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15.09.2013

„Die Trauer durchleben“

Das Thema Tod darf kein Tabu sein, sagt Tabitha Oehler. Sie gibt am 19. September Anregungen zur Trauerbewältigung und stellt ein lebensbejahendes Modell näher vor ...


Tabitha Oehler von der Trauerseelsorge der EKHN ist Gemeindepädagogin und ausgebildete Trauerbegleiterin. Sie kommt am Donnerstag, 19. September, nach Herborn. Im "Haus der Kirche und Diakonie", Am Hintersand 15, wird sie in der Begegnungsstätte von 19 bis 20.30 Uhr über die Bewältigung der Trauer sprechen. Ihr Ansatz? Sie appelliert für ein anderes Bewusstsein in der Gemeindearbeit. „Es gibt den alltäglichen Tod, aber wenn er zu nahe kommt, wird er selbst in unseren Gruppen und Kreisen ausgeklammert“, sage sie. Auch mit Kindern ließe sich beispielsweise im Kindergottesdienst über das Sterben sprechen, es muss nur gut vorbereitet sein.

 

Die eigene Angst vor dem Tod führe auch in christlichen Kreisen dazu, dass das Sterben zu einem Tabuthema verkomme, befürchtet die Trauerbegleiterin. Es sei Aufgabe der Kirche für die Menschen da zu sein, wenn sie trauern. Sie stellt in Herborn ein lebensbejahendes Modell der Trauerbewältigung vor. Die von William Worden beschriebenen vier Trauer-Aufgaben zeigen eine Psychologie der Trauer, die sich wohltuend von "Phasen" abhebt. Inzwischen ist das Modell erweitert auf sechs Trauer-Aufgaben. Sie bieten eine gute entlastende Strukturierung und Möglichkeit zur Reflektion für Betroffene wie Begleitende.

 

An diesem Abend geht es darum, die verschiedenen Traueraufgaben kennen zu lernen und sie etwas zu beleuchten um sich selbst oder andere, die trauern vielleicht besser verstehen zu können.

 

Zur Bedeutung der Trauerbegleitung in Kirchengemeinden sagt Tabitha Oehler: Das Trauergespräch und die Beerdigungsfeier sind für die Angehörigen wichtige trostspendende Momente, aber dabei dürfe es die Gemeinde nicht belassen. „Der erste Trost dauert nicht lange an. Wenn die Familienangehörigen wieder abgereist sind, wird der Verlust umso deutlicher. Die eigene Welt steht still, während die anderen zur Normalität übergehen“, beschreibt Tabitha Oehler den Trauerprozess. Für viele Menschen breche dann das bisherige Welt- und Glaubensbild zusammen.

 

Die Seelsorgerin setzt sich sehr dafür ein, das Kirchengemeinden Wochen nach der Beerdigung den Trauernden weitere Gesprächs- oder Begegnungsangebote anbieten. Die Bedeutung der Trauerbegleitung wachse mit der Beerdigung. Etwa sechs Wochen danach hake sie beispielsweise als Seelsorgerin bei Angehörigen nach. Kirchengemeinden empfiehlt sie Standardschreiben zu entwickeln, in denen das „Wir denken an Sie“ zum Ausdruck komme. Solche Schreiben könnten auch zum ersten Todestag, zum Hochzeitstag oder Geburtstag versendet werden.

 

Aber kein Brief ersetze die persönliche Begegnung. Was Gemeinden tun können, um Trauernde stärker zu unterstützen? Es müssten gar keine großartigen Dinge sein, sagte Tabitha Oehler. Hingehen und Beistehen – laute ihre Devise. Oft helfen praktische Dienste: Für den Nachbarn das Essen kochen, sich für ein paar Stunden um die Kinder kümmern oder ein interessiertes, nicht floskelhaftes Nachfragen, „wie geht es Euch?“ - Besuchsdienstkreise könnten besser auf die Situation geschult werden. Im Umgang mit Trauernden sei Fingerspitzengefühl gefragt.

 

Man solle nicht sagen „wenn Du Hilfe brauchst, komm‘ vorbei“ sondern aktiv die Begegnung suchen oder Vertrauensleute motivieren, die Familie zu begleiten. Auch sei Vorsicht geboten bei der zeitlichen Einordnung. Nicht jede Trauer sei nach einem Jahr verarbeitet: „Die Trauer ist ein ganz individueller Prozess, der mehrere Jahre andauern kann. Daher ist es wichtig, bei der trauernden Familie immer wieder mal nachzufragen, wie es ihr geht und was sie braucht“, sagt Oehler.

 

Das kann ganz unterschiedlich aussehen: Während die Mutter noch ums Überleben kämpft, ist der Vater eventuell in seiner Trauerverarbeitung schon einen Schritt weiter und will das Zimmer der verstorbenen Schwiegermutter ausräumen. Das Kind wiederum versteht das Weinen der Erwachsenen nicht, weil es doch weiß, Oma hat es gut – sie ist im Himmel.

 

„Kinder trauern anders als Erwachsene, sie verarbeiten das Erlebte auch anders“, sagt Tabitha Oehler. Wichtig sei es, dass sie am Geschehen beteiligt werden. Wenn sie es wünschten, sollten sie am Totenbett Abschied vom Angehörigen nehmen dürfen. Es sei auch eine Aufgabe des Pfarrers danach zu schauen, wie die Kinder bei der Trauerfeier beteiligt werden. Danach sei es wichtig, sie am Leben zu beteiligen und sie beispielsweise zu einer Kinderfreizeit der Gemeinde mit einzuladen.

 

Im Umgang mit Trauernden müsse man behutsam bleiben. Jedes Trauererlebnis hinterlasse Narben. Fälscherweise werde oft die Frau als Haupttrauernde gesehen, Männer müssen dann still leiden. Aber auch sie bräuchten Raum für ihre Trauer. Männer ließen sich eher über ihre Interessen und Hobbies zu Begegnungen einladen, beispielsweise zu einer gemeinsamen Motorradfahrt. Und manche Frauen suchten die Begleitung in einem Gesprächskreis.

 

Eine besondere Bedeutung komme den neuen Medien zu, die via Internet Trauernden einige Foren bieten. Die christlichen Kirchen sind über www.trauernetz.de oder www.telefonseelsorge.de jederzeit ansprechbar, sie bieten im Internet eine seelsorgerliche Begleitung an oder verweisen auf bestehende Trauergruppen in den Regionen.

 

In den Dekanaten Dillenburg und Herborn gibt es zwei Angebote für Trauernde. Eine Gruppe trifft sich in Herborn-Seelbach und ein weiteres Angebot besteht mit dem "Lichtblick" im Evangelischen Familienzentrum Frohnhausen.

 

 

Für evangelische Gemeinden in Hessen und Nassau steht die Fachberatung „Trauerseelsorge in der EKHN“ für Fort- und Weiterbildungsangebote, Vorträge oder die Vernetzung bestehender Trauergruppen zur Verfügung. Eine Bibliothek mit Fachliteratur rundet das Angebot ab. Die Sprechzeiten: Montags von 10 bis 13 Uhr, mittwochs von 16 bis 19 Uhr und donnerstags von 10 bis 13 Uhr.

 

» Kontakt:
Fachberatung „Trauerseelsorge in der EKHN“
Tabitha Oehler
Erica-Küppers-Haus
Herrngartenweg 5
64331 Weiterstadt-Braunshardt
Telefon 06150 / 15182
Mail: t.oehler(at)trauerseelsorge.de
Internet: www.trauerseelsorge.de

 

» Bild oben:
Mit dem Tod eines Angehörigen trudelt die Familie in ein Ungleichgewicht. Jeder durchlebe die Trauerphasen anders, sagt Tabitha Oehler.
Foto: Becker-von Wolff

 

 


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