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26.05.2014

Die Ruhe wird fehlen

Das „Haus der Stille“ schließt in Greifenstein zum Jahresende. Noch bietet es, was der Name verspricht: Stille, Einkehr und klösterliches Leben auf Zeit...

 

Das „Haus der Stille“ in Greifenstein-Elgershausen bietet was der Name verspricht: Stille, Einkehr und klösterliches Leben auf Zeit. Das Herzstück in Greifenstein ist die alte Kapelle, die ursprünglich die St. Georgsbruderschaft, eine Laienbruderschaft, im 15. Jahrhundert errichtet hat.

 

Auf dem Gelände der ehemals evangelischen Klinik Waldhof beherbergt das „Haus der Stille“ Gruppen und Einzel-Teilnehmer als Gäste. Seit 1993 bietet der Trägerkreis, die "Initiative zur Förderung geistlichen Lebens in der EKHN", hier über das Jahr verschiedene Kurse und Seminare an. Noch, denn Ende des Jahres soll Schluss damit sein. Nicht, weil es keine Nachfrage gäbe, sondern weil die Zuschüsse seitens der Evangelischen Kirche zuletzt in Höhe von 120.000 Euro auslaufen werden und auch die Pfarrstelle von Johannes Sell nach 19 Jahren nicht mehr verlängert wird.

 

Damit endet in Greifenstein eine über 21jährige Ära. Damals ist auf Betreiben von Propst Hans Wilhelm Stein auf dem Gelände der ehemaligen Evangelischen Klinik Waldhof das „Haus der Stille“ entstanden. Der damalige Propst für Nord-Nassau hat es zu einem spirituellen Zentrum für Kirchenvorstandsmitglieder und andere ehrenamtlich Aktive innerhalb der Evangelischen Kirche ausbauen wollen. Seine Vision war es, den Menschen einen angeleiteten Rückzug aus dem Alltag zu ermöglichen.

 

Zu einer organisatorischen Verzahnung, beispielsweise mit dem „Zentrum Verkündigung der EKHN“, ist es aber nie gekommen, sagt Johannes Sell. In den Anfangsjahren bildeten die Mitarbeitenden eine Wohngemeinschaft, die Gäste aufnahm. Im Laufe der Jahre hat sich das verändert. Aus Mitarbeitenden in Vollzeit wurden Teilzeitkräfte. Aus eineinhalb Pfarrstellen wurde eine. Die Struktur mit den Stundengebeten und das Angebot einer seelsorgerlichen Begleitung der Gäste ist aber stets geblieben.

 

Bis heute gibt es eine enge Verbindung zu Menschen aus der gesamten Evangelischen Kirche. Der Trägerkreis des Hauses ist nach wie vor ein ehrenamtlicher Verein mit 150 Mitgliedern, der größte Teil sind Einzelpersonen aus der EKHN. Etwa 20 Kirchengemeinden unterstützen den Verein. Der Vorstand besteht aus fünf Mitgliedern, das Kuratorium aus elf Personen. „Es war seit der Gründung so, dass die Mehrheit der Mitglieder keine Theologen sein sollten“, erklärt Pfarrer Johannes Sell, „das Haus der Stille sollte -wie Anselm Grün es bezeichnet- mit Leib und Seele Spiritualität von unten leben“.

 

Mit den Jahren hat das „Haus der Stille“ drei Schwerpunkte entwickelt: „Wir bieten Hilfen an, zur Ruhe zu kommen, geistliche Wege der Meditation einzuüben und über thematische Angebote eine eigene Lebensorientierung zu finden“, sagt Pfarrer Sell. Ein ähnliches Angebot wie es das „Haus der Stille“ bereithält, sieht er in der EKHN nicht. Diskussionen um den Standort hat es seit 2005 immer wieder gegeben, nachdem die Evangelische Kirche und die Klinikgesellschaft „Agaplesion“ den Umzug der benachbarten Klinik für Lungenheilkunde nach Gießen ankündigten. „Es war klar, dass wir mit dem Umzug der Klinik dann auch den Standort Elgershausen aufgeben würden“, sagt Sell.

 

Dem Pfarrer ist auch bewusst, dass das überschaubare „Haus der Stille“ mit seinen 25 Betten eben nicht wie ein Tagungshaus rentabel zu führen ist: „Mehr als zwei Gruppen können wir nicht gleichzeitig beherbergen, dazu fehlt uns hier einfach der Platz. Und die Miete, die das ‚Haus der Stille‘ an die benachbarte Klinik Waldhof zahlen muss, ist hoch“. Auch das Gebäude ist in die Jahre gekommen und müsste grundlegend auf einen moderneren Stand gebracht werden. Das kann der Trägerkreis allein aber nicht stemmen.

 

Nun will der ehrenamtliche Vorstand vom „Haus der Stille“ in Kooperation mit dem Frankfurter Diakonissenhaus im Nordend versuchen, einige Angebote aufrecht zu erhalten, aber: „Es wird 2015 einen massiven Einschnitt geben“, sagt Pfarrer Johannes Sell, „denn das Herz – das vierköpfige Team – wird nicht weiter beschäftigt“. Und so endet, wie es derzeit aussieht, zum 31. Dezember 2014 eine 21jährige Ära am Standort in Elgershausen bei Greifenstein.

 

Für die Region und auch für viele Gäste aus dem Rhein-Main-Gebiet ist es ein herber Verlust: „Allein die Ruhe hier am Rande des Westerwaldes lässt sich nicht mit der Metropole Frankfurt vergleichen“, sagt ein Tagungsgast aus Rheinhessen, „mir wird das Team und auch das Haus sehr fehlen“. Alle geplanten Angebote für das laufende Jahr finden noch statt. „Es ist eine Möglichkeit, Abschied zu nehmen“, sagt Karin Klingelhöfer.

 

Pfarrer Johannes Sell hat die Hoffnung, dass in Kooperation mit dem Frankfurter Diakonissenhaus neue Angebote in der Metropole erwachsen, die zu einer „Oase der Ruhe“ werden und zu der das Prädikat „Haus der Stille“ auch wirklich passt. Die spirituelle Ausrichtung der Diakonissen-Schwesternschaft und die Nutzung der dortigen Kirche sprechen dafür. Aber selbst wenn ein neues „Haus der Stille“ in der Metropole Frankfurt entstehen sollte, „es wird ein anderes Angebot sein“, da ist sich Johannes Sell sehr sicher.

 

Hoffnungen hatte er in die Überlegungen eines neuen Standortes schon gelegt: „Wir haben ja schon verschiedene Modelle diskutiert“, sagt Johannes Sell, „zunächst war eine Kooperation mit dem Kloster Altenberg bei Wetzlar im Gespräch, die dann aber wegen der zu hohen Kostenbeteiligung und wegen einer anderen Raumnutzung durch die Fachhochschule Gießen zum Erliegen kam. Dann gab es Gespräche mit dem Unternehmer Joachim Fuhrländer, der das „Haus der Stille“ an die Fuchskaute in den Westerwald holen wollte. Aber die Insolvenz des Unternehmens kam dazwischen. „War zu diesen Zeitpunkten stets die EKHN zur Unterstützung bereit, ist seit geraumer Zeit davon nicht mehr die Rede“, sagt Sell.

 

Die Konsequenz: „Das Team wird zum Jahreswechsel nicht weiter beschäftigt werden“, sagt Johannes Sell. „Das ist schmerzlich auch angesichts der Tatsache, das sich der Umzug der Klinik Waldhof nach Gießen offenbar noch um Jahre verschieben wird!“

 

 

» Kontakt:

Haus der Stille
Waldhof Elgershausen
35753 Greifenstein
Telefon 0 64 49 / 67 98
Fax: 0 64 49 / 67 97
Mail: info(at)hausderstille.net
Internet: www.hausderstille.net

 

» Bilder oben:

 

Das Herzstück in Greifenstein ist die alte Kapelle, die ursprünglich die St. Georgsbruderschaft im 15. Jahrhundert errichtet hat. Auf dem Gelände der ehemals evangelischen Klinik Waldhof beherbergt das „Haus der Stille“ Gruppen und Einzel-Teilnehmer als Gäste.

 

Pfarrer Johannes Sell macht sich Sorgen: Wie wird es 2015 weiter gehen? Im Büro muss Karin Klingelhöfer erste Anfragen für das kommende Jahr absagen: Das „Haus der Stille“ wird in Greifenstein nicht weiter fortgeführt.

 

 

Zur Ruhe zu kommen, geistliche Wege der Meditation einüben und über thematische Angebote eine eigene Lebensorientierung finden. Das sind die Schwerpunkte, die das „Haus der Stille“ mit seinem Programm noch bis zum Ende des Jahres Gruppen und Einzel-Teilnehmern anbietet.

 

FOTOS: Becker-von Wolff

 

 


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