Freitag geht am Sonntag
Achtzehn Jahre ist Wolfgang Freitag Klinikseelsorger an den Vitos Kliniken in Herborn. Ende des Monats ist damit Schluss. Doch vorher wird er noch verabschiedet...
Es klingt ein wenig kurios: Wolfgang Freitag, der langjährige Klinikseelsorger an der Vitos-Klinik in Herborn, hat als ein Freund ihn auf die Stelle aufmerksam machte, damals eher zögerlich reagiert. Da brauchte er noch den freundschaftlichen Rat: „Schaue es Dir wenigstens an!“
Das hat der aus Ost-Westfalen stammende Wolfgang Freitag dann auch getan und sich als Gemeindepädagoge auf die Stelle beworben. Das war vor 18 Jahren. Am Sonntag (28. Februar) wird er um 14.30 Uhr feierlich in den Ruhestand verabschiedet.
Sein Nachfolger Stephan Born wird im Gottesdienst in den Dienst eingeführt. Die Verabschiedung von Wolfgang Freitag und die Einführung von Stephan Born finden im Festsaal der Vitos Klinik Herborn (Austraße 40) statt.
„Mein erster Arbeitstag in Herborn war der 1. November 1997. Mir war ein bisschen mulmig, weil ich keine ganz genaue Vorstellung hatte, was mich dort erwartet“, sagt er heute zurückblickend. Besonders hilfreich erlebte er in den ersten Tagen die Unterstützung durch den damaligen Klinikpfarrer Martin Fritzsche: „Er ist mit mir durchs Gelände gewandert, hat mit mir Stationen besucht und mich allen vorgestellt“.
Damals gehörte auch noch das Friedrich-Zimmer-Krankenhaus mit seinen Beleg-Betten zum Aufgabengebiet der Herborner Klinikseelsorge. „Dort ging ich auf der Station von Zimmer zu Zimmer. Ich weiß noch, dass es mich, gerade im Anfang, immer Überwindung gekostet hat an die Tür zu klopfen“, sagt Freitag, der lange Jahre zuvor in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit in seiner Heimatgemeinde Dautphe tätig war.
Heute ist das ganz anders: Wenn Wolfgang Freitag auf die Stationen der Klinik kommt, wird er freundlich begrüßt. Er gehört zum Inventar und hat inzwischen auch Mitarbeitende aus der Klinik getraut oder deren Kinder getauft.
Wolfgang Freitag war in den zurückliegenden Jahren mehr als nur ein Seelsorger. Schnell hat er sich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eingebracht und mit den Mitarbeitern Freizeitangebote und Ausflüge für die stationär versorgten Jugendlichen organisiert und begleitet.
„Als ich mit meiner Arbeit anfing, waren die Patientinnen und Patienten im Akutkrankenhaus noch etwa 6 bis 9 Wochen in der Klinik. Inzwischen sind es nur noch etwa 30 Tage im Schnitt“, sagt Wolfgang Freitag und ergänzt: „Was manche Patienten damals wie heute gern nutzen, ist das Gespräch mit uns Seelsorgern außerhalb des therapeutischen Settings“.
Achtzehn Jahre war Wolfgang Freitag Klinikseelsorger an den Vitos Kliniken in Herborn. Einen Einschnitt hat es mit der Stellenkürzung der Klinikpfarrstelle im Jahr 2000 gegeben. Das Team um Pfarrerin Sabine Kohlbacher, Wolfgang Freitag und der katholischen Kollegin Maike Bittmann ist enger zusammengerückt.
So ganz leicht fällt ihm der Abschied Ende des Monats nicht: „Es läuft gerade so gut“, sagt er und lacht. Nachdem er den letzten Gottesdienst in der Klinik gehalten hat, folgen die Verabschiedungen im Kollegenkreis, vom Musikkreis, von Mitarbeitenden sowie von Patienten. Was ihn sehr bewegt, ist das Dankeschön einer langjährigen Patientin: „Sie haben mit mir meine Depressionen ausgehalten und hatten stets ein offenes Ohr!“
Wolfgang Freitag freut sich für seinen Nachfolger Stephan Born, der die Arbeit der Klinikseelsorge übernehmen wird: „Stephan Born ist hier kein Unbekannter, war er doch von 2001 bis 2006 bereits hier in der Klinikseelsorge tätig“, sagt Wolfgang Freitag. „Meinem Nachfolger wünsche ich, dass er sich gut in das Seelsorgeteam einfindet und sich daraus eine fruchtbare Zusammenarbeit ergibt. Im Blick auf die Klinikleitung und die Mitarbeitenden wünsche ich ihm, dass er die bisherige gute Zusammenarbeit fortsetzen kann. Was die Arbeit mit den Bewohnerinnen und Patienten angeht hoffe ich, dass man ihm mit Vertrauen begegnet“.
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