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10.10.2013

Nicht blass vor Neid

Drei Schritte gegen das giftig grüne Gefühl von Neid hat Pröpstin Annegret Puttkammer beim Dillenburger Dekanatsfrauenabend in der Stadthalle Haiger vorgestellt. Zweihundert Frauen und auch ein paar Männer waren dort.

 

Von Ute Jung

 

Drei Schritte gegen die Neid-Attacke: Was die Pröpstin für Nord-Nassau, Annegret Puttkammer, den 200 Frauen und sieben Männern am Mittwochabend auf Einladung des Dekanats-Frauenteams in der Haigerer Stadthalle zu sagen hatte, machte nachdenklich und ist praktisch anwendbar.

 

Zunächst lieferte die Theologin eine Analyse des Begriffes Neid. „Gibt es ein Leben ohne Neid?“, fragte sie und lieferte gleich die Antwort: „Nein, ein Leben ohne Neid ist nicht möglich.“ Aber, so die gute Nachricht, es ließe sich eine Menge dagegen tun. Während das normale Vergleichen mit anderen prinzipiell nichts Schlechtes sei und ein Ansporn sein könne, etwas weiter zu entwickeln und besser zu machen, beginne Neid da, wo sich ein giftig grünes Gefühl einschleiche. Neid mache das madig, sagte Puttkammer, woran man sich eint freute und das mache ihn so gefährlich. Die Pröpstin betonte: „Neid ist die wirksamste Methode, um Glück zu zerstören.“ Sie zerstöre das Verhältnis zu sich selbst, zu dem Nächsten und auch zu Gott.

 

Neid drücke aus, dass eine Angst vorhanden sei, das Leben zu verpassen und es nicht gut genug zu haben. Der Neidische sei „ständig innerlich nörglerisch“. Anhand eines Fotos, das Sophia Loren neben Jayne Mansfield zeigt, machte die Pröpstin klar: „Da sitzt die schönste Frau der Welt (Sophia Loren) und ist neidisch auf das Dekolleté einer anderen.“ Neid zerstöre unter anderem auch die Selbstliebe. Anhand der persönlichen Geschichte ihrer eigenen Tante erläuterte Puttkammer, dass auch die Familie durch Neid zerstört wird.

 

Auch in der Bibel gebe es viele Beispiele für Neid, wie etwa die kinderlose Rahel, die neidisch auf ihre Schwester Lea wurde. Oder Kain, der auf Abels Erfolg neidisch war, ihn tötete und letztendlich selbst durch den Neid zerstört wurde. Auch Jesus habe Neider gehabt. So berichte das Evangelium nach Markus (Kapitel 15), dass Jesus aus Neid an seine Henker überantwortet wurde. Neid, sagte Puttkammer, sei ein klarer Ausdruck von Misstrauen gegenüber Gott. „Wenn Gott es gut mit mir meinen würde, dann hätte ich...und dann wäre ich...“ In der Katholischen Kirche gelte Neid als eine der sieben Todsünden. Damit werde ausgedrückt, dass der Neid stets zerstörerisch sei. „Wir können uns aber von Sünde und Neid nicht komplett lösen. Es gibt immer ein Eckchen, in der sie schlummern“, machte die Pröpstin klar. Das sei eine tiefe Erkenntnis. Erst im Himmel werde echte Gerechtigkeit und auch Neidlosigkeit herrschen.

 

Puttkammer empfahl eine dreistufige „Anti-Neid-Therapie“. Ähnlich wie bei einem Schnupfen, der sich ankündige, gelte es zunächst die Abwehrkräfte zu stärken. Am besten geschehe dies durch ein gutes Verhältnis zu Gott. „Ich glaube dir, dass du mich wunderbar geschaffen hast, mich unendlich liebst und viel Gutes für mich bereit hältst.“ Diese Grundeinstellung beuge Neid vor und führe zur Selbstannahme. „Gott liebt mich, also kann ich mich auch selbst lieben“, führte die Theologin weiter aus. Sie lud die anwesenden Frauen ein, sie in der Propstei in Herborn zu besuchen. „Da bekommen Sie dann einen guten Kaffee von mir und müssen sicher irgendwann einmal auf die Toilette.“ An jedem Spiegel dort sei zu lesen: „Hier sehen Sie einen von Gott geliebten Menschen.“ So werde jedes Händewaschen zur Freude, erklärte die Referentin lächelnd.

 

Ein weiterer Tipp: „Jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel schaue, lache ich mich an. Es ist so schön, wenn der erste Mensch, den man morgens sieht, freundlich guckt.“ Vorbeugende Maßnahmen gegen den Neid würden allerdings nicht helfen, wenn man davon doller überrollt würde. Dann bräuchte man so etwas wie eine schnell wirkende Aspirintablette.

 

Anhand einer persönlichen Lebensgeschichte machte Puttkammer klar: „Manchmal ist man auf eine Lüge neidisch. Das bringe auch das Lied „Es ist nicht immer leicht, ich zu sein“ von den Wise Guys zum Ausdruck. Nachdem darüber sinniert wird, wie schön es wäre, so gutaussehend wie Brad Pitt zu sein und im Bett neben Angelina Jolie zu liegen, kommt die Erkenntnis: „Aber lauter Paparazzi machen sich an Angelina ran, und ganz bestimmt hat sie zu Haus allein die Hosen an. Der arme Brad muss parieren, während Angelina lenkt, muss dauernd Kinder adoptieren. Ich bin sicher, dass er auch oft denkt: Es ist nicht immer leicht, ich zu sein...“ So müsse es nicht, so könne es aber hinter der Fassade aussehen. „Woher wissen Sie, ob der Nachbar, der stets die teuersten Autos fährt, sich dafür nicht hoch verschuldet hat?“

 

Negative Gefühle ließen sich nicht leicht abschalten. „Aber Gott hat uns Verstand gegeben und die Möglichkeit an uns zu arbeiten“, sagte die Pröpstin. Dies könne wie ein Gegengift wirken. Um für den nächsten „Neidangriff“ gewappnet zu sein, gelte es sich in der Nachlese zu fragen: „Woher kam das? - Was ist in mir gewesen, wo Neid zerstörerisch einhaken konnte? - Wo sind Zeichen der Unzufriedenheit?“ Das Leben verlaufe nicht immer so, wie wir es uns ausmalten. Es gelte, es so anzunehmen, wie es gerade ist, denn so sei es gut. „Nicht bitter werden über das, was ich nicht habe, sondern mich freuen über das, was ich habe“ sei die Devise. Es gelte sich zu fragen, woran Jeder persönlich arbeiten müsse.

 

Das Leben sei als Geschenk anzunehmen. „Jeder Mensch muss irgendwann in seinem Leben entscheiden, ob er an seinem eigenen Leben verbittern will“, betonte Puttkammer. Das Denken: „So wie es ist, so ist es gut“ sei eine Lebensaufgabe und führe immer zur Heilung. Aber mit sich selbst ins Reine zu kommen, brauche Zeit. Christen hätten darüber hinaus die Möglichkeit, „gegen den Neid anzusegnen“. „Wenn ein Neidanfall um die Ecke guckt, dann stellen Sie die beneidete Person unter den Segen Gottes“, empfahl die Pröpstin und betonte: „Wenn geistliche Kräfte ins Spiel kommen, hat die Sünde – und auch der Neid – verloren.“

 

Mit frischen und hoffnungsfrohen Liedern umrahmte der CVJM-Singkreis aus Oberscheld unter der Leitung von Thomas Schäfer die Veranstaltung. In einem Interview, das Monika Schäfer vom Dekanats-Frauenteam mit der Pröpstin führte, gab diese interessante Einblicke in ihre Biografie. Sie habe, sagte Puttkammer, nach dem Willen ihre Mutter Medizin studieren sollen. Kurz vor dem Abitur sei ihr klar geworden, dass Religion sie viel mehr interessiere. Die Arbeit einer Pröpstin sei nicht viel anders als die einer Gemeindepfarrerin. „Ich muss nur eine größere Fläche betreuen“, sagte sie. Die mit ihrem Mann verbrachte Zeit gestalte sich anders als früher. „Ich bin oft mehrere Tage hintereinander weg. Aber wenn ich dann zu Hause bin, dann bin ich richtig zu Hause. Ich hoffe, das gleicht es aus“, erklärte sie und kam damit zum gemeinsamen Hobby von Beiden: das Wandern. „Wir sind schon alle Extratouren des Lahn-Dill-Berglandes in die eine Richtung gelaufen. Jetzt laufen wir sie in die andere, denn das eröffnet neue Perspektiven“, berichtete die Pröpstin lächelnd.

 

Dekan Roland Jaeckle sprach den Schlusssegen und Hiltrud Specka, ebenfalls vom Dekanats-Frauenteam, begleitete den Irischen Reisesegen, der als Schlusslied gesungen wurde, mit der Gitarre: „Und bis wir uns wieder sehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.“

 

» Bild oben:

Pröpstin Annegret Puttkammer im Interview mit Monika Schäfer (links). Die Pröpstin lieferte Einblicke in ihr persönliches Leben und referierte tiefgründig über ein Thema das Alle betrifft: Neid und seine Folgen.

 

Erstmals fand der Dekanatsfrauentag in dr Stadthalle Haiger statt: 200 Frauen und ein paar Männer waren der Einladung des Dekanat-Frauenteams in die Haigerer Stadthalle gefolgt.

 

Der CVJM-Singkreis bereicherte mit peppigem und frischem Chorgesang die Veranstaltung.

 

 


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