin Mieke und der Bauer unterhalten sich über ihre „Herrschaft“ - zum Teil mit ziemlich losem Mundwerk.
Kantorin Regina Zimmermann-Emde konnte für die Rolle des Liesgen und der Mieke die Hamburger Sopranistin Sabine Szameit gewinnen, Andreas Balzer (Bass) gibt Herrn Schlendrian und den Bauern. Gesine Kalbhenn-Rzepka, Konzertmeisterin im Frankfurter Opernorchester, nimmt diese Funktion auch in dem kleinen Frankfurter Kammerensemble ein, das durch Micha Kalbhenn (Flöte) und Burghardt Zitzmann (Cembalo) komplettiert wird. Die Leitung hat Regina Zimmermann-Emde.
Bei schönen Wetter bietet der Herborner Schlosshof ein bezauberndes Ambiente; falls es aber zu kalt oder regnerisch sein sollte, ziehen die Musiker in die Evangelische Stadtkirche um. Am Aufführungstag ist der Konzertort auf der Internetseite www.herborner-kantorei.de zu erfahren. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung der Ev. Kirchengemeinde Herborn beträgt 8 Euro, Schüler und Studierende können das Konzert kostenfrei besuchen.
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