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07.08.2017

Größeres als Glück

Pfarrer Michael Brück war für drei Wochen in Wittenberg. Auf der Ausstellung zum Reformationsjubiläum hat er nicht nur Sonne getankt ...

 

Von Peter Bongard

 

Der Mann sieht blendend aus. Kein Wunder. Denn Pfarrer Michael Brück hat sich die letzte Zeit meistens im Freien aufgehalten. Er war Mitarbeiter des EKHN-Projekts „Segen erleben – Moments of blessing“ in Wittenberg, dem Segensparcours der Landeskirche mitten in der Lutherstadt. Dort hat er nicht nur eine gesunde Gesichtsfarbe bekommen, sondern auch viele wertvolle Erfahrungen gesammelt.

 

Jetzt ist er wieder in seiner Heimatgemeinde Hirzenhain im Evangelischen Dekanat an der Dill und spricht über seinen Einsatz an der Elbe: über drei aufregende Wochen mit intensiven Interaktionen, historischen Hochzeiten und segensreichen Schaltkreisen. Segensreich. Vielleicht fasst dieses Adjektiv die Zeit in Wittenberg am besten zusammen. Und vielleicht ist es der eigentliche Grund dafür, dass Michael Brück so frisch wirkt.

 

Wenn der Pfarrer von der Zeit in der Lutherstadt erzählt, sprudelt es manchmal aus ihm heraus. Dann wieder: ein kurzes Innehalten, ein schweigendes Lächeln, wenn die schönen Erinnerungen wie ein Film vor seinem inneren Auge vorüberziehen. Michael Brück ist in Gedanken noch dort; in Wittenberg, in der Lichtkirche, bei den zahllosen Menschen, denen er begegnet ist. Dabei fährt er zunächst mit einem etwas mulmigen Gefühl Richtung Osten. „Anfangs dachte ich, dass mein dreiwöchiger Einsatz vielleicht zu lange ist. Außerdem hatte ich Sorge, ob bei solch einem Riesenevent etwas passiert.“ Alles Unsinn, sagt er heute.

 

Michael Brück fühlt sich auf dem Gelände sicher, und die Zeit vergeht wie im Fluge. Jeder Tag beginnt gleich: Um 9 Uhr treffen sich die Teamer zunächst zu einem Briefing und einer Andacht, bauen die Stände auf und fahren den Segensroboter hoch. Der Blechkamerad entwickelt sich im Laufe der Wochen zum Gesprächsthema Nummer eins in und um Wittenberg. Und er polarisiert, wie Michael Brück während seines Einsatzes fast täglich erlebt: „Beim Roboter gingen die Meinungen krass auseinander. Manche lehnten ihn ab; viele jüngere und besonders die Konfirmanden waren ganz vernarrt in ihn und ließen sich gleich mehrmals von ihm segnen.“

 

Der Pfarrer versteht, warum der Roboter auf manche befremdlich wirkt – wenngleich er das Konzept einer Maschine, die göttlichen Segen zuspricht, theologisch spannend findet: „Die Menschen haben oft das Emotionale vermisst“, erinnert sich Michael Brück. „Aber mal ehrlich: Darum geht es beim Segnen eigentlich nicht. Es geht zuerst um das Zusprechen von Gottes Wort. Genau das hat der Roboter getan.“ Über die Meldung eines russischen Senders, dass der Roboter im Westen nun Priester ersetzt, kann Brück deshalb nur lächeln. „Jeder Christ ist doch von Gott persönlich reich gesegnet und darf ein Segen sein. Es gilt, das wieder neu zu entdecken, und dabei kann der Roboter helfen: Selbst durch ihn kann Gott ermutigen, stärken, trösten, kräftigen. Aber eines kann die Maschine nicht: das Zwischenmenschliche ersetzen.“ Denn so komplex die Schaltkreise inzwischen sein mögen und so ermutigend die biblischen Verse aus dem Lautsprecher tönen: Ein Roboter ist kein Seelsorger.

 

Dabei sind es gerade die Begegnungen mit Menschen aus Fleisch und Blut, die Michael Brück in Wittenberg besonders bewegen. „Es ging oft sehr schnell sehr tief“, erinnert sich der Pfarrer an die vielen Gespräche, die er dort führt. „Ich habe fast täglich Leute gesegnet und eine große Offenheit erlebt. Gerade bei Fremden.“ Ein Paar berührt ihn besonders. „Die beiden sind seit 23 Jahren verheiratet, fanden aber, dass ihnen etwas fehlt. Also habe ihn ihnen angeboten, sie und ihre Ehe zu segnen – was ein sehr ergreifendes Erlebnis war.“

 

Der Segensroboter und die Einzelgespräche sind freilich nur zwei Bausteine eines ganzen Mosaiks, mit dem das EKHN-Projekt „Moments of blessing“ das Thema Segen darstellen möchte. Weiterhin gibt es in Wittenberg Andachten, Gebete und Lieder oder die besonders intensiven „Church Nights“.

 

Außerdem können die Besucher Segenswünsche für eine unbekannte Person auf einen Schirm schreiben und dafür einen Segen geschenkt bekommen. „Darüber hinaus hatten sie Gelegenheit, verschiedene Haltungen und Dimensionen des Segens kennenlernen und ausprobieren: Ich bin gesegnet, ich bin selbst ein Segen für meine Mitmenschen, Gott segnet diese Welt.“ Und mittendrin, als bunter Fixpunkt: die helle, freundliche Lichtkirche; jenes mobile Gotteshaus aus Holz und Plexiglas, das in Wittenberg Tausende zum Innehalten einlädt und das Herzstück des EKHN-Segensparcours ist.

 

Der kleine, besondere Bau wird auch für Michael Brück immer wieder zum Zufluchtsort, wenn er die unzähligen Eindrücke in Wittenberg kurz sacken lassen muss. „So schön die Zeit auch war: Ich bin immer noch platt. Ich war die ganze Zeit im Sende- und Empfangsmodus, und wenn Du andauernd mit Menschen Gespräche führst, ist das zwar schön, geht aber an die Substanz. Die Lichtkirche hat mir geholfen, neue Kräfte zu sammeln. Und das Wissen, dass ich Teil von etwas Besonderem bin und auf besonderem Boden stehe.“

 

Das Land Luthers ist für Michael Brück Inspiration und Kraftquelle zugleich. Nicht nur wegen der Veranstaltungen wie zum Beispiel der „Hochzeitsfeier“ des Reformators, die Wittenberg drei Tage lang ins 16. Jahrhundert zurückversetzt. „Es ist vor allen Dingen die Landschaft, die mich inspiriert. Da ich jeden Tag nur bis zum frühen Nachmittag Dienst hatte, konnte ich die Elbregion ausgiebig erkunden“, sagt Brück.

 

Nun ist sein Einsatz zu Ende, und er nimmt viel nach Hause mit. Nicht nur eine gesunde Bräune. Sondern frische Sichtweisen und Inspirationen. „Das große Thema Segen hat mich völlig neu berührt. Wir Christen können viel mehr als den Menschen Glück wünschen. Wir können ihnen Gottes Segen weitergeben. Das ist etwas Größeres als Glück.“ Und da es dazu weder einen Roboter noch ein Reformationsjubiläum braucht, hofft der Pfarrer, dass der Segen auch in seiner Gemeinde eine noch zentralere Rolle spielt. „Es wäre toll, wenn es bei uns bald wieder den Einzelsegen gibt. Denn diese sehr persönliche Form des Zuspruchs suchen und brauchen die Leute“, glaubt Michael Brück und strahlt: „Segen ist ein Schatz, den wir immer wieder neu entdecken müssen. Ich bin davon überzeugt: Wenn wir aus dieser Perspektive heraus leben, dass wir gesegnet sind und Segen weitergeben, würde es in der Welt besser aussehen.“

 

Foto und Text: Peter Bongard für die ESZ Evangelische Sonntags-Zeitung

 

 


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