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29.05.2013

Neues Leben für alte Orgel

Ein 264 Jahre altes Instrument wird in Steinbrücken aus dem Dornrösschen-Schlaf erweckt. Die Wang-Orgel hat eine Odyssee quer durch Hessen hinter sich...

Orgelbauer Manfred Richter (oben) und Dekanatskirchenmusiker Günter Emde haben noch alle Hände zu tun...

 

Eine alte Dame findet ein neues Zuhause: In der Evangelischen Kirche in Steinbrücken wird einer zu Lebzeiten von Johann Sebastian Bach gebauten Orgel neues Leben eingehaucht. Das 264jährige Instrument stand mehrere Jahre fast vergessen im Chorraum der Evangelischen Stadtkirche Herborn.

 

 

Das Instrument mit französischer Klangfarbe wird derzeit in einer Orgelwerkstatt in Lich (Oberhessen) umfassend aufgearbeitet. Die Orgelbauer sind mit der Rekonstruktion fehlender Originalteile beschäftigt. Nur Holz, Leder oder Messing werden als Material in dem historischen Klangkörper verbaut. Die alten Orgelpfeifen aus einer Zinn-Blei-Legierung, müssen mühevoll von einer Silberbronze-Übermalung und Verschmutzungen befreit werden. Viele sind verbogen oder beschädigt.

 

 

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Auch Veränderungen am Gehäuse der Orgel werden korrigiert. So wird der Orgelprospekt (die Schauseite der Orgel) komplett überholt und zum Teil rekonstruiert. In einer Werkstatt in Dillenburg-Niederscheld wird das Holzgehäuse mit einem neuen Leinöl-Anstrich versehen. Die Farben benötigen viel Zeit zum Trocknen. Dennoch sind alle Beteiligten zuversichtlich, dass die Orgel am Sonntag, 16. Juni, 10.30 Uhr, in der Evangelischen Kirchengemeinde Ewersbach, zu der die Kirche in Steinbrücken gehört, wieder ihre klangvolle Schönheit zeigen kann. Allerdings sind dazu noch viele Schritte notwendig.

 

 

Die Handwerker sind eifrig im Gotteshaus in Steinbrücken bei der Arbeit, daher ist die kleine Kirche vorübergehend gesperrt. Die Gottesdienste finden im benachbarten Gemeindehaus statt. Die alte Orgel, die nach über einem Jahr der Planung und Restaurierung von der Orgelbaufirma Förster und Nicolaus nun zentimetergenau eingepasst wird, lockt schon jetzt während der Arbeiten Besuch von Menschen an, die sehr gespannt auf die Fertigstellung sind, wie Orgelbauer Manfred Richter sagt.

 

 

Odyssee einer Orgel quer durch Hessen

 

Das Instrument wurde 1749 von Florenz Wang ursprünglich für die Hugenottenkirche in Usingen gebaut, berichtet Dekanatskirchenmusiker Günter Emde. Später wanderte das Instrument weiter in den Hochtaunus zur Evangelischen Kirche in Grävenwiesbach. Als man dort eine andere Orgel einbauen wollte, wurde die kleine Orgel mit ihren fünf Registern 1908 nach Merkenbach verkauft. Wahrscheinlich sind bei der Aufstellung erste Veränderungen am Orgelprospekt vorgenommen worden, die nun wieder bereinigt werden.

 

Als 1953 in Merkenbach die Kirche neu an einem anderen Standort gebaut wurde, sollte das Instrument weggeworfen werden. Der damalige Herborner Kantor Dr. Karl Titel konnte das verhindern. Die Orgel wurde in die Psychiatrischen Klinik in Herborn gebracht, und stand dort mehrere Jahre im Festsaal. Zwar wurde das Instrument in den Gottesdiensten gespielt, die damals noch im Festsaal gefeiert wurden. Es musste aber auch mehrere Ballwürfe aushalten, da der Festsaal werktags auch als Turnhalle genutzt wurde. In den 1970er Jahren wechselte das Instrument wieder seinen Standort. Nun Eigentum des hessischen Landeswohlfahrtverbandes kam das Instrument in den Chorraum der Herborner Stadtkirche. Später wurde die Orgel von der Evangelischen Kirchengemeinde Herborn vom LWV übernommen. Wurden anfänglich Kindergottesdienst und Passionsandachten im Chorraum der Kirche begleitet, fiel das Instrument im Laufe der letzten zwanzig Jahre in einen Dornröschen-Schlaf. Das ist nun vorbei.

 

Stimmiges Ensemble in Steinbrücken

 

„In Steinbrücken bildet künftig die barocke Orgel mit dem Kirchenraum der 300 Jahre alten Kirche ein stimmiges Ensemble“, sagt Dekanatskirchenmusiker Günter Emde überzeugt. Er freut sich, dass es im Dekanat Dillenburg eine weitere Wang-Orgel in der Evangelischen Stadtkirche Haiger und in der Evangelischen Stadtkirche Dillenburg einen gut erhaltenen Orgelprospekt dieses aus Luxemburg stammenden Orgelbauers gibt.

 

 

In der kleinen Steinbrücker Kirche wird die Orgel in ihrer originalen Bauweise mit fünf Registern zu sehen sein: In der Front der Spieltisch – dicht hinter der Kanzel, überragt von drei Spitztürmen, die bis an den Trägerbalken der Kirche reichen. Unsichtbar unter der Empore liegen die großen Basspfeifen, die für den Gebrauch in der Merkenbacher Kirche hinzugefügt wurden. Versteckt hinter dem schmalen Gehäuse stehen einige Pedalpfeifen, die helfen, dem Gemeindegesang Klangfundament zu geben. „So bilden Original, gewachsener Bestand nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten und die Ergänzungen zur zeitgemäßen Nutzung eine Einheit“, freut sich der Dillenburger Dekanatskirchenmusiker Günter Emde. „Dabei ist trotz sorgfältiger Trennung der unterschiedlichen historischen Bausubstanz ein zeitgemäßer Klangkörper zu erwarten.“

 

 

Orgelleidenschaft hat in Steinbrücken Tradition

 

Wie kommt das eigentlich? Eine alte Orgel „aufmöbeln“. Die Orgelleidenschaft hat in Steinbrücken Tradition. Schon die bisherige Walker-Orgel, die in der Kirchengemeinde Kestrich im Vogelsberg demnächst eine defekte elektrische Orgel ersetzt, ist durch hohes Engagement der Familie Reinhardt nach Steinbrücken in die Kirche gekommen. Als vor drei Jahren die Kirche in Steinbrücken restauriert wurde, wurde auch über die etwa alle 25 Jahre nötige „große Inspektion“ und Ausreinigung der Orgel nachgedacht.

 

 

Als sich nun die Chance bot die Wang-Orgel von der Kirchengemeinde Herborn zu erhalten, wuchs die Idee, den Klang dieses Instruments wieder hörbar zu machen. „Der Klang war und ist beeindruckend“, sagt Dekanatskirchenmusiker Günter Emde. „Eine solche Orgel zu restaurieren ist in der heutigen Zeit sicher ein Luxus, aber ein Team Begeisterter hat dieses Projekt gemeinsam umgesetzt.“

 

 

Die Rekonstruktion der Wang-Orgel kostet einen fünfstelligen Betrag, ein Großteil wird aus Spenden finanziert. Die Sponsorensuche war entscheidend. „Menschen, Firmen vor Ort und Institutionen haben mit uns an dieses Projekt geglaubt“, berichtet Kirchenvorsteher Andreas Giersbach. Und dann zählt er auf: „Die Hessische Sparkassen-Kulturstiftung, die Sparkasse Dillenburg, die beiden Volksbanken der Region, die Lions aus Dillenburg halfen mit großzügigen Spenden. Ohne einen solchen Grundstock wäre das nicht umsetzbar gewesen.“ Dennoch sind Spenden weiter hilfreich und nötig.

 

 

Warum hat die Kirchengemeinde sich diesen Luxus erlaubt? "Eine Antwort lautet: Weil uns für den Herrgott das Beste gerade gut genug ist. So haben es die Generationen vor uns gehalten, die mit Weniger auskommen mussten", sagt Pfarrerin Angelika Angerer. Sie ist sich sicher: „Diese Orgel hat einen dauerhaften Wert, für viele Menschen. Schön wird sie dazu. Die Farben der Kirche finden sich auch auf der Orgel wieder. Das gesamte Gebäude soll ein stimmiges Ganzes werden". Aber noch sind die Arbeiten im vollen Gange ...

 

 

» Bild oben: Die 264jährige Orgel wird in Steinbrücken in neuem Glanz erstrahlen. Derzeit wird sie komplett restauriert. Orgelbauer Manfred Richter fügt die alten und neuen Orgelregister zusammen. Zuletzt werden die historischen Orgelpfeifen eingehängt.

 

FOTO: Becker-von Wolff

 

 

» Weitere Informationen geben:

 

Förster & Nicolaus Orgelbau GmbH & Co. KG
Geschäftsführer Martin Müller
Kolnhäuser Strasse 5
35423 Lich
Telefon: 0 64 04 / 29 11
Mail: foerster_nicolaus(at)t-online.de

 

 

Dekanatskirchenmusiker Günter Emde
Telefon: 0 27 71 / 23 9 24
Mail: Guenter-Emde(at)t-online.de

 

 


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